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Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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um die Liebste zu gewinnen -- das kann nur vorkommen, wenn die glühende Liebeflamme einer Südländerin mit dem eisfesten Sinne eines verliebten Holländers in Compagnie tritt. -- Und so ist es hier geschehen; das italische Blut und die schwarzen Augen der Galinda, die -- man muß es sagen -- noch sündlich schöner ist, als ihre italische Mutter war, die haben dem jungen Bertold sein Herz entzündet.

Ich finde wenig Beruhigung in Ihrer Betrachtung, sagte der unmuthige Großvater.

Diese Heirathsaffären sind wohl nicht so pressant, entgegnete Baldus mit unerschütterlicher Geschäftsruhe, daß ich nicht erst die Pariser Post expediren könnte. Mich bedünkt, wir müssen in der Sache auf den Grund gehen und beim Vater im Zorgenhof sondiren. Ich möcht' hinfahren. Leider ist der Baas noch hartsinniger, als sein übrigens gut gerathener Sohn. -- Auch scheint Meister Jan sich für diese verhenkerte Liebesnegotie zu interessiren. Jedoch -- hm -- ja, nach der Börse gedenke ich Mynheer Vorschläge machen zu können.

Und sich das gewohnte Vorrecht eines verwöhnten Hausbeamten nehmend, verließ Sachtervanst das Zimmer.

Verkolyn lächelte beruhigt; er kannte diese Manier seines alten Buchhalters, der damit einen gewonnenen sichern Ausweg in verwickelten Zuständen andeutete.

um die Liebste zu gewinnen — das kann nur vorkommen, wenn die glühende Liebeflamme einer Südländerin mit dem eisfesten Sinne eines verliebten Holländers in Compagnie tritt. — Und so ist es hier geschehen; das italische Blut und die schwarzen Augen der Galinda, die — man muß es sagen — noch sündlich schöner ist, als ihre italische Mutter war, die haben dem jungen Bertold sein Herz entzündet.

Ich finde wenig Beruhigung in Ihrer Betrachtung, sagte der unmuthige Großvater.

Diese Heirathsaffären sind wohl nicht so pressant, entgegnete Baldus mit unerschütterlicher Geschäftsruhe, daß ich nicht erst die Pariser Post expediren könnte. Mich bedünkt, wir müssen in der Sache auf den Grund gehen und beim Vater im Zorgenhof sondiren. Ich möcht' hinfahren. Leider ist der Baas noch hartsinniger, als sein übrigens gut gerathener Sohn. — Auch scheint Meister Jan sich für diese verhenkerte Liebesnegotie zu interessiren. Jedoch — hm — ja, nach der Börse gedenke ich Mynheer Vorschläge machen zu können.

Und sich das gewohnte Vorrecht eines verwöhnten Hausbeamten nehmend, verließ Sachtervanst das Zimmer.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:22:21Z)

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Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/93>, abgerufen am 14.05.2024.