Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

die ihm bereitwillig ihre Acten mittheilte, und den Herren Professoren Böhmer und Hering in Stettin, die ihn nicht nur mit einer Menge von Beiträgen unterstützten, sondern ihm auch außerdem manchen lehrreichen Wink und manche freundliche Aufmunterung zu Theil werden ließen. Wer es weiß, mit wie vielen Schwierigkeiten das Sammeln von Volkssagen verbunden ist, zumal in der gegenwärtigen Zeit, wo die Cultur der unteren Stände des Volkes im Gähren, und in vieler Hinsicht noch eine Aftercultur ist, die namentlich auch durch ein vornehmes Verläugnen aller Eigenthümlichkeit, und mit ihr der Sage, sich kund giebt, der wird sich von der Aufrichtigkeit des hier ausgesprochenen Dankes überzeugen.

Es knüpft sich hieran noch eine Bemerkung. Die vorliegende Sammlung giebt Zeugniß von dem Sagenreichthum Pommerns. Schon bei den Preußischen Sagen wurde deren Reichthum anerkannt. Die Provinz Preußen aber hat über zwei Millionen Einwohner, wogegen Pommern kaum eine Million hat; in fast gleichem Verhältnisse steht das Areal beider Provinzen. Gleichwohl war, durch mehrjährigen unermüdeten Fleiß und durch vielfache Unterstützung, in Preußen eine nicht so reiche Sammlung zu Stande zu bringen, als die gegenwärtige. Nur Eins bedauert der Herausgeber hierbei: daß es ihm nicht hat gelingen wollen, von einzelnen, noch in mittelalterlicher Eigenthümlichkeit abgeschlossen lebenden Volksstämmen mehr Sagen zu erhalten, insbesondere von den Cassuben in Hinterpommern, zum Theil von den Mönchgutern auf der Insel Rügen. Es existirt bei diesen Stämmen eine, ganz ihrer äußeren Abgeschlossenheit gleichstehende innere Verschlossenheit,

die ihm bereitwillig ihre Acten mittheilte, und den Herren Professoren Böhmer und Hering in Stettin, die ihn nicht nur mit einer Menge von Beiträgen unterstützten, sondern ihm auch außerdem manchen lehrreichen Wink und manche freundliche Aufmunterung zu Theil werden ließen. Wer es weiß, mit wie vielen Schwierigkeiten das Sammeln von Volkssagen verbunden ist, zumal in der gegenwärtigen Zeit, wo die Cultur der unteren Stände des Volkes im Gähren, und in vieler Hinsicht noch eine Aftercultur ist, die namentlich auch durch ein vornehmes Verläugnen aller Eigenthümlichkeit, und mit ihr der Sage, sich kund giebt, der wird sich von der Aufrichtigkeit des hier ausgesprochenen Dankes überzeugen.

Es knüpft sich hieran noch eine Bemerkung. Die vorliegende Sammlung giebt Zeugniß von dem Sagenreichthum Pommerns. Schon bei den Preußischen Sagen wurde deren Reichthum anerkannt. Die Provinz Preußen aber hat über zwei Millionen Einwohner, wogegen Pommern kaum eine Million hat; in fast gleichem Verhältnisse steht das Areal beider Provinzen. Gleichwohl war, durch mehrjährigen unermüdeten Fleiß und durch vielfache Unterstützung, in Preußen eine nicht so reiche Sammlung zu Stande zu bringen, als die gegenwärtige. Nur Eins bedauert der Herausgeber hierbei: daß es ihm nicht hat gelingen wollen, von einzelnen, noch in mittelalterlicher Eigenthümlichkeit abgeschlossen lebenden Volksstämmen mehr Sagen zu erhalten, insbesondere von den Cassuben in Hinterpommern, zum Theil von den Mönchgutern auf der Insel Rügen. Es existirt bei diesen Stämmen eine, ganz ihrer äußeren Abgeschlossenheit gleichstehende innere Verschlossenheit,

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="XVII"/>
die ihm bereitwillig ihre Acten mittheilte, und den Herren Professoren <hi rendition="#g">Böhmer</hi> und <hi rendition="#g">Hering</hi> in Stettin, die ihn nicht nur mit einer Menge von Beiträgen unterstützten, sondern ihm auch außerdem manchen lehrreichen Wink und manche freundliche Aufmunterung zu Theil werden ließen. Wer es weiß, mit wie vielen Schwierigkeiten das Sammeln von Volkssagen verbunden ist, zumal in der gegenwärtigen Zeit, wo die Cultur der unteren Stände des Volkes im Gähren, und in vieler Hinsicht noch eine Aftercultur ist, die namentlich auch durch ein vornehmes Verläugnen aller Eigenthümlichkeit, und mit ihr der Sage, sich kund giebt, der wird sich von der Aufrichtigkeit des hier ausgesprochenen Dankes überzeugen.</p>
        <p>Es knüpft sich hieran noch eine Bemerkung. Die vorliegende Sammlung giebt Zeugniß von dem Sagenreichthum Pommerns. Schon bei den Preußischen Sagen wurde deren Reichthum anerkannt. Die Provinz Preußen aber hat über zwei Millionen Einwohner, wogegen Pommern kaum eine Million hat; in fast gleichem Verhältnisse steht das Areal beider Provinzen. Gleichwohl war, durch mehrjährigen unermüdeten Fleiß und durch vielfache Unterstützung, in Preußen eine nicht so reiche Sammlung zu Stande zu bringen, als die gegenwärtige. Nur Eins bedauert der Herausgeber hierbei: daß es ihm nicht hat gelingen wollen, von einzelnen, noch in mittelalterlicher Eigenthümlichkeit abgeschlossen lebenden Volksstämmen mehr Sagen zu erhalten, insbesondere von den Cassuben in Hinterpommern, zum Theil von den Mönchgutern auf der Insel Rügen. Es existirt bei diesen Stämmen eine, ganz ihrer äußeren Abgeschlossenheit gleichstehende innere Verschlossenheit,
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XVII/0019] die ihm bereitwillig ihre Acten mittheilte, und den Herren Professoren Böhmer und Hering in Stettin, die ihn nicht nur mit einer Menge von Beiträgen unterstützten, sondern ihm auch außerdem manchen lehrreichen Wink und manche freundliche Aufmunterung zu Theil werden ließen. Wer es weiß, mit wie vielen Schwierigkeiten das Sammeln von Volkssagen verbunden ist, zumal in der gegenwärtigen Zeit, wo die Cultur der unteren Stände des Volkes im Gähren, und in vieler Hinsicht noch eine Aftercultur ist, die namentlich auch durch ein vornehmes Verläugnen aller Eigenthümlichkeit, und mit ihr der Sage, sich kund giebt, der wird sich von der Aufrichtigkeit des hier ausgesprochenen Dankes überzeugen. Es knüpft sich hieran noch eine Bemerkung. Die vorliegende Sammlung giebt Zeugniß von dem Sagenreichthum Pommerns. Schon bei den Preußischen Sagen wurde deren Reichthum anerkannt. Die Provinz Preußen aber hat über zwei Millionen Einwohner, wogegen Pommern kaum eine Million hat; in fast gleichem Verhältnisse steht das Areal beider Provinzen. Gleichwohl war, durch mehrjährigen unermüdeten Fleiß und durch vielfache Unterstützung, in Preußen eine nicht so reiche Sammlung zu Stande zu bringen, als die gegenwärtige. Nur Eins bedauert der Herausgeber hierbei: daß es ihm nicht hat gelingen wollen, von einzelnen, noch in mittelalterlicher Eigenthümlichkeit abgeschlossen lebenden Volksstämmen mehr Sagen zu erhalten, insbesondere von den Cassuben in Hinterpommern, zum Theil von den Mönchgutern auf der Insel Rügen. Es existirt bei diesen Stämmen eine, ganz ihrer äußeren Abgeschlossenheit gleichstehende innere Verschlossenheit,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/19
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/19>, abgerufen am 03.12.2024.