Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.Chrisma und warf sie dann in das Meer hinein. Darauf wichen von Stund' an die heidnischen Geister. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern. I. S. 342. 34. Die Corveier Mönche auf Rügen. Unter dem Kaiser Ludwig dem Deutschen geschah es zuerst, daß die Wenden zum christlichen Glauben bekehrt wurden. Dieser Kaiser forderte viele Mönche und Priester auf, zu ihnen zu ziehen und ihnen das Evangelium zu predigen. So kamen etliche Mönche aus dem Kloster Corvei in Westphalen in das Land zu Rügen, predigten allda, und bekehrten durch die Gnade Gottes die Rügianer zum Christenthume. Sie bauten darauf eine Kirche im Lande, welche sie in die Ehre Sancti Viti weiheten, der ein Patron ihres Klosters zu Corvei war. Denselben gaben sie auch den Rügianern zum Patron. Die Insel Rügen selbst ließen sie sich von dem Kaiser*) zum Geschenke machen, und es soll der Schenkungsbrief noch vorhanden sein. Als nun aber nach einiger Zeit die Mönche in ihre Heimath zurückgekehrt waren, und die Vögte, die sie auf der Insel gelassen hatten, anfingen geizig zu werden, und grausam mit den Neubekehrten zu verfahren, da fielen diese von dem christlichen Glauben wieder ab, verjagten die Vögte, und weigerten auch, dem Kloster zu Corvei ferner einen Tribut zu geben. Doch behielten sie den Sanct Vit, wenn auch nicht als einen christlichen Heiligen, so jedoch nun als einen heidnischen Gott, den sie Swantewit nannten, und dem sie einen Tempel zu Arkona erbauten. Nach diesem Swantewit machten sie nachher noch andere, geringere Götter, die sie zu Carenza verehrten. In solchem Heidenthume verblieben sie, bis sie im *) Lothar, s. Wigand Geschichte v. Corvei, II. S. 222.
Chrisma und warf sie dann in das Meer hinein. Darauf wichen von Stund’ an die heidnischen Geister. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern. I. S. 342. 34. Die Corveier Mönche auf Rügen. Unter dem Kaiser Ludwig dem Deutschen geschah es zuerst, daß die Wenden zum christlichen Glauben bekehrt wurden. Dieser Kaiser forderte viele Mönche und Priester auf, zu ihnen zu ziehen und ihnen das Evangelium zu predigen. So kamen etliche Mönche aus dem Kloster Corvei in Westphalen in das Land zu Rügen, predigten allda, und bekehrten durch die Gnade Gottes die Rügianer zum Christenthume. Sie bauten darauf eine Kirche im Lande, welche sie in die Ehre Sancti Viti weiheten, der ein Patron ihres Klosters zu Corvei war. Denselben gaben sie auch den Rügianern zum Patron. Die Insel Rügen selbst ließen sie sich von dem Kaiser*) zum Geschenke machen, und es soll der Schenkungsbrief noch vorhanden sein. Als nun aber nach einiger Zeit die Mönche in ihre Heimath zurückgekehrt waren, und die Vögte, die sie auf der Insel gelassen hatten, anfingen geizig zu werden, und grausam mit den Neubekehrten zu verfahren, da fielen diese von dem christlichen Glauben wieder ab, verjagten die Vögte, und weigerten auch, dem Kloster zu Corvei ferner einen Tribut zu geben. Doch behielten sie den Sanct Vit, wenn auch nicht als einen christlichen Heiligen, so jedoch nun als einen heidnischen Gott, den sie Swantewit nannten, und dem sie einen Tempel zu Arkona erbauten. Nach diesem Swantewit machten sie nachher noch andere, geringere Götter, die sie zu Carenza verehrten. In solchem Heidenthume verblieben sie, bis sie im *) Lothar, s. Wigand Geschichte v. Corvei, II. S. 222.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="55"/> Chrisma und warf sie dann in das Meer hinein. Darauf wichen von Stund’ an die heidnischen Geister.</p> <listBibl> <bibl>Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern. I. S. 342.</bibl><lb/> </listBibl> </div> <div n="2"> <head>34. Die Corveier Mönche auf Rügen.</head><lb/> <p>Unter dem Kaiser Ludwig dem Deutschen geschah es zuerst, daß die Wenden zum christlichen Glauben bekehrt wurden. Dieser Kaiser forderte viele Mönche und Priester auf, zu ihnen zu ziehen und ihnen das Evangelium zu predigen. So kamen etliche Mönche aus dem Kloster Corvei in Westphalen in das Land zu Rügen, predigten allda, und bekehrten durch die Gnade Gottes die Rügianer zum Christenthume. Sie bauten darauf eine Kirche im Lande, welche sie in die Ehre Sancti Viti weiheten, der ein Patron ihres Klosters zu Corvei war. Denselben gaben sie auch den Rügianern zum Patron.</p> <p>Die Insel Rügen selbst ließen sie sich von dem Kaiser<note place="foot" n="*)">Lothar, s. Wigand Geschichte v. Corvei, II. S. 222.</note> zum Geschenke machen, und es soll der Schenkungsbrief noch vorhanden sein. Als nun aber nach einiger Zeit die Mönche in ihre Heimath zurückgekehrt waren, und die Vögte, die sie auf der Insel gelassen hatten, anfingen geizig zu werden, und grausam mit den Neubekehrten zu verfahren, da fielen diese von dem christlichen Glauben wieder ab, verjagten die Vögte, und weigerten auch, dem Kloster zu Corvei ferner einen Tribut zu geben. Doch behielten sie den Sanct Vit, wenn auch nicht als einen christlichen Heiligen, so jedoch nun als einen heidnischen Gott, den sie Swantewit nannten, und dem sie einen Tempel zu Arkona erbauten. Nach diesem Swantewit machten sie nachher noch andere, geringere Götter, die sie zu Carenza verehrten.</p> <p>In solchem Heidenthume verblieben sie, bis sie im </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0087]
Chrisma und warf sie dann in das Meer hinein. Darauf wichen von Stund’ an die heidnischen Geister.
Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern. I. S. 342.
34. Die Corveier Mönche auf Rügen.
Unter dem Kaiser Ludwig dem Deutschen geschah es zuerst, daß die Wenden zum christlichen Glauben bekehrt wurden. Dieser Kaiser forderte viele Mönche und Priester auf, zu ihnen zu ziehen und ihnen das Evangelium zu predigen. So kamen etliche Mönche aus dem Kloster Corvei in Westphalen in das Land zu Rügen, predigten allda, und bekehrten durch die Gnade Gottes die Rügianer zum Christenthume. Sie bauten darauf eine Kirche im Lande, welche sie in die Ehre Sancti Viti weiheten, der ein Patron ihres Klosters zu Corvei war. Denselben gaben sie auch den Rügianern zum Patron.
Die Insel Rügen selbst ließen sie sich von dem Kaiser *) zum Geschenke machen, und es soll der Schenkungsbrief noch vorhanden sein. Als nun aber nach einiger Zeit die Mönche in ihre Heimath zurückgekehrt waren, und die Vögte, die sie auf der Insel gelassen hatten, anfingen geizig zu werden, und grausam mit den Neubekehrten zu verfahren, da fielen diese von dem christlichen Glauben wieder ab, verjagten die Vögte, und weigerten auch, dem Kloster zu Corvei ferner einen Tribut zu geben. Doch behielten sie den Sanct Vit, wenn auch nicht als einen christlichen Heiligen, so jedoch nun als einen heidnischen Gott, den sie Swantewit nannten, und dem sie einen Tempel zu Arkona erbauten. Nach diesem Swantewit machten sie nachher noch andere, geringere Götter, die sie zu Carenza verehrten.
In solchem Heidenthume verblieben sie, bis sie im
*) Lothar, s. Wigand Geschichte v. Corvei, II. S. 222.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |