den Aktion wird das, was man den Gedanken von ihrer Relation nennet, hervorgebracht.
Denken, daß zwey Dinge von einander ver- schieden sind, heißt also, die beziehende Aktion bey ihnen gewahrnehmen.
Und nun sind wir zu dem Allgemeinen, was in je- den andern einzelnen Verhältnißgedanken enthalten ist, nemlich, das Beziehen der Dinge in ihrer Vor- stellung auf einander, und das Gewahrnehmen dieser Beziehung. Die gewahrgenommene Bezie- hung ist die Jdee des Verhältnisses zwischen den Dingen.
Jch sehe das Licht im Zimmer seine Strahlen um- her breiten, und die Körper sichtbar machen. Was denke ich, wenn ich dieß Licht für die Ursache der Hel- ligkeit in dem Zimmer halte?
Es ist eine Jdee von dem Licht, und eine Jdee von der Wirkung vorhanden, und diese beyden Jdeen sind in einer gewissen Ordnung mit einander verbunden. Jn diesem Beyspiel folgen sie nur auf einander, und repro- duciren sich in der Phantasie, wie Hr. Hume glaubt, daß es allemal nur geschehe; aber zuweilen wird die eine, auch wenn sie niemals da gewesen ist, in der Seele her- vorgebracht, wenn die erstere gegenwärtig ist, und die wirksame Denkkraft modificirt. Wir haben also in un- serm Beyspiel eine Verbindung der Jdeen und einen Uebergang von der einen zur andern; mit den vergesell- schaften Gefühlen. So weit die beziehende Aktion, oder die ursachliche Beziehung der Vorstellungen.
Diese Aktion wird gewahrgenommen. Dadurch wird das, was in der Vorstellung und Empfindung ist, und in absoluten Modifikationen bestehet, zu dem Ge- danken verändert, daß die Helligkeit von dem Licht verursachet worden.
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und uͤber das Denken.
den Aktion wird das, was man den Gedanken von ihrer Relation nennet, hervorgebracht.
Denken, daß zwey Dinge von einander ver- ſchieden ſind, heißt alſo, die beziehende Aktion bey ihnen gewahrnehmen.
Und nun ſind wir zu dem Allgemeinen, was in je- den andern einzelnen Verhaͤltnißgedanken enthalten iſt, nemlich, das Beziehen der Dinge in ihrer Vor- ſtellung auf einander, und das Gewahrnehmen dieſer Beziehung. Die gewahrgenommene Bezie- hung iſt die Jdee des Verhaͤltniſſes zwiſchen den Dingen.
Jch ſehe das Licht im Zimmer ſeine Strahlen um- her breiten, und die Koͤrper ſichtbar machen. Was denke ich, wenn ich dieß Licht fuͤr die Urſache der Hel- ligkeit in dem Zimmer halte?
Es iſt eine Jdee von dem Licht, und eine Jdee von der Wirkung vorhanden, und dieſe beyden Jdeen ſind in einer gewiſſen Ordnung mit einander verbunden. Jn dieſem Beyſpiel folgen ſie nur auf einander, und repro- duciren ſich in der Phantaſie, wie Hr. Hume glaubt, daß es allemal nur geſchehe; aber zuweilen wird die eine, auch wenn ſie niemals da geweſen iſt, in der Seele her- vorgebracht, wenn die erſtere gegenwaͤrtig iſt, und die wirkſame Denkkraft modificirt. Wir haben alſo in un- ſerm Beyſpiel eine Verbindung der Jdeen und einen Uebergang von der einen zur andern; mit den vergeſell- ſchaften Gefuͤhlen. So weit die beziehende Aktion, oder die urſachliche Beziehung der Vorſtellungen.
Dieſe Aktion wird gewahrgenommen. Dadurch wird das, was in der Vorſtellung und Empfindung iſt, und in abſoluten Modifikationen beſtehet, zu dem Ge- danken veraͤndert, daß die Helligkeit von dem Licht verurſachet worden.
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und uͤber das Denken.
den Aktion wird das, was man den Gedanken von
ihrer Relation nennet, hervorgebracht.
Denken, daß zwey Dinge von einander ver-
ſchieden ſind, heißt alſo, die beziehende Aktion
bey ihnen gewahrnehmen.
Und nun ſind wir zu dem Allgemeinen, was in je-
den andern einzelnen Verhaͤltnißgedanken enthalten iſt,
nemlich, das Beziehen der Dinge in ihrer Vor-
ſtellung auf einander, und das Gewahrnehmen
dieſer Beziehung. Die gewahrgenommene Bezie-
hung iſt die Jdee des Verhaͤltniſſes zwiſchen den
Dingen.
Jch ſehe das Licht im Zimmer ſeine Strahlen um-
her breiten, und die Koͤrper ſichtbar machen. Was
denke ich, wenn ich dieß Licht fuͤr die Urſache der Hel-
ligkeit in dem Zimmer halte?
Es iſt eine Jdee von dem Licht, und eine Jdee von
der Wirkung vorhanden, und dieſe beyden Jdeen ſind in
einer gewiſſen Ordnung mit einander verbunden. Jn
dieſem Beyſpiel folgen ſie nur auf einander, und repro-
duciren ſich in der Phantaſie, wie Hr. Hume glaubt,
daß es allemal nur geſchehe; aber zuweilen wird die eine,
auch wenn ſie niemals da geweſen iſt, in der Seele her-
vorgebracht, wenn die erſtere gegenwaͤrtig iſt, und die
wirkſame Denkkraft modificirt. Wir haben alſo in un-
ſerm Beyſpiel eine Verbindung der Jdeen und einen
Uebergang von der einen zur andern; mit den vergeſell-
ſchaften Gefuͤhlen. So weit die beziehende Aktion,
oder die urſachliche Beziehung der Vorſtellungen.
Dieſe Aktion wird gewahrgenommen. Dadurch
wird das, was in der Vorſtellung und Empfindung iſt,
und in abſoluten Modifikationen beſtehet, zu dem Ge-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/415>, abgerufen am 22.12.2024.
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