Umfang derselben wie ein Eins angesehen, und Eine gro- ße unendlich vielbefassende Wahrheit, wenn man will, genennet werden.
Ob Leibnitz und Dalembert Recht haben, und in welchem bestimmten Verstande, das lässet sich alsdenn besser übersehen, wenn man vorher die mehreren Arten subjektivisch nothwendiger Wahrheiten abgesondert hat. Jch fürchte hier; wie an mehrern Orten, daß die Be- trachtung zu einseitig werde, wenn man sogleich auf ei- ne systematische Einförmigkeit bedacht ist. Man sehe sich vorher nach allen nothwendigen Wahrheiten um, die verschiedener Art zu seyn scheinen; Ob sie am Ende sich auf eine einzige zurückbringen lassen, oder aus Einem und demselbigen gemeinschaftlichen Grunde entspringen, wird sich alsdenn durch die Vergleichung zeigen, und es liegt weniger daran, wenn dieß auch nicht völlig entschie- den würde. Es giebt eine subjektivische Nothwendigkeit in den geometrischen Demonstrationen, eine andere in den Grundsätzen über die Dependez, und eine andere in andern allgemeinen Denkarten, die man Suggestions- sätze nennen kann; auch in den sinnlichen Urtheilen, und in dem Glauben, womit man fremdes Zeugniß für wahr annimmt. Hr. Beattie hat sich bemühet, die Natur dieser Nothwendigkeit zu zeigen, aber es scheinet nicht, als wenn er bis auf ihren Grund und Ursprung gedrun- gen sey. Denn hiezu ist bey weiten nicht genug, hie und da die Art der subjektivischen Nothwendig- keit in den Gedanken, aus der allein die objektivische Nothwendigkeit der Sätze beurtheilet werden kann, an- zugeben; es muß auch der Grund dieser Nothwen- digkeit in dem Verstande, oder zum mindesten das all- gemeine Denkgesetz, das die natürlich nothwendige Wir- kungsart der Gedanken und Urtheile bestimmet, aufge- sucht werden. Dieß ganze große fruchtbare Feld hat Hr. Beattie, wie seine Vorgänger, größtentheils so
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VII. Verſuch. Von der Nothwendigkeit
Umfang derſelben wie ein Eins angeſehen, und Eine gro- ße unendlich vielbefaſſende Wahrheit, wenn man will, genennet werden.
Ob Leibnitz und Dalembert Recht haben, und in welchem beſtimmten Verſtande, das laͤſſet ſich alsdenn beſſer uͤberſehen, wenn man vorher die mehreren Arten ſubjektiviſch nothwendiger Wahrheiten abgeſondert hat. Jch fuͤrchte hier; wie an mehrern Orten, daß die Be- trachtung zu einſeitig werde, wenn man ſogleich auf ei- ne ſyſtematiſche Einfoͤrmigkeit bedacht iſt. Man ſehe ſich vorher nach allen nothwendigen Wahrheiten um, die verſchiedener Art zu ſeyn ſcheinen; Ob ſie am Ende ſich auf eine einzige zuruͤckbringen laſſen, oder aus Einem und demſelbigen gemeinſchaftlichen Grunde entſpringen, wird ſich alsdenn durch die Vergleichung zeigen, und es liegt weniger daran, wenn dieß auch nicht voͤllig entſchie- den wuͤrde. Es giebt eine ſubjektiviſche Nothwendigkeit in den geometriſchen Demonſtrationen, eine andere in den Grundſaͤtzen uͤber die Dependez, und eine andere in andern allgemeinen Denkarten, die man Suggeſtions- ſaͤtze nennen kann; auch in den ſinnlichen Urtheilen, und in dem Glauben, womit man fremdes Zeugniß fuͤr wahr annimmt. Hr. Beattie hat ſich bemuͤhet, die Natur dieſer Nothwendigkeit zu zeigen, aber es ſcheinet nicht, als wenn er bis auf ihren Grund und Urſprung gedrun- gen ſey. Denn hiezu iſt bey weiten nicht genug, hie und da die Art der ſubjektiviſchen Nothwendig- keit in den Gedanken, aus der allein die objektiviſche Nothwendigkeit der Saͤtze beurtheilet werden kann, an- zugeben; es muß auch der Grund dieſer Nothwen- digkeit in dem Verſtande, oder zum mindeſten das all- gemeine Denkgeſetz, das die natuͤrlich nothwendige Wir- kungsart der Gedanken und Urtheile beſtimmet, aufge- ſucht werden. Dieß ganze große fruchtbare Feld hat Hr. Beattie, wie ſeine Vorgaͤnger, groͤßtentheils ſo
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VII. Verſuch. Von der Nothwendigkeit
Umfang derſelben wie ein Eins angeſehen, und Eine gro-
ße unendlich vielbefaſſende Wahrheit, wenn man will,
genennet werden.
Ob Leibnitz und Dalembert Recht haben, und
in welchem beſtimmten Verſtande, das laͤſſet ſich alsdenn
beſſer uͤberſehen, wenn man vorher die mehreren Arten
ſubjektiviſch nothwendiger Wahrheiten abgeſondert hat.
Jch fuͤrchte hier; wie an mehrern Orten, daß die Be-
trachtung zu einſeitig werde, wenn man ſogleich auf ei-
ne ſyſtematiſche Einfoͤrmigkeit bedacht iſt. Man ſehe
ſich vorher nach allen nothwendigen Wahrheiten um, die
verſchiedener Art zu ſeyn ſcheinen; Ob ſie am Ende ſich
auf eine einzige zuruͤckbringen laſſen, oder aus Einem
und demſelbigen gemeinſchaftlichen Grunde entſpringen,
wird ſich alsdenn durch die Vergleichung zeigen, und es
liegt weniger daran, wenn dieß auch nicht voͤllig entſchie-
den wuͤrde. Es giebt eine ſubjektiviſche Nothwendigkeit
in den geometriſchen Demonſtrationen, eine andere in
den Grundſaͤtzen uͤber die Dependez, und eine andere in
andern allgemeinen Denkarten, die man Suggeſtions-
ſaͤtze nennen kann; auch in den ſinnlichen Urtheilen, und
in dem Glauben, womit man fremdes Zeugniß fuͤr wahr
annimmt. Hr. Beattie hat ſich bemuͤhet, die Natur
dieſer Nothwendigkeit zu zeigen, aber es ſcheinet nicht,
als wenn er bis auf ihren Grund und Urſprung gedrun-
gen ſey. Denn hiezu iſt bey weiten nicht genug, hie
und da die Art der ſubjektiviſchen Nothwendig-
keit in den Gedanken, aus der allein die objektiviſche
Nothwendigkeit der Saͤtze beurtheilet werden kann, an-
zugeben; es muß auch der Grund dieſer Nothwen-
digkeit in dem Verſtande, oder zum mindeſten das all-
gemeine Denkgeſetz, das die natuͤrlich nothwendige Wir-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/550>, abgerufen am 22.12.2024.
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