Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

dieselbe oft, und baten sie, ihnen einen Backtrog zu leihen. Die Frau that das gern, und als sie ihr am anderen Morgen den Trog zurückbrachten, hatten sie zur Dankbarkeit ein schönes, feines Brod hineingelegt.

Ein andermal hörte diese Frau, wie des Nachts unten in ihrem Keller Musik und sonstiges Geräusch war. Sie ging daher hinunter, um zu sehen, was es da gebe, und erblickte durch eine Spalte der Thür, daß der Keller hell erleuchtet und voller Uellerkens war. Einer von ihnen saß auf einem Fasse und geigte, und die Uebrigen tanzten und spielten und schmauseten. Die Frau beging nun die Unvorsichtigkeit, daß sie mit ihrem Lichte in den Keller hineintrat. Das fremde Licht konnten die Uellerkens nicht vertragen. Sie verschwanden deshalb augenblicklich, und löschten ihre Lichter und auch das Licht der Frau aus, daß sie kaum aus der Finsterniß sich wieder herausfinden konnte. Böse waren sie ihr aber nicht geworden, denn als sie am anderen Morgen in den Keller zurückging, fand sie darin schöne Sachen, welche die Uellerkens ihr zum Geschenke zurückgelassen hatten.

Mündlich.
218. Die Unterirdischen bei Bernstein.

Auch in der Gegend der Stadt Bernstein in Pommern halten sich viele kleine Zwerge auf, welche von den Leuten dort die Unterirdischen genannt werden. Einer von ihnen kam einstens auf lange Zeit zu einem armen Schuhmacher und half ihm bei der Arbeit, so daß der Schuhmacher schon anfing zu Gelde zu kommen. Da fiel es dem Manne ein, sich gegen den Kleinen dankbar zu beweisen, und er ließ ihm einen hübschen neuen Rock machen. So etwas können die Unterirdischen aber nicht vertragen, und als der Zwerg daher den Rock bekam, ging er gleich

dieselbe oft, und baten sie, ihnen einen Backtrog zu leihen. Die Frau that das gern, und als sie ihr am anderen Morgen den Trog zurückbrachten, hatten sie zur Dankbarkeit ein schönes, feines Brod hineingelegt.

Ein andermal hörte diese Frau, wie des Nachts unten in ihrem Keller Musik und sonstiges Geräusch war. Sie ging daher hinunter, um zu sehen, was es da gebe, und erblickte durch eine Spalte der Thür, daß der Keller hell erleuchtet und voller Uellerkens war. Einer von ihnen saß auf einem Fasse und geigte, und die Uebrigen tanzten und spielten und schmauseten. Die Frau beging nun die Unvorsichtigkeit, daß sie mit ihrem Lichte in den Keller hineintrat. Das fremde Licht konnten die Uellerkens nicht vertragen. Sie verschwanden deshalb augenblicklich, und löschten ihre Lichter und auch das Licht der Frau aus, daß sie kaum aus der Finsterniß sich wieder herausfinden konnte. Böse waren sie ihr aber nicht geworden, denn als sie am anderen Morgen in den Keller zurückging, fand sie darin schöne Sachen, welche die Uellerkens ihr zum Geschenke zurückgelassen hatten.

Mündlich.
218. Die Unterirdischen bei Bernstein.

Auch in der Gegend der Stadt Bernstein in Pommern halten sich viele kleine Zwerge auf, welche von den Leuten dort die Unterirdischen genannt werden. Einer von ihnen kam einstens auf lange Zeit zu einem armen Schuhmacher und half ihm bei der Arbeit, so daß der Schuhmacher schon anfing zu Gelde zu kommen. Da fiel es dem Manne ein, sich gegen den Kleinen dankbar zu beweisen, und er ließ ihm einen hübschen neuen Rock machen. So etwas können die Unterirdischen aber nicht vertragen, und als der Zwerg daher den Rock bekam, ging er gleich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0289" n="257"/>
dieselbe oft, und baten sie, ihnen einen Backtrog zu leihen. Die Frau that das gern, und als sie ihr am anderen Morgen den Trog zurückbrachten, hatten sie zur Dankbarkeit ein schönes, feines Brod hineingelegt.</p>
          <p>Ein andermal hörte diese Frau, wie des Nachts unten in ihrem Keller Musik und sonstiges Geräusch war. Sie ging daher hinunter, um zu sehen, was es da gebe, und erblickte durch eine Spalte der Thür, daß der Keller hell erleuchtet und voller Uellerkens war. Einer von ihnen saß auf einem Fasse und geigte, und die Uebrigen tanzten und spielten und schmauseten. Die Frau beging nun die Unvorsichtigkeit, daß sie mit ihrem Lichte in den Keller hineintrat. Das fremde Licht konnten die Uellerkens nicht vertragen. Sie verschwanden deshalb augenblicklich, und löschten ihre Lichter und auch das Licht der Frau aus, daß sie kaum aus der Finsterniß sich wieder herausfinden konnte. Böse waren sie ihr aber nicht geworden, denn als sie am anderen Morgen in den Keller zurückging, fand sie darin schöne Sachen, welche die Uellerkens ihr zum Geschenke zurückgelassen hatten.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>218. Die Unterirdischen bei Bernstein.</head><lb/>
          <p>Auch in der Gegend der Stadt Bernstein in Pommern halten sich viele kleine Zwerge auf, welche von den Leuten dort die Unterirdischen genannt werden. Einer von ihnen kam einstens auf lange Zeit zu einem armen Schuhmacher und half ihm bei der Arbeit, so daß der Schuhmacher schon anfing zu Gelde zu kommen. Da fiel es dem Manne ein, sich gegen den Kleinen dankbar zu beweisen, und er ließ ihm einen hübschen neuen Rock machen. So etwas können die Unterirdischen aber nicht vertragen, und als der Zwerg daher den Rock bekam, ging er gleich
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0289] dieselbe oft, und baten sie, ihnen einen Backtrog zu leihen. Die Frau that das gern, und als sie ihr am anderen Morgen den Trog zurückbrachten, hatten sie zur Dankbarkeit ein schönes, feines Brod hineingelegt. Ein andermal hörte diese Frau, wie des Nachts unten in ihrem Keller Musik und sonstiges Geräusch war. Sie ging daher hinunter, um zu sehen, was es da gebe, und erblickte durch eine Spalte der Thür, daß der Keller hell erleuchtet und voller Uellerkens war. Einer von ihnen saß auf einem Fasse und geigte, und die Uebrigen tanzten und spielten und schmauseten. Die Frau beging nun die Unvorsichtigkeit, daß sie mit ihrem Lichte in den Keller hineintrat. Das fremde Licht konnten die Uellerkens nicht vertragen. Sie verschwanden deshalb augenblicklich, und löschten ihre Lichter und auch das Licht der Frau aus, daß sie kaum aus der Finsterniß sich wieder herausfinden konnte. Böse waren sie ihr aber nicht geworden, denn als sie am anderen Morgen in den Keller zurückging, fand sie darin schöne Sachen, welche die Uellerkens ihr zum Geschenke zurückgelassen hatten. Mündlich. 218. Die Unterirdischen bei Bernstein. Auch in der Gegend der Stadt Bernstein in Pommern halten sich viele kleine Zwerge auf, welche von den Leuten dort die Unterirdischen genannt werden. Einer von ihnen kam einstens auf lange Zeit zu einem armen Schuhmacher und half ihm bei der Arbeit, so daß der Schuhmacher schon anfing zu Gelde zu kommen. Da fiel es dem Manne ein, sich gegen den Kleinen dankbar zu beweisen, und er ließ ihm einen hübschen neuen Rock machen. So etwas können die Unterirdischen aber nicht vertragen, und als der Zwerg daher den Rock bekam, ging er gleich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/289
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/289>, abgerufen am 22.11.2024.