Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

den Rücken gelegt, weit vorgebeugt, auf schnurgerader Linie mit jedem Stoße dreißig und mehr Fuß zurück legend, pfeilschnell dahinschoß, lachte der Stuhlschieber über die zierlichen, aber schlecht fördernden Bogenschritte des Meisters; dann sein Tempo beschleunigend, ließ der Schlittenfahrer auch den athemlosen Amsterdamer Spazierläufer weit hinter sich.

Die Fahrt ging gerade auf Piet's Eiland; Bertold war in der Richtung dorthin längst wie ein kleiner Punkt auf der schimmernden Eisbahn verschwunden, und noch immer konnte der verdrießliche Buchhalter das Schilfdach von Piet's Hütte nicht entdecken; dagegen ragten in der Gegend vom Zorgenhof, rechts am Horizont, viele bunte Zelte mit flatternden Fahnen aus dem Eise in die blaue Luft.

Nun mußte Herr Baldus anhalten, um den zurückgebliebenen Meister herbeikommen zu lassen: als der erhitzte Mann endlich anlangte und, sich die Stirne wischend, verschnaufte, rief der Stuhlschieber:

Als Ihnen beliebt, Mynheeren, zu schauen! Dort stößt der junge Baas wieder auf uns zu -- es ist 'ne Lust, anzusehen! Kein Sturmvogel schießt so schnell!

Und Bertold war schon da; sein Antlitz glühte in frischer Lust und Herzensfreude. Piet ist zu Hause, lieber Papa Baldus; er hat uns erwartet, will aber mit Ihnen ganz allein sprechen. Wenn es Ihnen also recht ist, laufe ich mit dem Meister zu den Zelten; wir wollen Sie bei der Frau Padbrügge erwarten.

den Rücken gelegt, weit vorgebeugt, auf schnurgerader Linie mit jedem Stoße dreißig und mehr Fuß zurück legend, pfeilschnell dahinschoß, lachte der Stuhlschieber über die zierlichen, aber schlecht fördernden Bogenschritte des Meisters; dann sein Tempo beschleunigend, ließ der Schlittenfahrer auch den athemlosen Amsterdamer Spazierläufer weit hinter sich.

Die Fahrt ging gerade auf Piet's Eiland; Bertold war in der Richtung dorthin längst wie ein kleiner Punkt auf der schimmernden Eisbahn verschwunden, und noch immer konnte der verdrießliche Buchhalter das Schilfdach von Piet's Hütte nicht entdecken; dagegen ragten in der Gegend vom Zorgenhof, rechts am Horizont, viele bunte Zelte mit flatternden Fahnen aus dem Eise in die blaue Luft.

Nun mußte Herr Baldus anhalten, um den zurückgebliebenen Meister herbeikommen zu lassen: als der erhitzte Mann endlich anlangte und, sich die Stirne wischend, verschnaufte, rief der Stuhlschieber:

Als Ihnen beliebt, Mynheeren, zu schauen! Dort stößt der junge Baas wieder auf uns zu — es ist 'ne Lust, anzusehen! Kein Sturmvogel schießt so schnell!

Und Bertold war schon da; sein Antlitz glühte in frischer Lust und Herzensfreude. Piet ist zu Hause, lieber Papa Baldus; er hat uns erwartet, will aber mit Ihnen ganz allein sprechen. Wenn es Ihnen also recht ist, laufe ich mit dem Meister zu den Zelten; wir wollen Sie bei der Frau Padbrügge erwarten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="6">
        <p><pb facs="#f0096"/>
den Rücken gelegt, weit vorgebeugt, auf schnurgerader                Linie mit jedem Stoße dreißig und mehr Fuß zurück legend, pfeilschnell dahinschoß,                lachte der Stuhlschieber über die zierlichen, aber schlecht fördernden Bogenschritte                des Meisters; dann sein Tempo beschleunigend, ließ der Schlittenfahrer auch den                athemlosen Amsterdamer Spazierläufer weit hinter sich.</p><lb/>
        <p>Die Fahrt ging gerade auf Piet's Eiland; Bertold war in der Richtung dorthin längst                wie ein kleiner Punkt auf der schimmernden Eisbahn verschwunden, und noch immer                konnte der verdrießliche Buchhalter das Schilfdach von Piet's Hütte nicht entdecken;                dagegen ragten in der Gegend vom Zorgenhof, rechts am Horizont, viele bunte Zelte mit                flatternden Fahnen aus dem Eise in die blaue Luft.</p><lb/>
        <p>Nun mußte Herr Baldus anhalten, um den zurückgebliebenen Meister herbeikommen zu                lassen: als der erhitzte Mann endlich anlangte und, sich die Stirne wischend,                verschnaufte, rief der Stuhlschieber:</p><lb/>
        <p>Als Ihnen beliebt, Mynheeren, zu schauen! Dort stößt der junge Baas wieder auf uns zu                &#x2014; es ist 'ne Lust, anzusehen! Kein Sturmvogel schießt so schnell!</p><lb/>
        <p>Und Bertold war schon da; sein Antlitz glühte in frischer Lust und Herzensfreude.                Piet ist zu Hause, lieber Papa Baldus; er hat uns erwartet, will aber mit Ihnen ganz                allein sprechen. Wenn es Ihnen also recht ist, laufe ich mit dem Meister zu den                Zelten; wir wollen Sie bei der Frau Padbrügge erwarten.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0096] den Rücken gelegt, weit vorgebeugt, auf schnurgerader Linie mit jedem Stoße dreißig und mehr Fuß zurück legend, pfeilschnell dahinschoß, lachte der Stuhlschieber über die zierlichen, aber schlecht fördernden Bogenschritte des Meisters; dann sein Tempo beschleunigend, ließ der Schlittenfahrer auch den athemlosen Amsterdamer Spazierläufer weit hinter sich. Die Fahrt ging gerade auf Piet's Eiland; Bertold war in der Richtung dorthin längst wie ein kleiner Punkt auf der schimmernden Eisbahn verschwunden, und noch immer konnte der verdrießliche Buchhalter das Schilfdach von Piet's Hütte nicht entdecken; dagegen ragten in der Gegend vom Zorgenhof, rechts am Horizont, viele bunte Zelte mit flatternden Fahnen aus dem Eise in die blaue Luft. Nun mußte Herr Baldus anhalten, um den zurückgebliebenen Meister herbeikommen zu lassen: als der erhitzte Mann endlich anlangte und, sich die Stirne wischend, verschnaufte, rief der Stuhlschieber: Als Ihnen beliebt, Mynheeren, zu schauen! Dort stößt der junge Baas wieder auf uns zu — es ist 'ne Lust, anzusehen! Kein Sturmvogel schießt so schnell! Und Bertold war schon da; sein Antlitz glühte in frischer Lust und Herzensfreude. Piet ist zu Hause, lieber Papa Baldus; er hat uns erwartet, will aber mit Ihnen ganz allein sprechen. Wenn es Ihnen also recht ist, laufe ich mit dem Meister zu den Zelten; wir wollen Sie bei der Frau Padbrügge erwarten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:22:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/96
Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/96>, abgerufen am 11.12.2024.