die hinreichet, bestimmte Spuren von den dar- auf gemachten sinnlichen Eindrücken in sich zu erhalten. Das Wasser dagegen hat nichts Organisirtes, so wenig als ein jeder anderer Körper, der nichts mehr als flüßig ist, so daß die Vergleichung von dem auf das Wasser ge- druckten Petschaft von selbst wegfällt. Hr. Bonnet ist diesem Einwurf nicht zuvor gekom- men, ohne Zweifel darum, weil er nicht ver- muthete, daß er ihm würde gemacht werden.
Jndessen ist doch nicht zu läugnen, daß eben diese Weichheit des innern Gehirnmarks, nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse, als eine Anzeige und auch wohl als ein Bestäti- gungsgrund einer von der bonnetischen ver- schiedenen Hypothese könne gebraucht werden, wenn anders Beobachtungen auf eine solche hinführen. Denn so könnte es doch auch wohl seyn, daß diese weichen und flüßigen Theile des Gehirns nichts anders in Hinsicht der mate- riellen Jdeen sind, als was die Flüßigkeiten in dem Auge in Rücksicht auf die Bilder auf der Netzhaut sind. Wenn es gleich wahr- scheinlich ist, wie ichs dafür halte, daß es ma- terielle Jdeen in dem Jnnern des Organs gebe, so folget noch nicht, daß man den Sitz dieser Jdeen weiter in das Jnnere des Gehirns hin- einsetzen müsse, als bis dahin, wo die Anfänge der Nerven sind, und bis so weit ist doch ohne Zweifel eine Organisation vorhanden, und also auch die Möglichkeit, Spuren von den sinnlichen Eindrücken zu behalten. Vielleicht
lieget
Vorrede.
die hinreichet, beſtimmte Spuren von den dar- auf gemachten ſinnlichen Eindruͤcken in ſich zu erhalten. Das Waſſer dagegen hat nichts Organiſirtes, ſo wenig als ein jeder anderer Koͤrper, der nichts mehr als fluͤßig iſt, ſo daß die Vergleichung von dem auf das Waſſer ge- druckten Petſchaft von ſelbſt wegfaͤllt. Hr. Bonnet iſt dieſem Einwurf nicht zuvor gekom- men, ohne Zweifel darum, weil er nicht ver- muthete, daß er ihm wuͤrde gemacht werden.
Jndeſſen iſt doch nicht zu laͤugnen, daß eben dieſe Weichheit des innern Gehirnmarks, nach dem jetzigen Stande unſerer Kenntniſſe, als eine Anzeige und auch wohl als ein Beſtaͤti- gungsgrund einer von der bonnetiſchen ver- ſchiedenen Hypotheſe koͤnne gebraucht werden, wenn anders Beobachtungen auf eine ſolche hinfuͤhren. Denn ſo koͤnnte es doch auch wohl ſeyn, daß dieſe weichen und fluͤßigen Theile des Gehirns nichts anders in Hinſicht der mate- riellen Jdeen ſind, als was die Fluͤßigkeiten in dem Auge in Ruͤckſicht auf die Bilder auf der Netzhaut ſind. Wenn es gleich wahr- ſcheinlich iſt, wie ichs dafuͤr halte, daß es ma- terielle Jdeen in dem Jnnern des Organs gebe, ſo folget noch nicht, daß man den Sitz dieſer Jdeen weiter in das Jnnere des Gehirns hin- einſetzen muͤſſe, als bis dahin, wo die Anfaͤnge der Nerven ſind, und bis ſo weit iſt doch ohne Zweifel eine Organiſation vorhanden, und alſo auch die Moͤglichkeit, Spuren von den ſinnlichen Eindruͤcken zu behalten. Vielleicht
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[XXXIV/0038]
Vorrede.
die hinreichet, beſtimmte Spuren von den dar-
auf gemachten ſinnlichen Eindruͤcken in ſich zu
erhalten. Das Waſſer dagegen hat nichts
Organiſirtes, ſo wenig als ein jeder anderer
Koͤrper, der nichts mehr als fluͤßig iſt, ſo daß
die Vergleichung von dem auf das Waſſer ge-
druckten Petſchaft von ſelbſt wegfaͤllt. Hr.
Bonnet iſt dieſem Einwurf nicht zuvor gekom-
men, ohne Zweifel darum, weil er nicht ver-
muthete, daß er ihm wuͤrde gemacht werden.
Jndeſſen iſt doch nicht zu laͤugnen, daß eben
dieſe Weichheit des innern Gehirnmarks, nach
dem jetzigen Stande unſerer Kenntniſſe, als
eine Anzeige und auch wohl als ein Beſtaͤti-
gungsgrund einer von der bonnetiſchen ver-
ſchiedenen Hypotheſe koͤnne gebraucht werden,
wenn anders Beobachtungen auf eine ſolche
hinfuͤhren. Denn ſo koͤnnte es doch auch wohl
ſeyn, daß dieſe weichen und fluͤßigen Theile des
Gehirns nichts anders in Hinſicht der mate-
riellen Jdeen ſind, als was die Fluͤßigkeiten
in dem Auge in Ruͤckſicht auf die Bilder auf
der Netzhaut ſind. Wenn es gleich wahr-
ſcheinlich iſt, wie ichs dafuͤr halte, daß es ma-
terielle Jdeen in dem Jnnern des Organs gebe,
ſo folget noch nicht, daß man den Sitz dieſer
Jdeen weiter in das Jnnere des Gehirns hin-
einſetzen muͤſſe, als bis dahin, wo die Anfaͤnge
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Zweifel eine Organiſation vorhanden, und
alſo auch die Moͤglichkeit, Spuren von den
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. XXXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/38>, abgerufen am 22.12.2024.
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