Die Regel der Association -- wenn nichts mehr in ihr gesagt wird als was aus den Beobachtungen zu- nächst folget, und wenn in ihrem Ausdrucke alle Wör- ter vermieden werden, die nur unbestimmte Beziehun- gen angeben, und mehr geschickt sind, dem Verstande einige allgemeine Begriffe vorschimmern zu lassen, als ihm solche deutlich und abgemessen darzustellen, -- will so viel sagen: "wenn die Seele von der Vorstellung A, "die diesen Augenblick in ihr gegenwärtig ist, zu einer "andern B in dem nächstfolgenden Augenblick unmittel- "bar übergehet, und diese letztere B nicht aus einer Em- "pfindung hineingeschoben wird, so ist die Veranlassung "dazu, daß eben B auf A folget, entweder diese, weil "beide vorher in unsern Empfindungen, oder auch schon "in den Vorstellungen, so nahe mit einander verbunden "gewesen sind, oder weil sie einander in gewisser Hin- "sicht ähnlich sind."
Die Sinne wollen wir ruhen lassen, wenn der Gang der Phantasie beobachtet werden soll; die Em- pfindungen von außen her sollen sich also nicht einmischen, und auch die innern Sinne nichts beytragen, sondern die Einbildungskraft soll freye Hände haben, zu arbeiten, so wie sie im Schlummer und im Traume sie hat. Wenn die Phantasie gleichgültig und absichtslos die vorigen Jdeen wieder hervorziehet, so gehet sie der Ord- nung nach, in der die Vorstellungen in den Empfindun- gen oder auch ehemals in den Vorstellungen neben ein- ander und auf einander gefolget sind. Dagegen verfol- get sie mehr das Aehnliche, das Gemeinschaftliche, an welchem die Jdeen zusammenhangen, und bringet ähn- liche nach einander hervor, sobald sie in einer lebhaften fortdaurenden Gemüthsbewegung sich befindet, und Trieb, Begierde und Absicht sie nach einer gewissen Richtung hinstimmet. Die Koexistenz der Vorstel- lungen in der Empfindung verbindet sie unter einander wie
ein
der Vorſtellungen.
Die Regel der Aſſociation — wenn nichts mehr in ihr geſagt wird als was aus den Beobachtungen zu- naͤchſt folget, und wenn in ihrem Ausdrucke alle Woͤr- ter vermieden werden, die nur unbeſtimmte Beziehun- gen angeben, und mehr geſchickt ſind, dem Verſtande einige allgemeine Begriffe vorſchimmern zu laſſen, als ihm ſolche deutlich und abgemeſſen darzuſtellen, — will ſo viel ſagen: „wenn die Seele von der Vorſtellung A, „die dieſen Augenblick in ihr gegenwaͤrtig iſt, zu einer „andern B in dem naͤchſtfolgenden Augenblick unmittel- „bar uͤbergehet, und dieſe letztere B nicht aus einer Em- „pfindung hineingeſchoben wird, ſo iſt die Veranlaſſung „dazu, daß eben B auf A folget, entweder dieſe, weil „beide vorher in unſern Empfindungen, oder auch ſchon „in den Vorſtellungen, ſo nahe mit einander verbunden „geweſen ſind, oder weil ſie einander in gewiſſer Hin- „ſicht aͤhnlich ſind.“
Die Sinne wollen wir ruhen laſſen, wenn der Gang der Phantaſie beobachtet werden ſoll; die Em- pfindungen von außen her ſollen ſich alſo nicht einmiſchen, und auch die innern Sinne nichts beytragen, ſondern die Einbildungskraft ſoll freye Haͤnde haben, zu arbeiten, ſo wie ſie im Schlummer und im Traume ſie hat. Wenn die Phantaſie gleichguͤltig und abſichtslos die vorigen Jdeen wieder hervorziehet, ſo gehet ſie der Ord- nung nach, in der die Vorſtellungen in den Empfindun- gen oder auch ehemals in den Vorſtellungen neben ein- ander und auf einander gefolget ſind. Dagegen verfol- get ſie mehr das Aehnliche, das Gemeinſchaftliche, an welchem die Jdeen zuſammenhangen, und bringet aͤhn- liche nach einander hervor, ſobald ſie in einer lebhaften fortdaurenden Gemuͤthsbewegung ſich befindet, und Trieb, Begierde und Abſicht ſie nach einer gewiſſen Richtung hinſtimmet. Die Koexiſtenz der Vorſtel- lungen in der Empfindung verbindet ſie unter einander wie
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der Vorſtellungen.
Die Regel der Aſſociation — wenn nichts mehr
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naͤchſt folget, und wenn in ihrem Ausdrucke alle Woͤr-
ter vermieden werden, die nur unbeſtimmte Beziehun-
gen angeben, und mehr geſchickt ſind, dem Verſtande
einige allgemeine Begriffe vorſchimmern zu laſſen, als
ihm ſolche deutlich und abgemeſſen darzuſtellen, — will
ſo viel ſagen: „wenn die Seele von der Vorſtellung A,
„die dieſen Augenblick in ihr gegenwaͤrtig iſt, zu einer
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„bar uͤbergehet, und dieſe letztere B nicht aus einer Em-
„pfindung hineingeſchoben wird, ſo iſt die Veranlaſſung
„dazu, daß eben B auf A folget, entweder dieſe, weil
„beide vorher in unſern Empfindungen, oder auch ſchon
„in den Vorſtellungen, ſo nahe mit einander verbunden
„geweſen ſind, oder weil ſie einander in gewiſſer Hin-
„ſicht aͤhnlich ſind.“
Die Sinne wollen wir ruhen laſſen, wenn der
Gang der Phantaſie beobachtet werden ſoll; die Em-
pfindungen von außen her ſollen ſich alſo nicht einmiſchen,
und auch die innern Sinne nichts beytragen, ſondern die
Einbildungskraft ſoll freye Haͤnde haben, zu arbeiten,
ſo wie ſie im Schlummer und im Traume ſie hat.
Wenn die Phantaſie gleichguͤltig und abſichtslos die
vorigen Jdeen wieder hervorziehet, ſo gehet ſie der Ord-
nung nach, in der die Vorſtellungen in den Empfindun-
gen oder auch ehemals in den Vorſtellungen neben ein-
ander und auf einander gefolget ſind. Dagegen verfol-
get ſie mehr das Aehnliche, das Gemeinſchaftliche, an
welchem die Jdeen zuſammenhangen, und bringet aͤhn-
liche nach einander hervor, ſobald ſie in einer lebhaften
fortdaurenden Gemuͤthsbewegung ſich befindet, und
Trieb, Begierde und Abſicht ſie nach einer gewiſſen
Richtung hinſtimmet. Die Koexiſtenz der Vorſtel-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/169>, abgerufen am 22.12.2024.
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