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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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halten solle, damit der Fuchs sie nicht hole; da habe er sie denn nun mit den Hälsen an den Strick, und sich diesen um den Leib gebunden; so solle der Fuchs sie ihm gewiß nicht holen. Seine Reden und sein Thun gefielen dem Herzog so sehr, daß er ihn mit sich nahm, und als seinen Hofnarren bei sich behielt.

Der arme lustige Claus Hinze hat aber zuletzt ein gar trauriges Ende genommen. Als der Herzog nämlich von einem heftigen Fieber befallen war, und die Aerzte erklärten, er könne nur durch einen jähen Schreck geheilt werden, da unternahm Claus Hinze es, seinen Herrn zu heilen, und er stieß ihn unversehens ins Wasser. Der Herzog genas davon zwar wirklich; weil das aber ein Majestätsverbrechen war, so sollte der Hofnarr zum Scheine hingerichtet werden. Er hielt dies jedoch für Ernst, und als der Scharfrichter, anstatt des Schwertes, mit einer Ruthe ihn in den Nacken hieb, fiel er vor Schreck um, und war todt.

Das Dorf Hinzendorf, welches früher Butterdorf geheißen, soll ihm der Herzog bei seinen Lebzeiten geschenkt haben. Auf dem Kirchhofe daselbst, neben einer Eiche, befindet sich auch noch sein Grabmal. Es ist ein langer, viereckiger Stein. Claus Hinze steht darauf abgebildet in Lebensgröße, mit Schellen auf dem Kopfe und einer Keule in der Hand, wie sie die Gänsehirten zu tragen pflegen. Um den Leib hat er den Strick mit den Gänsen, zu seinen Füßen liegt eine Bierkanne. Sein Todestag war der 17. März 1599.

Brüggemann, Beschreibung von Vor- und Hinterpommern, Th. II. Bd. 1. S. 226.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.

halten solle, damit der Fuchs sie nicht hole; da habe er sie denn nun mit den Hälsen an den Strick, und sich diesen um den Leib gebunden; so solle der Fuchs sie ihm gewiß nicht holen. Seine Reden und sein Thun gefielen dem Herzog so sehr, daß er ihn mit sich nahm, und als seinen Hofnarren bei sich behielt.

Der arme lustige Claus Hinze hat aber zuletzt ein gar trauriges Ende genommen. Als der Herzog nämlich von einem heftigen Fieber befallen war, und die Aerzte erklärten, er könne nur durch einen jähen Schreck geheilt werden, da unternahm Claus Hinze es, seinen Herrn zu heilen, und er stieß ihn unversehens ins Wasser. Der Herzog genas davon zwar wirklich; weil das aber ein Majestätsverbrechen war, so sollte der Hofnarr zum Scheine hingerichtet werden. Er hielt dies jedoch für Ernst, und als der Scharfrichter, anstatt des Schwertes, mit einer Ruthe ihn in den Nacken hieb, fiel er vor Schreck um, und war todt.

Das Dorf Hinzendorf, welches früher Butterdorf geheißen, soll ihm der Herzog bei seinen Lebzeiten geschenkt haben. Auf dem Kirchhofe daselbst, neben einer Eiche, befindet sich auch noch sein Grabmal. Es ist ein langer, viereckiger Stein. Claus Hinze steht darauf abgebildet in Lebensgröße, mit Schellen auf dem Kopfe und einer Keule in der Hand, wie sie die Gänsehirten zu tragen pflegen. Um den Leib hat er den Strick mit den Gänsen, zu seinen Füßen liegt eine Bierkanne. Sein Todestag war der 17. März 1599.

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          <p>Das Dorf Hinzendorf, welches früher Butterdorf geheißen, soll ihm der Herzog bei seinen Lebzeiten geschenkt haben. Auf dem Kirchhofe daselbst, neben einer Eiche, befindet sich auch noch sein Grabmal. Es ist ein langer, viereckiger Stein. Claus Hinze steht darauf abgebildet in Lebensgröße, mit Schellen auf dem Kopfe und einer Keule in der Hand, wie sie die Gänsehirten zu tragen pflegen. Um den Leib hat er den Strick mit den Gänsen, zu seinen Füßen liegt eine Bierkanne. Sein Todestag war der 17. März 1599.</p>
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[183/0215] halten solle, damit der Fuchs sie nicht hole; da habe er sie denn nun mit den Hälsen an den Strick, und sich diesen um den Leib gebunden; so solle der Fuchs sie ihm gewiß nicht holen. Seine Reden und sein Thun gefielen dem Herzog so sehr, daß er ihn mit sich nahm, und als seinen Hofnarren bei sich behielt. Der arme lustige Claus Hinze hat aber zuletzt ein gar trauriges Ende genommen. Als der Herzog nämlich von einem heftigen Fieber befallen war, und die Aerzte erklärten, er könne nur durch einen jähen Schreck geheilt werden, da unternahm Claus Hinze es, seinen Herrn zu heilen, und er stieß ihn unversehens ins Wasser. Der Herzog genas davon zwar wirklich; weil das aber ein Majestätsverbrechen war, so sollte der Hofnarr zum Scheine hingerichtet werden. Er hielt dies jedoch für Ernst, und als der Scharfrichter, anstatt des Schwertes, mit einer Ruthe ihn in den Nacken hieb, fiel er vor Schreck um, und war todt. Das Dorf Hinzendorf, welches früher Butterdorf geheißen, soll ihm der Herzog bei seinen Lebzeiten geschenkt haben. Auf dem Kirchhofe daselbst, neben einer Eiche, befindet sich auch noch sein Grabmal. Es ist ein langer, viereckiger Stein. Claus Hinze steht darauf abgebildet in Lebensgröße, mit Schellen auf dem Kopfe und einer Keule in der Hand, wie sie die Gänsehirten zu tragen pflegen. Um den Leib hat er den Strick mit den Gänsen, zu seinen Füßen liegt eine Bierkanne. Sein Todestag war der 17. März 1599. Brüggemann, Beschreibung von Vor- und Hinterpommern, Th. II. Bd. 1. S. 226. Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/215>, abgerufen am 29.11.2024.