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Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Boot und kennt alle Schliche. Wenn Einer, so kann der allein hier helfen. -- Nehmen wir einen Umweg, dann können wir hinsteuern; ich kenne das Fahrwasser zum Piet's Eiland.

Der Buchhalter erinnerte sich, wie der Baas im Zorgenhof erzählte, daß Bertold auf der Insel des Entenjägers die Galinda hatte verbergen wollen; wahrscheinlich entführte er sie jetzt dorthin. Baldus befahl also, gleich nach der Insel zu fahren.

Seine frohe Erwartung ward getäuscht; Bertold's kleines Boot lag nicht an der Insel. Wohl fanden sie den Entenjäger bei seiner Mutter Lora zu Hause, doch betheuerten Beide, daß sie weder Bertold, noch das entführte Mädchen gesehen. Piet war zur Hülfe bereit; sein Jagdboot wurde bemannt, und damit begann das Nachsetzen; aber nach einigen Stunden kehrten sie zurück, ohne daß eine Spur von dem unbegreiflich verschwundenen Paare gefunden war -- die wüthenden Wellen schienen es sammt dem kleinen Kahn verschlungen zu haben.

Trostlos mußte der unglückliche Buchhalter gegen Abend auf den Zorgenhof zurückkehren; seine Trauerkunde setzte die Familie in Verzweiflung. -- Man untersuchte Bertold's Zimmer und fand den Schreibtisch offen, und alles darin enthaltene Geld, des Jünglings bedeutende Ersparnisse, fehlte; er schien also mit vorsichtiger Ueberlegung den Entführungsplan ausgeführt zu haben, um das elterliche Haus für immer zu verlassen.

Alle Nachforschungen, welche in den folgenden

Boot und kennt alle Schliche. Wenn Einer, so kann der allein hier helfen. — Nehmen wir einen Umweg, dann können wir hinsteuern; ich kenne das Fahrwasser zum Piet's Eiland.

Der Buchhalter erinnerte sich, wie der Baas im Zorgenhof erzählte, daß Bertold auf der Insel des Entenjägers die Galinda hatte verbergen wollen; wahrscheinlich entführte er sie jetzt dorthin. Baldus befahl also, gleich nach der Insel zu fahren.

Seine frohe Erwartung ward getäuscht; Bertold's kleines Boot lag nicht an der Insel. Wohl fanden sie den Entenjäger bei seiner Mutter Lora zu Hause, doch betheuerten Beide, daß sie weder Bertold, noch das entführte Mädchen gesehen. Piet war zur Hülfe bereit; sein Jagdboot wurde bemannt, und damit begann das Nachsetzen; aber nach einigen Stunden kehrten sie zurück, ohne daß eine Spur von dem unbegreiflich verschwundenen Paare gefunden war — die wüthenden Wellen schienen es sammt dem kleinen Kahn verschlungen zu haben.

Trostlos mußte der unglückliche Buchhalter gegen Abend auf den Zorgenhof zurückkehren; seine Trauerkunde setzte die Familie in Verzweiflung. — Man untersuchte Bertold's Zimmer und fand den Schreibtisch offen, und alles darin enthaltene Geld, des Jünglings bedeutende Ersparnisse, fehlte; er schien also mit vorsichtiger Ueberlegung den Entführungsplan ausgeführt zu haben, um das elterliche Haus für immer zu verlassen.

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[0079] Boot und kennt alle Schliche. Wenn Einer, so kann der allein hier helfen. — Nehmen wir einen Umweg, dann können wir hinsteuern; ich kenne das Fahrwasser zum Piet's Eiland. Der Buchhalter erinnerte sich, wie der Baas im Zorgenhof erzählte, daß Bertold auf der Insel des Entenjägers die Galinda hatte verbergen wollen; wahrscheinlich entführte er sie jetzt dorthin. Baldus befahl also, gleich nach der Insel zu fahren. Seine frohe Erwartung ward getäuscht; Bertold's kleines Boot lag nicht an der Insel. Wohl fanden sie den Entenjäger bei seiner Mutter Lora zu Hause, doch betheuerten Beide, daß sie weder Bertold, noch das entführte Mädchen gesehen. Piet war zur Hülfe bereit; sein Jagdboot wurde bemannt, und damit begann das Nachsetzen; aber nach einigen Stunden kehrten sie zurück, ohne daß eine Spur von dem unbegreiflich verschwundenen Paare gefunden war — die wüthenden Wellen schienen es sammt dem kleinen Kahn verschlungen zu haben. Trostlos mußte der unglückliche Buchhalter gegen Abend auf den Zorgenhof zurückkehren; seine Trauerkunde setzte die Familie in Verzweiflung. — Man untersuchte Bertold's Zimmer und fand den Schreibtisch offen, und alles darin enthaltene Geld, des Jünglings bedeutende Ersparnisse, fehlte; er schien also mit vorsichtiger Ueberlegung den Entführungsplan ausgeführt zu haben, um das elterliche Haus für immer zu verlassen. Alle Nachforschungen, welche in den folgenden

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/79>, abgerufen am 14.05.2024.