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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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gehabt haben, sich drei Donnerstage nach einander in demselben Wasser zu baden. Wenn ihr Gesinde zu Bette gegangen, hat sie sich gewöhnlich hingesetzt, und den Judas-Psalm gebetet. Als ihr Chim auf die Letzt etwas schwach geworden und nicht Alles, was sie gewollt, mehr hat ausführen können, hat sie sich von der Wolde Albrechts deren Geist, welcher Jürgen geheißen, zur Hülfe geben lassen.

Solche Zauberkünste hat sie getrieben, bis sie an die achtzig Jahre ist alt geworden. Da hat man zuerst die Hexereien der Wolde Albrechts entdeckt, und diese hat darauf, als man sie auf der Folterbank peinlich gefragt, auch von der Sidonia Borken Alles bekannt. Man hat sodann auch diese Letztere vor Gericht gezogen. Anfangs hat sie hartnäckig geläugnet und sich für unschuldig erklärt. Zuletzt aber, als man auch sie peinlich gefragt, hat sie alle ihre Gräuelthaten zugestanden, deren dann eine Menge an den Tag gekommen. Sie ist darauf, im Jahre 1620 vor dem Mühlenthore zu Stettin enthauptet und ihr Körper verbrannt worden. Man sagt, daß dabei aus dem Scheiterhaufen eine Elster in die Höhe geflogen sey. Ihre Seele soll man in Gestalt dieses Vogels noch jetzt oft in der Abenddämmerung vor dem Mühlenthore herumfliegen sehen.

Selbst während ihres Hexenprozesses hat sie das Zaubern nicht unterlassen können. So lebten zu damaliger Zeit zwei Herren von Mellenthin, die reiseten eines Tages zwischen Schlötenitz und Schellin; und wie sie dabei über den Prozeß der Sidonia Borken sich unterredeten, erhob sich urplötzlich ein so gräuliches Stürmen und Brausen in der Luft, daß die Pferde vor dem Wagen sich losrissen und davon liefen. Sie wurden erst bei Stargard ganz verschüchtert wiedergefunden.

Das Zauberwesen, wodurch sie die sechs Fürsten zu

gehabt haben, sich drei Donnerstage nach einander in demselben Wasser zu baden. Wenn ihr Gesinde zu Bette gegangen, hat sie sich gewöhnlich hingesetzt, und den Judas-Psalm gebetet. Als ihr Chim auf die Letzt etwas schwach geworden und nicht Alles, was sie gewollt, mehr hat ausführen können, hat sie sich von der Wolde Albrechts deren Geist, welcher Jürgen geheißen, zur Hülfe geben lassen.

Solche Zauberkünste hat sie getrieben, bis sie an die achtzig Jahre ist alt geworden. Da hat man zuerst die Hexereien der Wolde Albrechts entdeckt, und diese hat darauf, als man sie auf der Folterbank peinlich gefragt, auch von der Sidonia Borken Alles bekannt. Man hat sodann auch diese Letztere vor Gericht gezogen. Anfangs hat sie hartnäckig geläugnet und sich für unschuldig erklärt. Zuletzt aber, als man auch sie peinlich gefragt, hat sie alle ihre Gräuelthaten zugestanden, deren dann eine Menge an den Tag gekommen. Sie ist darauf, im Jahre 1620 vor dem Mühlenthore zu Stettin enthauptet und ihr Körper verbrannt worden. Man sagt, daß dabei aus dem Scheiterhaufen eine Elster in die Höhe geflogen sey. Ihre Seele soll man in Gestalt dieses Vogels noch jetzt oft in der Abenddämmerung vor dem Mühlenthore herumfliegen sehen.

Selbst während ihres Hexenprozesses hat sie das Zaubern nicht unterlassen können. So lebten zu damaliger Zeit zwei Herren von Mellenthin, die reiseten eines Tages zwischen Schlötenitz und Schellin; und wie sie dabei über den Prozeß der Sidonia Borken sich unterredeten, erhob sich urplötzlich ein so gräuliches Stürmen und Brausen in der Luft, daß die Pferde vor dem Wagen sich losrissen und davon liefen. Sie wurden erst bei Stargard ganz verschüchtert wiedergefunden.

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[291/0323] gehabt haben, sich drei Donnerstage nach einander in demselben Wasser zu baden. Wenn ihr Gesinde zu Bette gegangen, hat sie sich gewöhnlich hingesetzt, und den Judas-Psalm gebetet. Als ihr Chim auf die Letzt etwas schwach geworden und nicht Alles, was sie gewollt, mehr hat ausführen können, hat sie sich von der Wolde Albrechts deren Geist, welcher Jürgen geheißen, zur Hülfe geben lassen. Solche Zauberkünste hat sie getrieben, bis sie an die achtzig Jahre ist alt geworden. Da hat man zuerst die Hexereien der Wolde Albrechts entdeckt, und diese hat darauf, als man sie auf der Folterbank peinlich gefragt, auch von der Sidonia Borken Alles bekannt. Man hat sodann auch diese Letztere vor Gericht gezogen. Anfangs hat sie hartnäckig geläugnet und sich für unschuldig erklärt. Zuletzt aber, als man auch sie peinlich gefragt, hat sie alle ihre Gräuelthaten zugestanden, deren dann eine Menge an den Tag gekommen. Sie ist darauf, im Jahre 1620 vor dem Mühlenthore zu Stettin enthauptet und ihr Körper verbrannt worden. Man sagt, daß dabei aus dem Scheiterhaufen eine Elster in die Höhe geflogen sey. Ihre Seele soll man in Gestalt dieses Vogels noch jetzt oft in der Abenddämmerung vor dem Mühlenthore herumfliegen sehen. Selbst während ihres Hexenprozesses hat sie das Zaubern nicht unterlassen können. So lebten zu damaliger Zeit zwei Herren von Mellenthin, die reiseten eines Tages zwischen Schlötenitz und Schellin; und wie sie dabei über den Prozeß der Sidonia Borken sich unterredeten, erhob sich urplötzlich ein so gräuliches Stürmen und Brausen in der Luft, daß die Pferde vor dem Wagen sich losrissen und davon liefen. Sie wurden erst bei Stargard ganz verschüchtert wiedergefunden. Das Zauberwesen, wodurch sie die sechs Fürsten zu

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/323>, abgerufen am 22.11.2024.