Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.ein Christ war. Sie rüsteten auch eine große Kriegsflotte aus, um ihn wieder in sein Land einzusetzen, und zogen damit gegen Schweno, mit dem sie sich einen ganzen Tag schlugen, also daß es ungewiß blieb, wer gewonnen hätte oder nicht. Allein sie erreichten ihren Zweck nicht, weil Schweno am anderen Tage seinen Vater durch einen Dänen meuchlings erschießen ließ. Darüber faßte Schweno einen so großen Haß gegen die Wolliner, daß er großes Volk und viele Schiffe zusammen brachte und also gegen sie zog. Aber die Wolliner säumten auch nicht, sondern zogen ihm entgegen, und schlugen und fingen ihn, so daß er sich lösen mußte mit vielen tausend Mark Goldes. Nicht besser erging es ihm, als er nach einiger Zeit sich rächen wollte und von Neuem gegen jene zog. Darüber wurde er nun sehr ärgerlich in seinem Gemüthe, und obgleich er Frieden hatte zusagen müssen, so brach er doch sein Versprechen und zog wieder gegen sie, vermeinend, das Glück werde sich doch einmal auf seine Seite wenden. Allein die Wolliner waren auch dießmal auf, und kamen ihm zwischen Möne und Falster entgegen. Weil sie nun ohne Noth nicht eine Schlacht mit ihm wagen wollten, so ersannen sie einen Betrug. Der war dieser: Sie wußten, daß die Dänen des Nachts genaue Wache halten ließen; sie erwählten daher Etliche unter sich, die gut Dänisch konnten; dieselben schickten sie mit einem Schiffsboote und befahlen ihnen, sich so zu gebährden, als wären sie von der Dänischen Schaarwache gekommen um die Zeit, wenn die Wache pflegt umzuwechseln. Die fuhren dann auf sie, und kamen unbemerkt zwischen der Wache und den anderen Schiffen durch bis an des Königs Schiff. Da schrieen sie dem Schiffer zu und sagten, sie hätten dem Könige etwas Eiliges zu sagen, das heimlich wäre, er möge das dem Könige anzeigen. Der Schiffer meinte nicht anders, als es ein Christ war. Sie rüsteten auch eine große Kriegsflotte aus, um ihn wieder in sein Land einzusetzen, und zogen damit gegen Schweno, mit dem sie sich einen ganzen Tag schlugen, also daß es ungewiß blieb, wer gewonnen hätte oder nicht. Allein sie erreichten ihren Zweck nicht, weil Schweno am anderen Tage seinen Vater durch einen Dänen meuchlings erschießen ließ. Darüber faßte Schweno einen so großen Haß gegen die Wolliner, daß er großes Volk und viele Schiffe zusammen brachte und also gegen sie zog. Aber die Wolliner säumten auch nicht, sondern zogen ihm entgegen, und schlugen und fingen ihn, so daß er sich lösen mußte mit vielen tausend Mark Goldes. Nicht besser erging es ihm, als er nach einiger Zeit sich rächen wollte und von Neuem gegen jene zog. Darüber wurde er nun sehr ärgerlich in seinem Gemüthe, und obgleich er Frieden hatte zusagen müssen, so brach er doch sein Versprechen und zog wieder gegen sie, vermeinend, das Glück werde sich doch einmal auf seine Seite wenden. Allein die Wolliner waren auch dießmal auf, und kamen ihm zwischen Möne und Falster entgegen. Weil sie nun ohne Noth nicht eine Schlacht mit ihm wagen wollten, so ersannen sie einen Betrug. Der war dieser: Sie wußten, daß die Dänen des Nachts genaue Wache halten ließen; sie erwählten daher Etliche unter sich, die gut Dänisch konnten; dieselben schickten sie mit einem Schiffsboote und befahlen ihnen, sich so zu gebährden, als wären sie von der Dänischen Schaarwache gekommen um die Zeit, wenn die Wache pflegt umzuwechseln. Die fuhren dann auf sie, und kamen unbemerkt zwischen der Wache und den anderen Schiffen durch bis an des Königs Schiff. Da schrieen sie dem Schiffer zu und sagten, sie hätten dem Könige etwas Eiliges zu sagen, das heimlich wäre, er möge das dem Könige anzeigen. Der Schiffer meinte nicht anders, als es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="16"/> ein Christ war. Sie rüsteten auch eine große Kriegsflotte aus, um ihn wieder in sein Land einzusetzen, und zogen damit gegen Schweno, mit dem sie sich einen ganzen Tag schlugen, also daß es ungewiß blieb, wer gewonnen hätte oder nicht. Allein sie erreichten ihren Zweck nicht, weil Schweno am anderen Tage seinen Vater durch einen Dänen meuchlings erschießen ließ.</p> <p>Darüber faßte Schweno einen so großen Haß gegen die Wolliner, daß er großes Volk und viele Schiffe zusammen brachte und also gegen sie zog. Aber die Wolliner säumten auch nicht, sondern zogen ihm entgegen, und schlugen und fingen ihn, so daß er sich lösen mußte mit vielen tausend Mark Goldes. Nicht besser erging es ihm, als er nach einiger Zeit sich rächen wollte und von Neuem gegen jene zog. Darüber wurde er nun sehr ärgerlich in seinem Gemüthe, und obgleich er Frieden hatte zusagen müssen, so brach er doch sein Versprechen und zog wieder gegen sie, vermeinend, das Glück werde sich doch einmal auf seine Seite wenden. Allein die Wolliner waren auch dießmal auf, und kamen ihm zwischen Möne und Falster entgegen.</p> <p>Weil sie nun ohne Noth nicht eine Schlacht mit ihm wagen wollten, so ersannen sie einen Betrug. Der war dieser: Sie wußten, daß die Dänen des Nachts genaue Wache halten ließen; sie erwählten daher Etliche unter sich, die gut Dänisch konnten; dieselben schickten sie mit einem Schiffsboote und befahlen ihnen, sich so zu gebährden, als wären sie von der Dänischen Schaarwache gekommen um die Zeit, wenn die Wache pflegt umzuwechseln. Die fuhren dann auf sie, und kamen unbemerkt zwischen der Wache und den anderen Schiffen durch bis an des Königs Schiff. Da schrieen sie dem Schiffer zu und sagten, sie hätten dem Könige etwas Eiliges zu sagen, das heimlich wäre, er möge das dem Könige anzeigen. Der Schiffer meinte nicht anders, als es </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0048]
ein Christ war. Sie rüsteten auch eine große Kriegsflotte aus, um ihn wieder in sein Land einzusetzen, und zogen damit gegen Schweno, mit dem sie sich einen ganzen Tag schlugen, also daß es ungewiß blieb, wer gewonnen hätte oder nicht. Allein sie erreichten ihren Zweck nicht, weil Schweno am anderen Tage seinen Vater durch einen Dänen meuchlings erschießen ließ.
Darüber faßte Schweno einen so großen Haß gegen die Wolliner, daß er großes Volk und viele Schiffe zusammen brachte und also gegen sie zog. Aber die Wolliner säumten auch nicht, sondern zogen ihm entgegen, und schlugen und fingen ihn, so daß er sich lösen mußte mit vielen tausend Mark Goldes. Nicht besser erging es ihm, als er nach einiger Zeit sich rächen wollte und von Neuem gegen jene zog. Darüber wurde er nun sehr ärgerlich in seinem Gemüthe, und obgleich er Frieden hatte zusagen müssen, so brach er doch sein Versprechen und zog wieder gegen sie, vermeinend, das Glück werde sich doch einmal auf seine Seite wenden. Allein die Wolliner waren auch dießmal auf, und kamen ihm zwischen Möne und Falster entgegen.
Weil sie nun ohne Noth nicht eine Schlacht mit ihm wagen wollten, so ersannen sie einen Betrug. Der war dieser: Sie wußten, daß die Dänen des Nachts genaue Wache halten ließen; sie erwählten daher Etliche unter sich, die gut Dänisch konnten; dieselben schickten sie mit einem Schiffsboote und befahlen ihnen, sich so zu gebährden, als wären sie von der Dänischen Schaarwache gekommen um die Zeit, wenn die Wache pflegt umzuwechseln. Die fuhren dann auf sie, und kamen unbemerkt zwischen der Wache und den anderen Schiffen durch bis an des Königs Schiff. Da schrieen sie dem Schiffer zu und sagten, sie hätten dem Könige etwas Eiliges zu sagen, das heimlich wäre, er möge das dem Könige anzeigen. Der Schiffer meinte nicht anders, als es
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