Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.droheten, war in der Gegend von Stettin ein Amtmann, der auch viel Korn auf dem Felde stehen hatte, das er nicht einfahren konnte. Darüber wurde der Mann so erbost, daß er, anstatt zu beten, lästerlich dem lieben Gott drohete, wenn er nicht in drei Tagen ander Wetter mache, so wolle er ihm schon was zeigen. Und als die drei Tage um waren, aber kein ander Wetter sich eingestellt hatte, da nahm er sein geladen Gewehr, und schoß damit in seiner gotteslästerlichen Verblendung dreimal gen Himmel nach dem lieben Gott. Kaum hatte er aber den dritten Schuß gethan, so versank er bis mitten an den Leib in die Erde hinein, und es war kein Mensch im Stande, ihn wieder hervorzuziehen. Man schickte zuletzt zu dem Prediger nach Stettin; aber auch der soll ihm nicht haben helfen können, so daß er jämmerlich hat sterben müssen. Diese Geschichte ist in ganz Pommern bekannt geworden. Mündlich. 265. Der Teufel auf dem Tanzboden*). Es hatte sich seit langen Zeiten der Teufel in leibhafter Gestalt auf der Erde nicht wieder sehen lassen; die Leute sagen, weil er desto mehr unter anderen Gestalten umhergehe. Vor einigen Tagen hat man ihn aber doch wieder einmal ordentlich als Teufel erblickt. Es war nämlich vor einigen Wochen, im März des Jahres 1839, als ein Bauernmädchen, die des Morgens zum heiligen Abendmahle gewesen war, desselbigen Abends auf einen Tanzboden in der Nähe von Stralsund ging, und dort anfing zu tanzen, ohne der heiligen Handlung vom Morgen her noch eingedenk zu seyn. Da kam auf einmal ein Fremder zu ihr, der sie zum Tanz aufforderte, und wie *) Geschrieben im April 1839.
droheten, war in der Gegend von Stettin ein Amtmann, der auch viel Korn auf dem Felde stehen hatte, das er nicht einfahren konnte. Darüber wurde der Mann so erbost, daß er, anstatt zu beten, lästerlich dem lieben Gott drohete, wenn er nicht in drei Tagen ander Wetter mache, so wolle er ihm schon was zeigen. Und als die drei Tage um waren, aber kein ander Wetter sich eingestellt hatte, da nahm er sein geladen Gewehr, und schoß damit in seiner gotteslästerlichen Verblendung dreimal gen Himmel nach dem lieben Gott. Kaum hatte er aber den dritten Schuß gethan, so versank er bis mitten an den Leib in die Erde hinein, und es war kein Mensch im Stande, ihn wieder hervorzuziehen. Man schickte zuletzt zu dem Prediger nach Stettin; aber auch der soll ihm nicht haben helfen können, so daß er jämmerlich hat sterben müssen. Diese Geschichte ist in ganz Pommern bekannt geworden. Mündlich. 265. Der Teufel auf dem Tanzboden*). Es hatte sich seit langen Zeiten der Teufel in leibhafter Gestalt auf der Erde nicht wieder sehen lassen; die Leute sagen, weil er desto mehr unter anderen Gestalten umhergehe. Vor einigen Tagen hat man ihn aber doch wieder einmal ordentlich als Teufel erblickt. Es war nämlich vor einigen Wochen, im März des Jahres 1839, als ein Bauernmädchen, die des Morgens zum heiligen Abendmahle gewesen war, desselbigen Abends auf einen Tanzboden in der Nähe von Stralsund ging, und dort anfing zu tanzen, ohne der heiligen Handlung vom Morgen her noch eingedenk zu seyn. Da kam auf einmal ein Fremder zu ihr, der sie zum Tanz aufforderte, und wie *) Geschrieben im April 1839.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0344" n="312"/> droheten, war in der Gegend von Stettin ein Amtmann, der auch viel Korn auf dem Felde stehen hatte, das er nicht einfahren konnte. Darüber wurde der Mann so erbost, daß er, anstatt zu beten, lästerlich dem lieben Gott drohete, wenn er nicht in drei Tagen ander Wetter mache, so wolle er ihm schon was zeigen. Und als die drei Tage um waren, aber kein ander Wetter sich eingestellt hatte, da nahm er sein geladen Gewehr, und schoß damit in seiner gotteslästerlichen Verblendung dreimal gen Himmel nach dem lieben Gott. Kaum hatte er aber den dritten Schuß gethan, so versank er bis mitten an den Leib in die Erde hinein, und es war kein Mensch im Stande, ihn wieder hervorzuziehen. Man schickte zuletzt zu dem Prediger nach Stettin; aber auch der soll ihm nicht haben helfen können, so daß er jämmerlich hat sterben müssen. Diese Geschichte ist in ganz Pommern bekannt geworden.</p> <listBibl> <bibl>Mündlich.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>265. Der Teufel auf dem Tanzboden<note place="foot" n="*)">Geschrieben im April 1839.</note>.</head><lb/> <p>Es hatte sich seit langen Zeiten der Teufel in leibhafter Gestalt auf der Erde nicht wieder sehen lassen; die Leute sagen, weil er desto mehr unter anderen Gestalten umhergehe. Vor einigen Tagen hat man ihn aber doch wieder einmal ordentlich als Teufel erblickt. Es war nämlich vor einigen Wochen, im März des Jahres 1839, als ein Bauernmädchen, die des Morgens zum heiligen Abendmahle gewesen war, desselbigen Abends auf einen Tanzboden in der Nähe von Stralsund ging, und dort anfing zu tanzen, ohne der heiligen Handlung vom Morgen her noch eingedenk zu seyn. Da kam auf einmal ein Fremder zu ihr, der sie zum Tanz aufforderte, und wie </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [312/0344]
droheten, war in der Gegend von Stettin ein Amtmann, der auch viel Korn auf dem Felde stehen hatte, das er nicht einfahren konnte. Darüber wurde der Mann so erbost, daß er, anstatt zu beten, lästerlich dem lieben Gott drohete, wenn er nicht in drei Tagen ander Wetter mache, so wolle er ihm schon was zeigen. Und als die drei Tage um waren, aber kein ander Wetter sich eingestellt hatte, da nahm er sein geladen Gewehr, und schoß damit in seiner gotteslästerlichen Verblendung dreimal gen Himmel nach dem lieben Gott. Kaum hatte er aber den dritten Schuß gethan, so versank er bis mitten an den Leib in die Erde hinein, und es war kein Mensch im Stande, ihn wieder hervorzuziehen. Man schickte zuletzt zu dem Prediger nach Stettin; aber auch der soll ihm nicht haben helfen können, so daß er jämmerlich hat sterben müssen. Diese Geschichte ist in ganz Pommern bekannt geworden.
Mündlich.
265. Der Teufel auf dem Tanzboden *).
Es hatte sich seit langen Zeiten der Teufel in leibhafter Gestalt auf der Erde nicht wieder sehen lassen; die Leute sagen, weil er desto mehr unter anderen Gestalten umhergehe. Vor einigen Tagen hat man ihn aber doch wieder einmal ordentlich als Teufel erblickt. Es war nämlich vor einigen Wochen, im März des Jahres 1839, als ein Bauernmädchen, die des Morgens zum heiligen Abendmahle gewesen war, desselbigen Abends auf einen Tanzboden in der Nähe von Stralsund ging, und dort anfing zu tanzen, ohne der heiligen Handlung vom Morgen her noch eingedenk zu seyn. Da kam auf einmal ein Fremder zu ihr, der sie zum Tanz aufforderte, und wie
*) Geschrieben im April 1839.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |