daß zugleich eine andere Veränderung in dieser letztern als Bild betrachtet entstanden sey. Dieß ist dem, was man in andern ähnlichen Fällen antrift, nicht gemäß.
Allein nun ist dieß noch eine andere Sache. Soll- te etwan das Gewahrnehmen gar nichts anders seyn, und in sich enthalten, als denjenigen Aktus der Seele, wodurch das Bild oder seine Theile ihre bildliche Klar- heit empfangen? oder ist der Aktus des Gewahrneh- mens nur darum mit dem letztern zugleich verbunden, weil das Gewahrnehmungsvermögen durch den letztern, dem man noch die Vorstellungskraft zuschreiben kann, zur Wirksamkeit gereizet wird?
Die Frage will noch mehr sagen, als die vorherge- hende. Und wie viele andere, die zur Zeit unentschie- den bleiben müssen, lassen sich nicht zu den vorhergehen- den noch hinzusetzen. Z. B. Wie weit nähert sich das- jenige von materieller Klarheit in der Vorstellung, was vor dem Gewahrnehmen vorhanden ist, der völligen Ap- percibilität derselben, oder wie weit stehet jener Grad der bildlichen Klarheit noch von dieser letztern ab? Die Thei- le einer ganzen Vorstellung sind doch schon an sich in der Seele in einigen Graden verschieden, ehe sie wirklich von uns unterschieden werden. Wie viel fehlt noch daran, daß ihr Unterschied der Reflexion einleuchten, und daß es zu einer wirklichen Apperception kommen könne? Soll- te in den noch ungeübten Seelen der Kinder die bild- liche Deutlichkeit in ihren Vorstellungen und Empfin- dungen nicht weiter gehen, als die ideelle Deutlichkeit in den Gedanken? Das Kind richtet oft seine Augen starr auf seine Klapperbüchse, ohne daß man in den Au- gen den Ausdruck der Reflexion, den Zug der die Ueber- legung verräth antreffe, der doch in der Folge deutlich genug zu sehen ist. Wie weit kann denn wohl die Bil- derschrift in dem jungen weichen Gehirn leserlich seyn, oh- ne wirklich von der Seele gelesen zu werden?
III. Das
III. Verſuch. Ueber das Gewahrnehmen
daß zugleich eine andere Veraͤnderung in dieſer letztern als Bild betrachtet entſtanden ſey. Dieß iſt dem, was man in andern aͤhnlichen Faͤllen antrift, nicht gemaͤß.
Allein nun iſt dieß noch eine andere Sache. Soll- te etwan das Gewahrnehmen gar nichts anders ſeyn, und in ſich enthalten, als denjenigen Aktus der Seele, wodurch das Bild oder ſeine Theile ihre bildliche Klar- heit empfangen? oder iſt der Aktus des Gewahrneh- mens nur darum mit dem letztern zugleich verbunden, weil das Gewahrnehmungsvermoͤgen durch den letztern, dem man noch die Vorſtellungskraft zuſchreiben kann, zur Wirkſamkeit gereizet wird?
Die Frage will noch mehr ſagen, als die vorherge- hende. Und wie viele andere, die zur Zeit unentſchie- den bleiben muͤſſen, laſſen ſich nicht zu den vorhergehen- den noch hinzuſetzen. Z. B. Wie weit naͤhert ſich das- jenige von materieller Klarheit in der Vorſtellung, was vor dem Gewahrnehmen vorhanden iſt, der voͤlligen Ap- percibilitaͤt derſelben, oder wie weit ſtehet jener Grad der bildlichen Klarheit noch von dieſer letztern ab? Die Thei- le einer ganzen Vorſtellung ſind doch ſchon an ſich in der Seele in einigen Graden verſchieden, ehe ſie wirklich von uns unterſchieden werden. Wie viel fehlt noch daran, daß ihr Unterſchied der Reflexion einleuchten, und daß es zu einer wirklichen Apperception kommen koͤnne? Soll- te in den noch ungeuͤbten Seelen der Kinder die bild- liche Deutlichkeit in ihren Vorſtellungen und Empfin- dungen nicht weiter gehen, als die ideelle Deutlichkeit in den Gedanken? Das Kind richtet oft ſeine Augen ſtarr auf ſeine Klapperbuͤchſe, ohne daß man in den Au- gen den Ausdruck der Reflexion, den Zug der die Ueber- legung verraͤth antreffe, der doch in der Folge deutlich genug zu ſehen iſt. Wie weit kann denn wohl die Bil- derſchrift in dem jungen weichen Gehirn leſerlich ſeyn, oh- ne wirklich von der Seele geleſen zu werden?
III. Das
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III. Verſuch. Ueber das Gewahrnehmen
daß zugleich eine andere Veraͤnderung in dieſer letztern
als Bild betrachtet entſtanden ſey. Dieß iſt dem, was
man in andern aͤhnlichen Faͤllen antrift, nicht gemaͤß.
Allein nun iſt dieß noch eine andere Sache. Soll-
te etwan das Gewahrnehmen gar nichts anders ſeyn,
und in ſich enthalten, als denjenigen Aktus der Seele,
wodurch das Bild oder ſeine Theile ihre bildliche Klar-
heit empfangen? oder iſt der Aktus des Gewahrneh-
mens nur darum mit dem letztern zugleich verbunden, weil
das Gewahrnehmungsvermoͤgen durch den letztern, dem
man noch die Vorſtellungskraft zuſchreiben kann, zur
Wirkſamkeit gereizet wird?
Die Frage will noch mehr ſagen, als die vorherge-
hende. Und wie viele andere, die zur Zeit unentſchie-
den bleiben muͤſſen, laſſen ſich nicht zu den vorhergehen-
den noch hinzuſetzen. Z. B. Wie weit naͤhert ſich das-
jenige von materieller Klarheit in der Vorſtellung, was
vor dem Gewahrnehmen vorhanden iſt, der voͤlligen Ap-
percibilitaͤt derſelben, oder wie weit ſtehet jener Grad der
bildlichen Klarheit noch von dieſer letztern ab? Die Thei-
le einer ganzen Vorſtellung ſind doch ſchon an ſich in der
Seele in einigen Graden verſchieden, ehe ſie wirklich von
uns unterſchieden werden. Wie viel fehlt noch daran,
daß ihr Unterſchied der Reflexion einleuchten, und daß
es zu einer wirklichen Apperception kommen koͤnne? Soll-
te in den noch ungeuͤbten Seelen der Kinder die bild-
liche Deutlichkeit in ihren Vorſtellungen und Empfin-
dungen nicht weiter gehen, als die ideelle Deutlichkeit
in den Gedanken? Das Kind richtet oft ſeine Augen
ſtarr auf ſeine Klapperbuͤchſe, ohne daß man in den Au-
gen den Ausdruck der Reflexion, den Zug der die Ueber-
legung verraͤth antreffe, der doch in der Folge deutlich
genug zu ſehen iſt. Wie weit kann denn wohl die Bil-
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ne wirklich von der Seele geleſen zu werden?
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/332>, abgerufen am 22.12.2024.
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