Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.Valtin von Nürnberg aber erhielt so viele Schläge und Schüsse, daß er für todt niederfiel. Unterdeß war Herzog Bogislav behende gewesen, und hatte in Ermangelung eines Schwertes einen Bratspieß genommen, an dem noch Hühner aufsteckten, die man gerade braten wollen. Mit demselben lief er den Seinen wieder zu Hülfe, und wie er seine Getreuesten erschlagen sah, da ergrimmte er in seinem Gemüthe, und er wollte sie rächen oder auch sterben, und er stach zuerst den großen Türken durch und durch, daß er ins Wasser fiel, und schlug und stach dann unter die Andern so feindlich, daß er sie über Bord zurück schlug. Darüber bekamen seine übrigen Gefährten wieder neuen Muth, und setzten desto heftiger gegen die Türken und trieben sie Alle wieder aus der Galeere. Auf einmal fingen, jetzt die Türken an, Feuer in die Segel zu schießen, und in die Galeere Feuerbälle zu werfen, also daß diese an allen Seiten brannte, und während nun die Christen genug zu thun hatten, das Feuer mit Wasser und mit Wein zu löschen, setzten die Heiden von Neuem mit Schießen und Schlagen ungeheuerlich gegen sie an. Solcher Uebermacht konnten die Christen zuletzt nicht mehr widerstehen, und sie sahen nichts anders mehr vor sich, denn daß sie Alle sterben müßten. In dieser Noth riefen sie laut den Himmel an, daß er ihnen helfen möge gegen das fressende Feuer und den grimmigen Feind. Und wie sie so beteten, da ließ überplötzlich der Oberste der Türken in seinem Schiffe abblasen und die Seinen vom Streite zurück fordern, und zogen Alle eilig von dannen, und ließen die Christen ohne alle fernere Anfechtung. Was die Ursache gewesen, daß die Türken so plötzlich sich zurückgezogen, das hat man niemals erfahren können, obgleich Etliche sagen, indem die Türken das Feuer in die Galeere geworfen, habe der Türken Oberster Christum und Valtin von Nürnberg aber erhielt so viele Schläge und Schüsse, daß er für todt niederfiel. Unterdeß war Herzog Bogislav behende gewesen, und hatte in Ermangelung eines Schwertes einen Bratspieß genommen, an dem noch Hühner aufsteckten, die man gerade braten wollen. Mit demselben lief er den Seinen wieder zu Hülfe, und wie er seine Getreuesten erschlagen sah, da ergrimmte er in seinem Gemüthe, und er wollte sie rächen oder auch sterben, und er stach zuerst den großen Türken durch und durch, daß er ins Wasser fiel, und schlug und stach dann unter die Andern so feindlich, daß er sie über Bord zurück schlug. Darüber bekamen seine übrigen Gefährten wieder neuen Muth, und setzten desto heftiger gegen die Türken und trieben sie Alle wieder aus der Galeere. Auf einmal fingen, jetzt die Türken an, Feuer in die Segel zu schießen, und in die Galeere Feuerbälle zu werfen, also daß diese an allen Seiten brannte, und während nun die Christen genug zu thun hatten, das Feuer mit Wasser und mit Wein zu löschen, setzten die Heiden von Neuem mit Schießen und Schlagen ungeheuerlich gegen sie an. Solcher Uebermacht konnten die Christen zuletzt nicht mehr widerstehen, und sie sahen nichts anders mehr vor sich, denn daß sie Alle sterben müßten. In dieser Noth riefen sie laut den Himmel an, daß er ihnen helfen möge gegen das fressende Feuer und den grimmigen Feind. Und wie sie so beteten, da ließ überplötzlich der Oberste der Türken in seinem Schiffe abblasen und die Seinen vom Streite zurück fordern, und zogen Alle eilig von dannen, und ließen die Christen ohne alle fernere Anfechtung. Was die Ursache gewesen, daß die Türken so plötzlich sich zurückgezogen, das hat man niemals erfahren können, obgleich Etliche sagen, indem die Türken das Feuer in die Galeere geworfen, habe der Türken Oberster Christum und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0114" n="82"/> Valtin von Nürnberg aber erhielt so viele Schläge und Schüsse, daß er für todt niederfiel.</p> <p>Unterdeß war Herzog Bogislav behende gewesen, und hatte in Ermangelung eines Schwertes einen Bratspieß genommen, an dem noch Hühner aufsteckten, die man gerade braten wollen. Mit demselben lief er den Seinen wieder zu Hülfe, und wie er seine Getreuesten erschlagen sah, da ergrimmte er in seinem Gemüthe, und er wollte sie rächen oder auch sterben, und er stach zuerst den großen Türken durch und durch, daß er ins Wasser fiel, und schlug und stach dann unter die Andern so feindlich, daß er sie über Bord zurück schlug. Darüber bekamen seine übrigen Gefährten wieder neuen Muth, und setzten desto heftiger gegen die Türken und trieben sie Alle wieder aus der Galeere.</p> <p>Auf einmal fingen, jetzt die Türken an, Feuer in die Segel zu schießen, und in die Galeere Feuerbälle zu werfen, also daß diese an allen Seiten brannte, und während nun die Christen genug zu thun hatten, das Feuer mit Wasser und mit Wein zu löschen, setzten die Heiden von Neuem mit Schießen und Schlagen ungeheuerlich gegen sie an. Solcher Uebermacht konnten die Christen zuletzt nicht mehr widerstehen, und sie sahen nichts anders mehr vor sich, denn daß sie Alle sterben müßten. In dieser Noth riefen sie laut den Himmel an, daß er ihnen helfen möge gegen das fressende Feuer und den grimmigen Feind. Und wie sie so beteten, da ließ überplötzlich der Oberste der Türken in seinem Schiffe abblasen und die Seinen vom Streite zurück fordern, und zogen Alle eilig von dannen, und ließen die Christen ohne alle fernere Anfechtung.</p> <p>Was die Ursache gewesen, daß die Türken so plötzlich sich zurückgezogen, das hat man niemals erfahren können, obgleich Etliche sagen, indem die Türken das Feuer in die Galeere geworfen, habe der Türken Oberster Christum und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0114]
Valtin von Nürnberg aber erhielt so viele Schläge und Schüsse, daß er für todt niederfiel.
Unterdeß war Herzog Bogislav behende gewesen, und hatte in Ermangelung eines Schwertes einen Bratspieß genommen, an dem noch Hühner aufsteckten, die man gerade braten wollen. Mit demselben lief er den Seinen wieder zu Hülfe, und wie er seine Getreuesten erschlagen sah, da ergrimmte er in seinem Gemüthe, und er wollte sie rächen oder auch sterben, und er stach zuerst den großen Türken durch und durch, daß er ins Wasser fiel, und schlug und stach dann unter die Andern so feindlich, daß er sie über Bord zurück schlug. Darüber bekamen seine übrigen Gefährten wieder neuen Muth, und setzten desto heftiger gegen die Türken und trieben sie Alle wieder aus der Galeere.
Auf einmal fingen, jetzt die Türken an, Feuer in die Segel zu schießen, und in die Galeere Feuerbälle zu werfen, also daß diese an allen Seiten brannte, und während nun die Christen genug zu thun hatten, das Feuer mit Wasser und mit Wein zu löschen, setzten die Heiden von Neuem mit Schießen und Schlagen ungeheuerlich gegen sie an. Solcher Uebermacht konnten die Christen zuletzt nicht mehr widerstehen, und sie sahen nichts anders mehr vor sich, denn daß sie Alle sterben müßten. In dieser Noth riefen sie laut den Himmel an, daß er ihnen helfen möge gegen das fressende Feuer und den grimmigen Feind. Und wie sie so beteten, da ließ überplötzlich der Oberste der Türken in seinem Schiffe abblasen und die Seinen vom Streite zurück fordern, und zogen Alle eilig von dannen, und ließen die Christen ohne alle fernere Anfechtung.
Was die Ursache gewesen, daß die Türken so plötzlich sich zurückgezogen, das hat man niemals erfahren können, obgleich Etliche sagen, indem die Türken das Feuer in die Galeere geworfen, habe der Türken Oberster Christum und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |