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Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Freudenlärm nur von dem Vater Zorg und seiner Frau gehört. Bertold, Galinda und das kluge Drudje drängten in ihrem stürmischen Herzensjubel zum Tanzsaale, wo Bertold sein gewonnenes Mädchen im Tanze so hoch schwang, daß selbst die alten Holländer ihre Freude daran hatten.

Die Kuchenhacker in Gouda sprechen heutigen Tages noch mit traditioneller Bewunderung von dem unerhörten Wetthacken des jungen Baas vom Zorgenhof mit dem Freimeister Jan von Amsterdam.

IV. Die Entführung.

Durch die unerwartet glückliche Abwendung der Gefahr, Galinda durch den Scharfrichter zu verlieren, waren die Gemüther der Familie im Zorgenhof in eine übereinstimmende Freudigkeit versetzt. Befreit von dem drückenden Gefühl, das geliebte Mädchen schuldlos in die Arme eines Mannes zu legen, dessen verachtetes Gewerbe auch seine Frau von jedem Umgange mit ehrlichen Leuten ausschloß, weidete sich jetzt die Zuneigung der Hausgenossen mit verdoppelter Zärtlichkeit auf Galinda, damit ihr das zugemuthete Unrecht zu versüßen und vergessen zu machen. Unter dem Schirme dieser allgemeinen Aufmerksamkeit fühlte sich die bisher verheimlichte, schüchterne Liebe des jungen Paares so sicher und geborgen, daß Beide ihre ängstliche Zurückhaltung mehr und mehr ablegten und ihre innige Zärtlichkeit

Freudenlärm nur von dem Vater Zorg und seiner Frau gehört. Bertold, Galinda und das kluge Drudje drängten in ihrem stürmischen Herzensjubel zum Tanzsaale, wo Bertold sein gewonnenes Mädchen im Tanze so hoch schwang, daß selbst die alten Holländer ihre Freude daran hatten.

Die Kuchenhacker in Gouda sprechen heutigen Tages noch mit traditioneller Bewunderung von dem unerhörten Wetthacken des jungen Baas vom Zorgenhof mit dem Freimeister Jan von Amsterdam.

IV. Die Entführung.

Durch die unerwartet glückliche Abwendung der Gefahr, Galinda durch den Scharfrichter zu verlieren, waren die Gemüther der Familie im Zorgenhof in eine übereinstimmende Freudigkeit versetzt. Befreit von dem drückenden Gefühl, das geliebte Mädchen schuldlos in die Arme eines Mannes zu legen, dessen verachtetes Gewerbe auch seine Frau von jedem Umgange mit ehrlichen Leuten ausschloß, weidete sich jetzt die Zuneigung der Hausgenossen mit verdoppelter Zärtlichkeit auf Galinda, damit ihr das zugemuthete Unrecht zu versüßen und vergessen zu machen. Unter dem Schirme dieser allgemeinen Aufmerksamkeit fühlte sich die bisher verheimlichte, schüchterne Liebe des jungen Paares so sicher und geborgen, daß Beide ihre ängstliche Zurückhaltung mehr und mehr ablegten und ihre innige Zärtlichkeit

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[0062] Freudenlärm nur von dem Vater Zorg und seiner Frau gehört. Bertold, Galinda und das kluge Drudje drängten in ihrem stürmischen Herzensjubel zum Tanzsaale, wo Bertold sein gewonnenes Mädchen im Tanze so hoch schwang, daß selbst die alten Holländer ihre Freude daran hatten. Die Kuchenhacker in Gouda sprechen heutigen Tages noch mit traditioneller Bewunderung von dem unerhörten Wetthacken des jungen Baas vom Zorgenhof mit dem Freimeister Jan von Amsterdam. IV. Die Entführung. Durch die unerwartet glückliche Abwendung der Gefahr, Galinda durch den Scharfrichter zu verlieren, waren die Gemüther der Familie im Zorgenhof in eine übereinstimmende Freudigkeit versetzt. Befreit von dem drückenden Gefühl, das geliebte Mädchen schuldlos in die Arme eines Mannes zu legen, dessen verachtetes Gewerbe auch seine Frau von jedem Umgange mit ehrlichen Leuten ausschloß, weidete sich jetzt die Zuneigung der Hausgenossen mit verdoppelter Zärtlichkeit auf Galinda, damit ihr das zugemuthete Unrecht zu versüßen und vergessen zu machen. Unter dem Schirme dieser allgemeinen Aufmerksamkeit fühlte sich die bisher verheimlichte, schüchterne Liebe des jungen Paares so sicher und geborgen, daß Beide ihre ängstliche Zurückhaltung mehr und mehr ablegten und ihre innige Zärtlichkeit

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:22:21Z)

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Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/62>, abgerufen am 13.05.2024.