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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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und es schlich sich ein Zwerg herein, der riß ihr schnell das Kind vom Schooße und lief damit fort; die Frau hat das Kind niemals wieder gesehen. Einer anderen Frau glückte es eines Abends noch eben, ihr Kind an der Ferse fest zu halten, als sie eingeschlafen war, und ein Zwerg es ihr vom Schooße hatte stehlen wollen.

Ein andermal kam zu einer Köchin eine große dicke Kröte in die Küche. Die Köchin nahm einen Spaten, um das Thier todt zu schlagen, dieses aber kroch geschwind unter eine Tranktonne und rettete so mit genauer Noth sein Leben. Nicht lange danach wurde das Mädchen von den Zwergen zu Gevatter gebeten, und wie sie zugesagt hatte, des Nachts unter dem Backtroge in die Erde geführt. Sie mußte viele Treppen heruntersteigen, bis sie in das Zimmer der Kindbetterin kam. Hier war Alles von Gold und Silber, und die Wöchnerin selbst war über und über mit Juwelen bedeckt. Nachdem das Kind getauft war, setzte man sich zu Tische; der Tisch war gedeckt mit lauter golddurchwirkten Laken, und mit vielen köstlichen Speisen besetzt, die in silbernen und goldenen Schüsseln standen. Aber über dem Kopfe der Köchin hing auf einmal ein großer schwerer Mühlstein an einem seidenen Faden. Darüber erschrak die Köchin sehr und wollte in ihrer Angst geschwinde aufstehen. Die Kindbetterin sagte aber zu ihr: Fürchte dich nicht, dir wird nichts geschehen; ich wollte dir nur zeigen, wie angst mir war, als du mich vor Kurzem in der Küche mit dem Spaten verfolgtest, und mein Leben auch an einem seidenen Faden hing. Das Mädchen konnte aber doch seine Furcht nicht verwinden, bis es zuletzt mit vielen Geschenken entlassen wurde.

Wieder ein ander Mal hatte sich ein vornehmer Zwerg in ein schönes Mädchen verliebt, und begehrte sie mit Gewalt zur Frau. Das Mädchen hatte zwar einen großen

und es schlich sich ein Zwerg herein, der riß ihr schnell das Kind vom Schooße und lief damit fort; die Frau hat das Kind niemals wieder gesehen. Einer anderen Frau glückte es eines Abends noch eben, ihr Kind an der Ferse fest zu halten, als sie eingeschlafen war, und ein Zwerg es ihr vom Schooße hatte stehlen wollen.

Ein andermal kam zu einer Köchin eine große dicke Kröte in die Küche. Die Köchin nahm einen Spaten, um das Thier todt zu schlagen, dieses aber kroch geschwind unter eine Tranktonne und rettete so mit genauer Noth sein Leben. Nicht lange danach wurde das Mädchen von den Zwergen zu Gevatter gebeten, und wie sie zugesagt hatte, des Nachts unter dem Backtroge in die Erde geführt. Sie mußte viele Treppen heruntersteigen, bis sie in das Zimmer der Kindbetterin kam. Hier war Alles von Gold und Silber, und die Wöchnerin selbst war über und über mit Juwelen bedeckt. Nachdem das Kind getauft war, setzte man sich zu Tische; der Tisch war gedeckt mit lauter golddurchwirkten Laken, und mit vielen köstlichen Speisen besetzt, die in silbernen und goldenen Schüsseln standen. Aber über dem Kopfe der Köchin hing auf einmal ein großer schwerer Mühlstein an einem seidenen Faden. Darüber erschrak die Köchin sehr und wollte in ihrer Angst geschwinde aufstehen. Die Kindbetterin sagte aber zu ihr: Fürchte dich nicht, dir wird nichts geschehen; ich wollte dir nur zeigen, wie angst mir war, als du mich vor Kurzem in der Küche mit dem Spaten verfolgtest, und mein Leben auch an einem seidenen Faden hing. Das Mädchen konnte aber doch seine Furcht nicht verwinden, bis es zuletzt mit vielen Geschenken entlassen wurde.

Wieder ein ander Mal hatte sich ein vornehmer Zwerg in ein schönes Mädchen verliebt, und begehrte sie mit Gewalt zur Frau. Das Mädchen hatte zwar einen großen

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[255/0287] und es schlich sich ein Zwerg herein, der riß ihr schnell das Kind vom Schooße und lief damit fort; die Frau hat das Kind niemals wieder gesehen. Einer anderen Frau glückte es eines Abends noch eben, ihr Kind an der Ferse fest zu halten, als sie eingeschlafen war, und ein Zwerg es ihr vom Schooße hatte stehlen wollen. Ein andermal kam zu einer Köchin eine große dicke Kröte in die Küche. Die Köchin nahm einen Spaten, um das Thier todt zu schlagen, dieses aber kroch geschwind unter eine Tranktonne und rettete so mit genauer Noth sein Leben. Nicht lange danach wurde das Mädchen von den Zwergen zu Gevatter gebeten, und wie sie zugesagt hatte, des Nachts unter dem Backtroge in die Erde geführt. Sie mußte viele Treppen heruntersteigen, bis sie in das Zimmer der Kindbetterin kam. Hier war Alles von Gold und Silber, und die Wöchnerin selbst war über und über mit Juwelen bedeckt. Nachdem das Kind getauft war, setzte man sich zu Tische; der Tisch war gedeckt mit lauter golddurchwirkten Laken, und mit vielen köstlichen Speisen besetzt, die in silbernen und goldenen Schüsseln standen. Aber über dem Kopfe der Köchin hing auf einmal ein großer schwerer Mühlstein an einem seidenen Faden. Darüber erschrak die Köchin sehr und wollte in ihrer Angst geschwinde aufstehen. Die Kindbetterin sagte aber zu ihr: Fürchte dich nicht, dir wird nichts geschehen; ich wollte dir nur zeigen, wie angst mir war, als du mich vor Kurzem in der Küche mit dem Spaten verfolgtest, und mein Leben auch an einem seidenen Faden hing. Das Mädchen konnte aber doch seine Furcht nicht verwinden, bis es zuletzt mit vielen Geschenken entlassen wurde. Wieder ein ander Mal hatte sich ein vornehmer Zwerg in ein schönes Mädchen verliebt, und begehrte sie mit Gewalt zur Frau. Das Mädchen hatte zwar einen großen

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/287>, abgerufen am 21.11.2024.