Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

ärgerte sie sich sehr, und nur um ihrem Manne zu zeigen, daß er sein Zureden hätte sparen können, nahm sie eine Bohnenranke und einige Hobelspähne mit sich. Die warf sie, als sie wieder zu Hause gekommen war, ihrem Manne in die Werkstätte mit den Worten: Da hast du den Juks! Aber wie verwunderten sich die guten Leute, als sie näher die Sachen besahen, und nun auf einmal entdeckten, daß die Bohnenranke eine schwere goldene Kette, und die Hobelspähne lauter silberne Löffel waren. Die Frau lief nun zwar geschwinde noch einmal in den Schuhhagen; aber sie konnte von dem Kehrichthaufen nichts wieder auffinden.

Ein solcher Glücksbote kam auch zu einer anderen Frau, indem er ihr eine Stelle im Schuhhagen anzeigte, wo sie einen Schatz finden werde, der nur eine Handbreit mit Erde bedeckt sey. Weil die Frau gerade in Wochen lag, so theilte sie ihrem Manne die Botschaft des Glücksboten mit. Der ging denn auch zu der angezeigten Stelle; wie er aber da nichts als einen Korb mit Fischschuppen fand, so wurde er ärgerlich, und nahm davon eine Handvoll, die er seiner Frau mit den Worten auf das Bette warf: da ist der Schatz! In dem Augenblicke aber sah er, daß die Fischschuppen lauter blanke Thaler waren. Auch er ging nun zwar noch einmal zu der Stelle, er fand aber nichts mehr dort.

Mündlich.
236. Der Grenzwächter.

Zu einer Zeit war großer Streit zwischen den Mecklenburgern und Pommern über die rechte Landesgrenze. Man hatte seit Jahren nicht mehr auf sie geachtet, und die ältesten Leute wußten sich nicht zu erinnern, wo sie herging. Da kam zuletzt ein ganz alter Förster, der zeigte sie an, und sagte sonder allem Zweifel: hier ist sie gewesen.

ärgerte sie sich sehr, und nur um ihrem Manne zu zeigen, daß er sein Zureden hätte sparen können, nahm sie eine Bohnenranke und einige Hobelspähne mit sich. Die warf sie, als sie wieder zu Hause gekommen war, ihrem Manne in die Werkstätte mit den Worten: Da hast du den Juks! Aber wie verwunderten sich die guten Leute, als sie näher die Sachen besahen, und nun auf einmal entdeckten, daß die Bohnenranke eine schwere goldene Kette, und die Hobelspähne lauter silberne Löffel waren. Die Frau lief nun zwar geschwinde noch einmal in den Schuhhagen; aber sie konnte von dem Kehrichthaufen nichts wieder auffinden.

Ein solcher Glücksbote kam auch zu einer anderen Frau, indem er ihr eine Stelle im Schuhhagen anzeigte, wo sie einen Schatz finden werde, der nur eine Handbreit mit Erde bedeckt sey. Weil die Frau gerade in Wochen lag, so theilte sie ihrem Manne die Botschaft des Glücksboten mit. Der ging denn auch zu der angezeigten Stelle; wie er aber da nichts als einen Korb mit Fischschuppen fand, so wurde er ärgerlich, und nahm davon eine Handvoll, die er seiner Frau mit den Worten auf das Bette warf: da ist der Schatz! In dem Augenblicke aber sah er, daß die Fischschuppen lauter blanke Thaler waren. Auch er ging nun zwar noch einmal zu der Stelle, er fand aber nichts mehr dort.

Mündlich.
236. Der Grenzwächter.

Zu einer Zeit war großer Streit zwischen den Mecklenburgern und Pommern über die rechte Landesgrenze. Man hatte seit Jahren nicht mehr auf sie geachtet, und die ältesten Leute wußten sich nicht zu erinnern, wo sie herging. Da kam zuletzt ein ganz alter Förster, der zeigte sie an, und sagte sonder allem Zweifel: hier ist sie gewesen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0310" n="278"/>
ärgerte sie sich sehr, und nur um ihrem Manne zu zeigen, daß er sein Zureden hätte sparen können, nahm sie eine Bohnenranke und einige Hobelspähne mit sich. Die warf sie, als sie wieder zu Hause gekommen war, ihrem Manne in die Werkstätte mit den Worten: Da hast du den Juks! Aber wie verwunderten sich die guten Leute, als sie näher die Sachen besahen, und nun auf einmal entdeckten, daß die Bohnenranke eine schwere goldene Kette, und die Hobelspähne lauter silberne Löffel waren. Die Frau lief nun zwar geschwinde noch einmal in den Schuhhagen; aber sie konnte von dem Kehrichthaufen nichts wieder auffinden.</p>
          <p>Ein solcher Glücksbote kam auch zu einer anderen Frau, indem er ihr eine Stelle im Schuhhagen anzeigte, wo sie einen Schatz finden werde, der nur eine Handbreit mit Erde bedeckt sey. Weil die Frau gerade in Wochen lag, so theilte sie ihrem Manne die Botschaft des Glücksboten mit. Der ging denn auch zu der angezeigten Stelle; wie er aber da nichts als einen Korb mit Fischschuppen fand, so wurde er ärgerlich, und nahm davon eine Handvoll, die er seiner Frau mit den Worten auf das Bette warf: da ist der Schatz! In dem Augenblicke aber sah er, daß die Fischschuppen lauter blanke Thaler waren. Auch er ging nun zwar noch einmal zu der Stelle, er fand aber nichts mehr dort.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>236. Der Grenzwächter.</head><lb/>
          <p>Zu einer Zeit war großer Streit zwischen den Mecklenburgern und Pommern über die rechte Landesgrenze. Man hatte seit Jahren nicht mehr auf sie geachtet, und die ältesten Leute wußten sich nicht zu erinnern, wo sie herging. Da kam zuletzt ein ganz alter Förster, der zeigte sie an, und sagte sonder allem Zweifel: hier ist sie gewesen.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0310] ärgerte sie sich sehr, und nur um ihrem Manne zu zeigen, daß er sein Zureden hätte sparen können, nahm sie eine Bohnenranke und einige Hobelspähne mit sich. Die warf sie, als sie wieder zu Hause gekommen war, ihrem Manne in die Werkstätte mit den Worten: Da hast du den Juks! Aber wie verwunderten sich die guten Leute, als sie näher die Sachen besahen, und nun auf einmal entdeckten, daß die Bohnenranke eine schwere goldene Kette, und die Hobelspähne lauter silberne Löffel waren. Die Frau lief nun zwar geschwinde noch einmal in den Schuhhagen; aber sie konnte von dem Kehrichthaufen nichts wieder auffinden. Ein solcher Glücksbote kam auch zu einer anderen Frau, indem er ihr eine Stelle im Schuhhagen anzeigte, wo sie einen Schatz finden werde, der nur eine Handbreit mit Erde bedeckt sey. Weil die Frau gerade in Wochen lag, so theilte sie ihrem Manne die Botschaft des Glücksboten mit. Der ging denn auch zu der angezeigten Stelle; wie er aber da nichts als einen Korb mit Fischschuppen fand, so wurde er ärgerlich, und nahm davon eine Handvoll, die er seiner Frau mit den Worten auf das Bette warf: da ist der Schatz! In dem Augenblicke aber sah er, daß die Fischschuppen lauter blanke Thaler waren. Auch er ging nun zwar noch einmal zu der Stelle, er fand aber nichts mehr dort. Mündlich. 236. Der Grenzwächter. Zu einer Zeit war großer Streit zwischen den Mecklenburgern und Pommern über die rechte Landesgrenze. Man hatte seit Jahren nicht mehr auf sie geachtet, und die ältesten Leute wußten sich nicht zu erinnern, wo sie herging. Da kam zuletzt ein ganz alter Förster, der zeigte sie an, und sagte sonder allem Zweifel: hier ist sie gewesen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/310
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/310>, abgerufen am 22.11.2024.