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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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am brennen wäre. Die Bauern dachten gleich, daß da der Schatz liegen müsse; sie hatten aber keinen Muth, näher heran zu reiten, denn sie fürchteten, daß der Teufel, der den Schatz bewacht, ihnen den Hals umdrehen möchte. Nur einer von ihnen wagte es; er ritt hin, ohne ein Wort zu sprechen, sprang vom Pferde ab, und füllte sich alle seine Taschen mit Kohlen. Als er aber zu Hause kam und nachsah, was er mitgebracht habe, da fand er nichts als todte Mäuse in seinen Taschen. Nun sagten ihm die Leute zwar, daß er vorher Salz auf die brennenden Kohlen streuen müsse, und er ging wieder hin und that das auch; aber er brachte doch auch dasmal nichts zu Hause, als nur schwarze Holzkohlen. Es muß also eine ganz eigne Bewandniß mit dem Heben dieses Schatzes haben.

Vgl. E. M. Arndt, Märchen und Jugenderinnerungen, I. S. 397-400.
208. Die Jungfrau im Ziegenorter Forst.

In dem Ziegenorter Forst zwischen Stettin und Uckermünde sah man in früheren Zeiten oft eine weiße Jungfrau sitzen, die laut weinte und durch den Wald klagte. Sie saß gewöhnlich an einem kleinen Bache, der dort unten im Thale fließt. Sie war dorthin gebannt worden, und konnte nicht anders erlöset werden, als wenn Jemand sie am St. Johannistage durch den Bach trug. Sie hat viele, viele Jahre hierauf warten müssen, und manchen Johannistag hörte man ihre Klagen und Bitten um Erlösung an die Vorübergehenden durch den Wald schallen. Alle, die da vorübergingen, und sie sahen und hörten, fürchteten sich vor dem Zauber, und wagten nicht heran zu gehen, sondern machten, daß sie eilig von dannen kamen. Zuletzt an einem St. Johannistage war einstmals ein Jäger an dem Bache eingeschlafen. Wie der um Mittag

am brennen wäre. Die Bauern dachten gleich, daß da der Schatz liegen müsse; sie hatten aber keinen Muth, näher heran zu reiten, denn sie fürchteten, daß der Teufel, der den Schatz bewacht, ihnen den Hals umdrehen möchte. Nur einer von ihnen wagte es; er ritt hin, ohne ein Wort zu sprechen, sprang vom Pferde ab, und füllte sich alle seine Taschen mit Kohlen. Als er aber zu Hause kam und nachsah, was er mitgebracht habe, da fand er nichts als todte Mäuse in seinen Taschen. Nun sagten ihm die Leute zwar, daß er vorher Salz auf die brennenden Kohlen streuen müsse, und er ging wieder hin und that das auch; aber er brachte doch auch dasmal nichts zu Hause, als nur schwarze Holzkohlen. Es muß also eine ganz eigne Bewandniß mit dem Heben dieses Schatzes haben.

Vgl. E. M. Arndt, Märchen und Jugenderinnerungen, I. S. 397–400.
208. Die Jungfrau im Ziegenorter Forst.

In dem Ziegenorter Forst zwischen Stettin und Uckermünde sah man in früheren Zeiten oft eine weiße Jungfrau sitzen, die laut weinte und durch den Wald klagte. Sie saß gewöhnlich an einem kleinen Bache, der dort unten im Thale fließt. Sie war dorthin gebannt worden, und konnte nicht anders erlöset werden, als wenn Jemand sie am St. Johannistage durch den Bach trug. Sie hat viele, viele Jahre hierauf warten müssen, und manchen Johannistag hörte man ihre Klagen und Bitten um Erlösung an die Vorübergehenden durch den Wald schallen. Alle, die da vorübergingen, und sie sahen und hörten, fürchteten sich vor dem Zauber, und wagten nicht heran zu gehen, sondern machten, daß sie eilig von dannen kamen. Zuletzt an einem St. Johannistage war einstmals ein Jäger an dem Bache eingeschlafen. Wie der um Mittag

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[242/0274] am brennen wäre. Die Bauern dachten gleich, daß da der Schatz liegen müsse; sie hatten aber keinen Muth, näher heran zu reiten, denn sie fürchteten, daß der Teufel, der den Schatz bewacht, ihnen den Hals umdrehen möchte. Nur einer von ihnen wagte es; er ritt hin, ohne ein Wort zu sprechen, sprang vom Pferde ab, und füllte sich alle seine Taschen mit Kohlen. Als er aber zu Hause kam und nachsah, was er mitgebracht habe, da fand er nichts als todte Mäuse in seinen Taschen. Nun sagten ihm die Leute zwar, daß er vorher Salz auf die brennenden Kohlen streuen müsse, und er ging wieder hin und that das auch; aber er brachte doch auch dasmal nichts zu Hause, als nur schwarze Holzkohlen. Es muß also eine ganz eigne Bewandniß mit dem Heben dieses Schatzes haben. Vgl. E. M. Arndt, Märchen und Jugenderinnerungen, I. S. 397–400. 208. Die Jungfrau im Ziegenorter Forst. In dem Ziegenorter Forst zwischen Stettin und Uckermünde sah man in früheren Zeiten oft eine weiße Jungfrau sitzen, die laut weinte und durch den Wald klagte. Sie saß gewöhnlich an einem kleinen Bache, der dort unten im Thale fließt. Sie war dorthin gebannt worden, und konnte nicht anders erlöset werden, als wenn Jemand sie am St. Johannistage durch den Bach trug. Sie hat viele, viele Jahre hierauf warten müssen, und manchen Johannistag hörte man ihre Klagen und Bitten um Erlösung an die Vorübergehenden durch den Wald schallen. Alle, die da vorübergingen, und sie sahen und hörten, fürchteten sich vor dem Zauber, und wagten nicht heran zu gehen, sondern machten, daß sie eilig von dannen kamen. Zuletzt an einem St. Johannistage war einstmals ein Jäger an dem Bache eingeschlafen. Wie der um Mittag

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/274>, abgerufen am 22.11.2024.