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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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auf einmal ein ganz kleines Männlein mit einem großen, schweren Sack vor ihm, und fragte ihn: Willst du Brod? Der Bürger erschrak, daß er nichts antworten konnte, wich auf die Seite, und lief eilends davon. Das kleine Männlein aber lief hinter ihm her, und war immer ganz dicht ihm an den Fersen. Und als er endlich an seinem Hause angekommen war, da fragte es noch einmal: Willst du Brod? Der Bürger antwortete auch diesmal nicht. Da nahm das Männlein den Sack und warf ihn gegen das Haus, das klang gerade, wie lauter Gold und Silber. Gleich darauf waren Männlein und Sack verschwunden.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
255. Das Waldhorn zu Gahlkow.

In dem Herrenhause des Hofes Gahlkow am Greifswalder Bodden, welcher gegenwärtig der Familie von Wahl zugehört, spukt es schon seit langen Zeiten auf eine gar sonderbare Weise. Man hört nämlich oft, besonders in stillen Nächten, ganz deutlich den Ton eines Waldhorns, welches die Melodie des geistlichen Bußliedes bläst: Herr, an dir hab' ich gesündigt! Dies Blasen geht manchmal durch das ganze Haus, meistentheils ist es aber oben auf dem Boden. Von der Entstehung desselben erzählt man sich folgende Geschichte: Vor vielen Jahren, als das Gut noch bei einer anderen Familie war, lebte zu Gahlkow einmal ein Herr, der ein sehr ausschweifendes Leben führte. Wie der eines Abends in der Abenddämmerung mit seinem Kutscher von Greifswald zurückgefahren kam, da sah er am Wege ein Frauenzimmer stehen, die schön von Gliedern und Angesicht und mit herrlichen Kleidern angethan war. Der Gutsherr ließ geschwinde halten, und begab sich mit der Fremden in ein Gespräch; er sagte ihr

auf einmal ein ganz kleines Männlein mit einem großen, schweren Sack vor ihm, und fragte ihn: Willst du Brod? Der Bürger erschrak, daß er nichts antworten konnte, wich auf die Seite, und lief eilends davon. Das kleine Männlein aber lief hinter ihm her, und war immer ganz dicht ihm an den Fersen. Und als er endlich an seinem Hause angekommen war, da fragte es noch einmal: Willst du Brod? Der Bürger antwortete auch diesmal nicht. Da nahm das Männlein den Sack und warf ihn gegen das Haus, das klang gerade, wie lauter Gold und Silber. Gleich darauf waren Männlein und Sack verschwunden.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.
255. Das Waldhorn zu Gahlkow.

In dem Herrenhause des Hofes Gahlkow am Greifswalder Bodden, welcher gegenwärtig der Familie von Wahl zugehört, spukt es schon seit langen Zeiten auf eine gar sonderbare Weise. Man hört nämlich oft, besonders in stillen Nächten, ganz deutlich den Ton eines Waldhorns, welches die Melodie des geistlichen Bußliedes bläst: Herr, an dir hab’ ich gesündigt! Dies Blasen geht manchmal durch das ganze Haus, meistentheils ist es aber oben auf dem Boden. Von der Entstehung desselben erzählt man sich folgende Geschichte: Vor vielen Jahren, als das Gut noch bei einer anderen Familie war, lebte zu Gahlkow einmal ein Herr, der ein sehr ausschweifendes Leben führte. Wie der eines Abends in der Abenddämmerung mit seinem Kutscher von Greifswald zurückgefahren kam, da sah er am Wege ein Frauenzimmer stehen, die schön von Gliedern und Angesicht und mit herrlichen Kleidern angethan war. Der Gutsherr ließ geschwinde halten, und begab sich mit der Fremden in ein Gespräch; er sagte ihr

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[303/0335] auf einmal ein ganz kleines Männlein mit einem großen, schweren Sack vor ihm, und fragte ihn: Willst du Brod? Der Bürger erschrak, daß er nichts antworten konnte, wich auf die Seite, und lief eilends davon. Das kleine Männlein aber lief hinter ihm her, und war immer ganz dicht ihm an den Fersen. Und als er endlich an seinem Hause angekommen war, da fragte es noch einmal: Willst du Brod? Der Bürger antwortete auch diesmal nicht. Da nahm das Männlein den Sack und warf ihn gegen das Haus, das klang gerade, wie lauter Gold und Silber. Gleich darauf waren Männlein und Sack verschwunden. Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte. 255. Das Waldhorn zu Gahlkow. In dem Herrenhause des Hofes Gahlkow am Greifswalder Bodden, welcher gegenwärtig der Familie von Wahl zugehört, spukt es schon seit langen Zeiten auf eine gar sonderbare Weise. Man hört nämlich oft, besonders in stillen Nächten, ganz deutlich den Ton eines Waldhorns, welches die Melodie des geistlichen Bußliedes bläst: Herr, an dir hab’ ich gesündigt! Dies Blasen geht manchmal durch das ganze Haus, meistentheils ist es aber oben auf dem Boden. Von der Entstehung desselben erzählt man sich folgende Geschichte: Vor vielen Jahren, als das Gut noch bei einer anderen Familie war, lebte zu Gahlkow einmal ein Herr, der ein sehr ausschweifendes Leben führte. Wie der eines Abends in der Abenddämmerung mit seinem Kutscher von Greifswald zurückgefahren kam, da sah er am Wege ein Frauenzimmer stehen, die schön von Gliedern und Angesicht und mit herrlichen Kleidern angethan war. Der Gutsherr ließ geschwinde halten, und begab sich mit der Fremden in ein Gespräch; er sagte ihr

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/335>, abgerufen am 22.11.2024.