Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.sie wollten ihm Füße machen. Da hob er an zu sprechen von dem geistlichen Reichthume, und daß das Reich Gottes nicht in vielem Gelde und äußerlicher weltlicher Pracht, sondern nur in der Kraft und That des Geistes bestehe; darum sollten sie sich nicht ärgern an seiner Armuth und Schlechtheit, denn sein Gott sei ein solcher, der die Reinigkeit des Herzens haben wollte, und der vergänglichen Gutes nicht achte. Er sagte ihnen weiter, daß ihre Götter keine Götter, sondern nur Holz und Steine wären, die sich selbst nicht helfen könnten, vielweniger denjenigen, die sie ehren. Damit sie auch sehen sollten, daß sein Gott der wahre Gott, und er sein echter Diener wäre, so sollten sie ihn in ein altes Haus setzen und dasselbe mit Feuer anzünden, wo sie dann sehen würden, daß er nicht verbrenne. Das war nun sehr viel von ihm. Die Priester und die Bürger der Stadt hielten auch einen Rath und fragten einander, was sie bei so gestalteten Sachen thun sollten. Aber da sprachen Etliche von ihnen, der Mensch sei wohl seiner Armuth halber in Verzweiflung, also daß er nicht mehr leben wolle. Andere meinten, er wäre nicht bei Sinnen. Und wieder Andere waren der Meinung, er wolle, daß die ganze Stadt in Feuer aufgehe, damit er also für seine Abweisung Rache nehme. Sie verlachten ihn deshalb nur um so mehr, und geboten ihm, straks die Stadt zu räumen und sich zu entfernen, damit er ihre Götter nicht beleidige. Da entbrannte der fromme Mann in großem Eifer, und er nahm eine Axt und hieb in ein Götzenbild, das mitten auf dem Markte stand und sehr heilig gehalten wurde. Nun ging aber auch den Heiden die Geduld aus, und sie fielen über ihn her und schlugen ihn sammt seinen Dolmetschern blau und gebrechlich. Sie hätten ihn auch todt geschlagen, aber die Götzenpriester und die Aeltesten der Stadt beriethen, wie es vor Jahren den Preußen schlecht sie wollten ihm Füße machen. Da hob er an zu sprechen von dem geistlichen Reichthume, und daß das Reich Gottes nicht in vielem Gelde und äußerlicher weltlicher Pracht, sondern nur in der Kraft und That des Geistes bestehe; darum sollten sie sich nicht ärgern an seiner Armuth und Schlechtheit, denn sein Gott sei ein solcher, der die Reinigkeit des Herzens haben wollte, und der vergänglichen Gutes nicht achte. Er sagte ihnen weiter, daß ihre Götter keine Götter, sondern nur Holz und Steine wären, die sich selbst nicht helfen könnten, vielweniger denjenigen, die sie ehren. Damit sie auch sehen sollten, daß sein Gott der wahre Gott, und er sein echter Diener wäre, so sollten sie ihn in ein altes Haus setzen und dasselbe mit Feuer anzünden, wo sie dann sehen würden, daß er nicht verbrenne. Das war nun sehr viel von ihm. Die Priester und die Bürger der Stadt hielten auch einen Rath und fragten einander, was sie bei so gestalteten Sachen thun sollten. Aber da sprachen Etliche von ihnen, der Mensch sei wohl seiner Armuth halber in Verzweiflung, also daß er nicht mehr leben wolle. Andere meinten, er wäre nicht bei Sinnen. Und wieder Andere waren der Meinung, er wolle, daß die ganze Stadt in Feuer aufgehe, damit er also für seine Abweisung Rache nehme. Sie verlachten ihn deshalb nur um so mehr, und geboten ihm, straks die Stadt zu räumen und sich zu entfernen, damit er ihre Götter nicht beleidige. Da entbrannte der fromme Mann in großem Eifer, und er nahm eine Axt und hieb in ein Götzenbild, das mitten auf dem Markte stand und sehr heilig gehalten wurde. Nun ging aber auch den Heiden die Geduld aus, und sie fielen über ihn her und schlugen ihn sammt seinen Dolmetschern blau und gebrechlich. Sie hätten ihn auch todt geschlagen, aber die Götzenpriester und die Aeltesten der Stadt beriethen, wie es vor Jahren den Preußen schlecht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0063" n="31"/> sie wollten ihm Füße machen. Da hob er an zu sprechen von dem geistlichen Reichthume, und daß das Reich Gottes nicht in vielem Gelde und äußerlicher weltlicher Pracht, sondern nur in der Kraft und That des Geistes bestehe; darum sollten sie sich nicht ärgern an seiner Armuth und Schlechtheit, denn sein Gott sei ein solcher, der die Reinigkeit des Herzens haben wollte, und der vergänglichen Gutes nicht achte. Er sagte ihnen weiter, daß ihre Götter keine Götter, sondern nur Holz und Steine wären, die sich selbst nicht helfen könnten, vielweniger denjenigen, die sie ehren. Damit sie auch sehen sollten, daß sein Gott der wahre Gott, und er sein echter Diener wäre, so sollten sie ihn in ein altes Haus setzen und dasselbe mit Feuer anzünden, wo sie dann sehen würden, daß er nicht verbrenne. Das war nun sehr viel von ihm. Die Priester und die Bürger der Stadt hielten auch einen Rath und fragten einander, was sie bei so gestalteten Sachen thun sollten. Aber da sprachen Etliche von ihnen, der Mensch sei wohl seiner Armuth halber in Verzweiflung, also daß er nicht mehr leben wolle. Andere meinten, er wäre nicht bei Sinnen. Und wieder Andere waren der Meinung, er wolle, daß die ganze Stadt in Feuer aufgehe, damit er also für seine Abweisung Rache nehme. Sie verlachten ihn deshalb nur um so mehr, und geboten ihm, straks die Stadt zu räumen und sich zu entfernen, damit er ihre Götter nicht beleidige.</p> <p>Da entbrannte der fromme Mann in großem Eifer, und er nahm eine Axt und hieb in ein Götzenbild, das mitten auf dem Markte stand und sehr heilig gehalten wurde. Nun ging aber auch den Heiden die Geduld aus, und sie fielen über ihn her und schlugen ihn sammt seinen Dolmetschern blau und gebrechlich. Sie hätten ihn auch todt geschlagen, aber die Götzenpriester und die Aeltesten der Stadt beriethen, wie es vor Jahren den Preußen schlecht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0063]
sie wollten ihm Füße machen. Da hob er an zu sprechen von dem geistlichen Reichthume, und daß das Reich Gottes nicht in vielem Gelde und äußerlicher weltlicher Pracht, sondern nur in der Kraft und That des Geistes bestehe; darum sollten sie sich nicht ärgern an seiner Armuth und Schlechtheit, denn sein Gott sei ein solcher, der die Reinigkeit des Herzens haben wollte, und der vergänglichen Gutes nicht achte. Er sagte ihnen weiter, daß ihre Götter keine Götter, sondern nur Holz und Steine wären, die sich selbst nicht helfen könnten, vielweniger denjenigen, die sie ehren. Damit sie auch sehen sollten, daß sein Gott der wahre Gott, und er sein echter Diener wäre, so sollten sie ihn in ein altes Haus setzen und dasselbe mit Feuer anzünden, wo sie dann sehen würden, daß er nicht verbrenne. Das war nun sehr viel von ihm. Die Priester und die Bürger der Stadt hielten auch einen Rath und fragten einander, was sie bei so gestalteten Sachen thun sollten. Aber da sprachen Etliche von ihnen, der Mensch sei wohl seiner Armuth halber in Verzweiflung, also daß er nicht mehr leben wolle. Andere meinten, er wäre nicht bei Sinnen. Und wieder Andere waren der Meinung, er wolle, daß die ganze Stadt in Feuer aufgehe, damit er also für seine Abweisung Rache nehme. Sie verlachten ihn deshalb nur um so mehr, und geboten ihm, straks die Stadt zu räumen und sich zu entfernen, damit er ihre Götter nicht beleidige.
Da entbrannte der fromme Mann in großem Eifer, und er nahm eine Axt und hieb in ein Götzenbild, das mitten auf dem Markte stand und sehr heilig gehalten wurde. Nun ging aber auch den Heiden die Geduld aus, und sie fielen über ihn her und schlugen ihn sammt seinen Dolmetschern blau und gebrechlich. Sie hätten ihn auch todt geschlagen, aber die Götzenpriester und die Aeltesten der Stadt beriethen, wie es vor Jahren den Preußen schlecht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/63 |
Zitationshilfe: | Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/63>, abgerufen am 16.02.2025. |