Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Teufelsstreiche kamen zuletzt doch an das Tageslicht, und sie wurde nun zum Feuertode verurtheilt. Da nahm der Prediger, der noch immer an ihre Schuld nicht glauben wollte, mit ihr die Abrede, daß sie nach ihrer Hinrichtung ihm erscheinen solle, wenn sie unschuldig sey als eine Taube, sonst aber als ein Rabe. Nachdem sie nun aber hingerichtet war, da erschien auf einmal dem Prediger ein schwarzer Rabe, der schrie deutlich: Coax, Coax, Gott einmal verschworen, derselbe ewig verloren! Darauf erkannte der Prediger, daß er sich doch geirrt habe, und daß Kirchengehen und Bibellesen allein es nicht thuen.

Mündlich.
249. Die Hexenmütze und der Kreuzdornstock.

In der Stadt Grimmen gab es früher viele Hexen, so wie die Stadt auch noch jetzt in dem Rufe der Hexerei steht. Einstmals sollten daselbst zwei Hexen zu gleicher Zeit verbrannt werden. Die eine davon starb bald, die andere aber konnte gar nicht zu Tode kommen, denn das Feuer des Scheiterhaufens stieß immer von ihr ab, anstatt sie zu ergreifen. Da kam ein Mann mit einem Kreuzdornstocke herbei, mit dem stieß er der Hexe, welche Maria Krüger hieß, eine schwarze Mütze vom Kopfe, die man ihr gelassen hatte. Mit einem Male flog ein schwarzer Rabe von ihr, und nun verbrannte sie augenblicklich.

Mündlich.
250. Das Gespenst zu Hohen-Bünsow.

Zu Weihnachten des Jahres 1687 hat sich in dem Pfarrhause des Dorfes Hohen-Bünsow ein gar sonderbarliches Gespenst eingefunden. Es erschien am ersten Weihnachtstage, als der Pastor nicht zu Hause, sondern zur

Teufelsstreiche kamen zuletzt doch an das Tageslicht, und sie wurde nun zum Feuertode verurtheilt. Da nahm der Prediger, der noch immer an ihre Schuld nicht glauben wollte, mit ihr die Abrede, daß sie nach ihrer Hinrichtung ihm erscheinen solle, wenn sie unschuldig sey als eine Taube, sonst aber als ein Rabe. Nachdem sie nun aber hingerichtet war, da erschien auf einmal dem Prediger ein schwarzer Rabe, der schrie deutlich: Coax, Coax, Gott einmal verschworen, derselbe ewig verloren! Darauf erkannte der Prediger, daß er sich doch geirrt habe, und daß Kirchengehen und Bibellesen allein es nicht thuen.

Mündlich.
249. Die Hexenmütze und der Kreuzdornstock.

In der Stadt Grimmen gab es früher viele Hexen, so wie die Stadt auch noch jetzt in dem Rufe der Hexerei steht. Einstmals sollten daselbst zwei Hexen zu gleicher Zeit verbrannt werden. Die eine davon starb bald, die andere aber konnte gar nicht zu Tode kommen, denn das Feuer des Scheiterhaufens stieß immer von ihr ab, anstatt sie zu ergreifen. Da kam ein Mann mit einem Kreuzdornstocke herbei, mit dem stieß er der Hexe, welche Maria Krüger hieß, eine schwarze Mütze vom Kopfe, die man ihr gelassen hatte. Mit einem Male flog ein schwarzer Rabe von ihr, und nun verbrannte sie augenblicklich.

Mündlich.
250. Das Gespenst zu Hohen-Bünsow.

Zu Weihnachten des Jahres 1687 hat sich in dem Pfarrhause des Dorfes Hohen-Bünsow ein gar sonderbarliches Gespenst eingefunden. Es erschien am ersten Weihnachtstage, als der Pastor nicht zu Hause, sondern zur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0325" n="293"/>
Teufelsstreiche kamen zuletzt doch an das Tageslicht, und sie wurde nun zum Feuertode verurtheilt. Da nahm der Prediger, der noch immer an ihre Schuld nicht glauben wollte, mit ihr die Abrede, daß sie nach ihrer Hinrichtung ihm erscheinen solle, wenn sie unschuldig sey als eine Taube, sonst aber als ein Rabe. Nachdem sie nun aber hingerichtet war, da erschien auf einmal dem Prediger ein schwarzer Rabe, der schrie deutlich: Coax, Coax, Gott einmal verschworen, derselbe ewig verloren! Darauf erkannte der Prediger, daß er sich doch geirrt habe, und daß Kirchengehen und Bibellesen allein es nicht thuen.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>249. Die Hexenmütze und der Kreuzdornstock.</head><lb/>
          <p>In der Stadt Grimmen gab es früher viele Hexen, so wie die Stadt auch noch jetzt in dem Rufe der Hexerei steht. Einstmals sollten daselbst zwei Hexen zu gleicher Zeit verbrannt werden. Die eine davon starb bald, die andere aber konnte gar nicht zu Tode kommen, denn das Feuer des Scheiterhaufens stieß immer von ihr ab, anstatt sie zu ergreifen. Da kam ein Mann mit einem Kreuzdornstocke herbei, mit dem stieß er der Hexe, welche Maria Krüger hieß, eine schwarze Mütze vom Kopfe, die man ihr gelassen hatte. Mit einem Male flog ein schwarzer Rabe von ihr, und nun verbrannte sie augenblicklich.</p>
          <listBibl>
            <bibl>Mündlich.</bibl><lb/>
          </listBibl>
        </div>
        <div n="2">
          <head>250. Das Gespenst zu Hohen-Bünsow.</head><lb/>
          <p>Zu Weihnachten des Jahres 1687 hat sich in dem Pfarrhause des Dorfes Hohen-Bünsow ein gar sonderbarliches Gespenst eingefunden. Es erschien am ersten Weihnachtstage, als der Pastor nicht zu Hause, sondern zur
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0325] Teufelsstreiche kamen zuletzt doch an das Tageslicht, und sie wurde nun zum Feuertode verurtheilt. Da nahm der Prediger, der noch immer an ihre Schuld nicht glauben wollte, mit ihr die Abrede, daß sie nach ihrer Hinrichtung ihm erscheinen solle, wenn sie unschuldig sey als eine Taube, sonst aber als ein Rabe. Nachdem sie nun aber hingerichtet war, da erschien auf einmal dem Prediger ein schwarzer Rabe, der schrie deutlich: Coax, Coax, Gott einmal verschworen, derselbe ewig verloren! Darauf erkannte der Prediger, daß er sich doch geirrt habe, und daß Kirchengehen und Bibellesen allein es nicht thuen. Mündlich. 249. Die Hexenmütze und der Kreuzdornstock. In der Stadt Grimmen gab es früher viele Hexen, so wie die Stadt auch noch jetzt in dem Rufe der Hexerei steht. Einstmals sollten daselbst zwei Hexen zu gleicher Zeit verbrannt werden. Die eine davon starb bald, die andere aber konnte gar nicht zu Tode kommen, denn das Feuer des Scheiterhaufens stieß immer von ihr ab, anstatt sie zu ergreifen. Da kam ein Mann mit einem Kreuzdornstocke herbei, mit dem stieß er der Hexe, welche Maria Krüger hieß, eine schwarze Mütze vom Kopfe, die man ihr gelassen hatte. Mit einem Male flog ein schwarzer Rabe von ihr, und nun verbrannte sie augenblicklich. Mündlich. 250. Das Gespenst zu Hohen-Bünsow. Zu Weihnachten des Jahres 1687 hat sich in dem Pfarrhause des Dorfes Hohen-Bünsow ein gar sonderbarliches Gespenst eingefunden. Es erschien am ersten Weihnachtstage, als der Pastor nicht zu Hause, sondern zur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • als Grundlage dienen die Editionsrichtlinien von Wikisource.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Gesperrter Text wird kursiv
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Einzüge werden nicht übernommen
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Fußnoten der Vorlage sind fortlaufend nummeriert und folgen jeweils am Schluß des Textes.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/325
Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/325>, abgerufen am 22.11.2024.