Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

als Inconsequenz ausgelegt werden würde. Die Stadt Stralsund nämlich, so wie sie noch bis auf den heutigen Tag eine Stellung behaupten will, die gegen die Stellung auch der am meisten privilegirten Corporationen im gegenwärtigen Staatsrechte wenigstens sehr eigenthümlich ist, hat sich von der ersten Zeit ihres Entstehens an eben so sehr durch diese nämliche Eigenthümlichkeit als durch die Wichtigkeit ihrer Stellung ausgezeichnet. Sie ist in sofern von ihrem Entstehen bis jetzt hin eine geschichtliche Merkwürdigkeit. Dieser ihr Charakter stellt sich nun auch wieder in ihren Sagen heraus, deren im Ganzen zwar nur wenige sind, von denen aber jede einzelne etwas so Besonderes und Eigenes, und zugleich in der angegebenen Hinsicht Charakteristisches hat, daß es schon darum allein Schade wäre, sie zu trennen, wenn sie auch nicht eben durch ihre Gesammtheit dazu beitrügen, uns ein Bild von dem ganz besonderen Leben einer merkwürdigen Stadt zu geben. Einigermaßen vervollständigt wird dieses Bild durch manche Sagen der, ebenfalls durch Eigenthümlichkeiten, wenn auch in einem weit geringeren Grade ausgezeichneten Stadt Greifswald; darum wurden auch deren Sagen meist in ihrem Zusammenhange mitgetheilt.

Eine dritte, wenn gleich nicht ganz hierher gehörige Schwierigkeit lag in der anordnenden Behandlung der einzelnen Sagen selbst, besonders der geschichtlichen. Schon den Preußischen Sagen wurde der Vorwurf gemacht, daß sie zu sehr zerrissen, daß anstatt einer Menge einzelner kleiner Sagen nicht eine einzige Sagengeschichte gegeben wäre. So hätten namentlich auch hier die Kämpfe der Wenden und Dänen, die Sagen vom H. Otto, von der Bekehrung der Insel Rügen, ferner die Sagen von Bogislav

als Inconsequenz ausgelegt werden würde. Die Stadt Stralsund nämlich, so wie sie noch bis auf den heutigen Tag eine Stellung behaupten will, die gegen die Stellung auch der am meisten privilegirten Corporationen im gegenwärtigen Staatsrechte wenigstens sehr eigenthümlich ist, hat sich von der ersten Zeit ihres Entstehens an eben so sehr durch diese nämliche Eigenthümlichkeit als durch die Wichtigkeit ihrer Stellung ausgezeichnet. Sie ist in sofern von ihrem Entstehen bis jetzt hin eine geschichtliche Merkwürdigkeit. Dieser ihr Charakter stellt sich nun auch wieder in ihren Sagen heraus, deren im Ganzen zwar nur wenige sind, von denen aber jede einzelne etwas so Besonderes und Eigenes, und zugleich in der angegebenen Hinsicht Charakteristisches hat, daß es schon darum allein Schade wäre, sie zu trennen, wenn sie auch nicht eben durch ihre Gesammtheit dazu beitrügen, uns ein Bild von dem ganz besonderen Leben einer merkwürdigen Stadt zu geben. Einigermaßen vervollständigt wird dieses Bild durch manche Sagen der, ebenfalls durch Eigenthümlichkeiten, wenn auch in einem weit geringeren Grade ausgezeichneten Stadt Greifswald; darum wurden auch deren Sagen meist in ihrem Zusammenhange mitgetheilt.

Eine dritte, wenn gleich nicht ganz hierher gehörige Schwierigkeit lag in der anordnenden Behandlung der einzelnen Sagen selbst, besonders der geschichtlichen. Schon den Preußischen Sagen wurde der Vorwurf gemacht, daß sie zu sehr zerrissen, daß anstatt einer Menge einzelner kleiner Sagen nicht eine einzige Sagengeschichte gegeben wäre. So hätten namentlich auch hier die Kämpfe der Wenden und Dänen, die Sagen vom H. Otto, von der Bekehrung der Insel Rügen, ferner die Sagen von Bogislav

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="XV"/>
als Inconsequenz ausgelegt werden würde. Die Stadt Stralsund nämlich, so wie sie noch bis auf den heutigen Tag eine Stellung behaupten will, die gegen die Stellung auch der am meisten privilegirten Corporationen im gegenwärtigen Staatsrechte wenigstens sehr eigenthümlich ist, hat sich von der ersten Zeit ihres Entstehens an eben so sehr durch diese nämliche Eigenthümlichkeit als durch die Wichtigkeit ihrer Stellung ausgezeichnet. Sie ist in sofern von ihrem Entstehen bis jetzt hin eine geschichtliche Merkwürdigkeit. Dieser ihr Charakter stellt sich nun auch wieder in ihren Sagen heraus, deren im Ganzen zwar nur wenige sind, von denen aber jede einzelne etwas so Besonderes und Eigenes, und zugleich in der angegebenen Hinsicht Charakteristisches hat, daß es schon darum allein Schade wäre, sie zu trennen, wenn sie auch nicht eben durch ihre Gesammtheit dazu beitrügen, uns ein Bild von dem ganz besonderen Leben einer merkwürdigen Stadt zu geben. Einigermaßen vervollständigt wird dieses Bild durch manche Sagen der, ebenfalls durch Eigenthümlichkeiten, wenn auch in einem weit geringeren Grade ausgezeichneten Stadt Greifswald; darum wurden auch deren Sagen meist in ihrem Zusammenhange mitgetheilt.</p>
        <p>Eine dritte, wenn gleich nicht ganz hierher gehörige Schwierigkeit lag in der anordnenden Behandlung der einzelnen Sagen selbst, besonders der geschichtlichen. Schon den Preußischen Sagen wurde der Vorwurf gemacht, daß sie zu sehr zerrissen, daß anstatt einer Menge einzelner kleiner Sagen nicht eine einzige Sagengeschichte gegeben wäre. So hätten namentlich auch hier die Kämpfe der Wenden und Dänen, die Sagen vom H. Otto, von der Bekehrung der Insel Rügen, ferner die Sagen von Bogislav
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XV/0017] als Inconsequenz ausgelegt werden würde. Die Stadt Stralsund nämlich, so wie sie noch bis auf den heutigen Tag eine Stellung behaupten will, die gegen die Stellung auch der am meisten privilegirten Corporationen im gegenwärtigen Staatsrechte wenigstens sehr eigenthümlich ist, hat sich von der ersten Zeit ihres Entstehens an eben so sehr durch diese nämliche Eigenthümlichkeit als durch die Wichtigkeit ihrer Stellung ausgezeichnet. Sie ist in sofern von ihrem Entstehen bis jetzt hin eine geschichtliche Merkwürdigkeit. Dieser ihr Charakter stellt sich nun auch wieder in ihren Sagen heraus, deren im Ganzen zwar nur wenige sind, von denen aber jede einzelne etwas so Besonderes und Eigenes, und zugleich in der angegebenen Hinsicht Charakteristisches hat, daß es schon darum allein Schade wäre, sie zu trennen, wenn sie auch nicht eben durch ihre Gesammtheit dazu beitrügen, uns ein Bild von dem ganz besonderen Leben einer merkwürdigen Stadt zu geben. Einigermaßen vervollständigt wird dieses Bild durch manche Sagen der, ebenfalls durch Eigenthümlichkeiten, wenn auch in einem weit geringeren Grade ausgezeichneten Stadt Greifswald; darum wurden auch deren Sagen meist in ihrem Zusammenhange mitgetheilt. Eine dritte, wenn gleich nicht ganz hierher gehörige Schwierigkeit lag in der anordnenden Behandlung der einzelnen Sagen selbst, besonders der geschichtlichen. Schon den Preußischen Sagen wurde der Vorwurf gemacht, daß sie zu sehr zerrissen, daß anstatt einer Menge einzelner kleiner Sagen nicht eine einzige Sagengeschichte gegeben wäre. So hätten namentlich auch hier die Kämpfe der Wenden und Dänen, die Sagen vom H. Otto, von der Bekehrung der Insel Rügen, ferner die Sagen von Bogislav

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/17
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/17>, abgerufen am 23.11.2024.