Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

ihrem Hitzkopf gewachsen ist. -- Und nun sage mir einmal, Mutter, ob du dafür einen besseren Mann finden könntest, als diesen soliden und gefürchteten Meister von Amsterdam?

Die ehrwürdige Sara schwieg betroffen; denn sie konnte dagegen keinen triftigen Grund aufbringen; doch traten ihr die Thränen in die getrübten Augen.

Nach einer Pause richtete der Baas das Wort an Piet.

Was meint Ihr dazu, Gevatter Waterhout? Die Galinda ist Eure Pathe, und so steht Euch ein Wort mitzureden wohl an.

In seinem Leben hatte Piet sich nicht so beklommen gefühlt; er verwünschte, daß er mit seinem Entenboot nicht weit von hier zur Frau Padbrügge gefahren, statt sich von Drudjens Reizen in den Zorgenhof ziehen zu lassen. -- Als ein wilder Bursch von achtzehn Jahren hatte er den Säugling Galinda mit einer wildfremden Amme von Amsterdam hierher gerudert. Nachdem er des Kindes Taufzeuge geworden, war seine kleine Pathe ihm täglich mehr ans Herz heran gewachsen; dazu wußte er, wie lieb Bertold und Galinda sich hatten, und Piet sollte jetzt rathen, sie dem Freimeister zu überliefern! Doch vor Allem mußte er ein vernünftig Wort sprechen; aber Piet war ein schlechter Redner; stockend sagte er:

Alles, was Recht ist -- das muß ich sagen, und einen Mann muß die Jungfer Galinda auch haben.

ihrem Hitzkopf gewachsen ist. — Und nun sage mir einmal, Mutter, ob du dafür einen besseren Mann finden könntest, als diesen soliden und gefürchteten Meister von Amsterdam?

Die ehrwürdige Sara schwieg betroffen; denn sie konnte dagegen keinen triftigen Grund aufbringen; doch traten ihr die Thränen in die getrübten Augen.

Nach einer Pause richtete der Baas das Wort an Piet.

Was meint Ihr dazu, Gevatter Waterhout? Die Galinda ist Eure Pathe, und so steht Euch ein Wort mitzureden wohl an.

In seinem Leben hatte Piet sich nicht so beklommen gefühlt; er verwünschte, daß er mit seinem Entenboot nicht weit von hier zur Frau Padbrügge gefahren, statt sich von Drudjens Reizen in den Zorgenhof ziehen zu lassen. — Als ein wilder Bursch von achtzehn Jahren hatte er den Säugling Galinda mit einer wildfremden Amme von Amsterdam hierher gerudert. Nachdem er des Kindes Taufzeuge geworden, war seine kleine Pathe ihm täglich mehr ans Herz heran gewachsen; dazu wußte er, wie lieb Bertold und Galinda sich hatten, und Piet sollte jetzt rathen, sie dem Freimeister zu überliefern! Doch vor Allem mußte er ein vernünftig Wort sprechen; aber Piet war ein schlechter Redner; stockend sagte er:

Alles, was Recht ist — das muß ich sagen, und einen Mann muß die Jungfer Galinda auch haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="2">
        <p><pb facs="#f0040"/>
ihrem Hitzkopf                gewachsen ist. &#x2014; Und nun sage mir einmal, Mutter, ob du dafür einen besseren Mann                finden könntest, als diesen soliden und gefürchteten Meister von Amsterdam?</p><lb/>
        <p>Die ehrwürdige Sara schwieg betroffen; denn sie konnte dagegen keinen triftigen Grund                aufbringen; doch traten ihr die Thränen in die getrübten Augen.</p><lb/>
        <p>Nach einer Pause richtete der Baas das Wort an Piet.</p><lb/>
        <p>Was meint Ihr dazu, Gevatter Waterhout? Die Galinda ist Eure Pathe, und so steht Euch                ein Wort mitzureden wohl an.</p><lb/>
        <p>In seinem Leben hatte Piet sich nicht so beklommen gefühlt; er verwünschte, daß er                mit seinem Entenboot nicht weit von hier zur Frau Padbrügge gefahren, statt sich von                Drudjens Reizen in den Zorgenhof ziehen zu lassen. &#x2014; Als ein wilder Bursch von                achtzehn Jahren hatte er den Säugling Galinda mit einer wildfremden Amme von                Amsterdam hierher gerudert. Nachdem er des Kindes Taufzeuge geworden, war seine                kleine Pathe ihm täglich mehr ans Herz heran gewachsen; dazu wußte er, wie lieb                Bertold und Galinda sich hatten, und Piet sollte jetzt rathen, sie dem Freimeister zu                überliefern! Doch vor Allem mußte er ein vernünftig Wort sprechen; aber Piet war ein                schlechter Redner; stockend sagte er:</p><lb/>
        <p>Alles, was Recht ist &#x2014; das muß ich sagen, und einen Mann muß die Jungfer Galinda auch                haben.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0040] ihrem Hitzkopf gewachsen ist. — Und nun sage mir einmal, Mutter, ob du dafür einen besseren Mann finden könntest, als diesen soliden und gefürchteten Meister von Amsterdam? Die ehrwürdige Sara schwieg betroffen; denn sie konnte dagegen keinen triftigen Grund aufbringen; doch traten ihr die Thränen in die getrübten Augen. Nach einer Pause richtete der Baas das Wort an Piet. Was meint Ihr dazu, Gevatter Waterhout? Die Galinda ist Eure Pathe, und so steht Euch ein Wort mitzureden wohl an. In seinem Leben hatte Piet sich nicht so beklommen gefühlt; er verwünschte, daß er mit seinem Entenboot nicht weit von hier zur Frau Padbrügge gefahren, statt sich von Drudjens Reizen in den Zorgenhof ziehen zu lassen. — Als ein wilder Bursch von achtzehn Jahren hatte er den Säugling Galinda mit einer wildfremden Amme von Amsterdam hierher gerudert. Nachdem er des Kindes Taufzeuge geworden, war seine kleine Pathe ihm täglich mehr ans Herz heran gewachsen; dazu wußte er, wie lieb Bertold und Galinda sich hatten, und Piet sollte jetzt rathen, sie dem Freimeister zu überliefern! Doch vor Allem mußte er ein vernünftig Wort sprechen; aber Piet war ein schlechter Redner; stockend sagte er: Alles, was Recht ist — das muß ich sagen, und einen Mann muß die Jungfer Galinda auch haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:22:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/40
Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/40>, abgerufen am 29.04.2024.