Die Leichtigkeit, die Vorstellung von einer Aktion in ihrem Jnnern zu erneuern, ist also ein höherer Grad des innern Vermögens, die ersten Anfänge der Aktion anzunehmen. Die Fertigkeit, die Handlung selbst zu wiederholen, oder die eigentliche Fertigkeit ist ein höherer Grad in dem Vermögen selbst, womit man handelt.
Aber das Vermögen der Seele, womit sie wirket, wenn sie thätig ist, kann kein anderes als dasselbige seyn, welches auf eine ähnliche obgleich schwache Art wirket, wenn nur die ersten Anfänge der Aktion vorhanden sind. Die Fertigkeit eine Handlung sich vorzustellen ist also ein Bestandtheil von der Fertigkeit, die Handlung selbst vorzunehmen. Jene ist eine Leich- tigkeit sie anzufangen, diese eine Leichtigkeit sie weiter fort- zusetzen. Die letztere kann fehlen, wo die erstere vor- handen ist, aber wo die letztere, die Fertigkeit zu ver- richten, vorhanden ist, da muß die Fertigkeit sie anzufan- gen nothwendig zugleich seyn.
Jndessen ist es doch zu bemerken, daß dieß eigent- lich nur von Seelenhandlungen gelte, und zunächst nur von Fertigkeiten, die durch Uebung erlanget werden, und bey welchen wir die vorhergehende Vorstellung von der zu verrichtenden Handlung von der wirklichen Ausrich- tung derselben unterscheiden können. Von solchen Aktio- nen, die wir der Seele zwar zuschreiben, welche ihr aber nur zum Theil zukommen, und wenigstens außer ihr noch gewisse organische Kräfte im Körper erfodern, ohne deren Beywirkung sie nicht erfolgen können, ist nicht die Rede, wenigstens nicht weiter, als in so ferne sie Fer- tigkeiten und Handlungen in der Seele sind. Was hilft dem Virtuosen alle innere Anstrengung, wenn die Gicht seine Finger oder Füße lähmt?
Bey den Seelenhandlungen hingegen ist es so, daß eine Fertigkeit, sie hervorzubringen, eine Fertigkeit ist, welche in dem Vermögen zur Handlung ihren Sitz hat,
und
der Vorſtellungskraft ⁊c.
Die Leichtigkeit, die Vorſtellung von einer Aktion in ihrem Jnnern zu erneuern, iſt alſo ein hoͤherer Grad des innern Vermoͤgens, die erſten Anfaͤnge der Aktion anzunehmen. Die Fertigkeit, die Handlung ſelbſt zu wiederholen, oder die eigentliche Fertigkeit iſt ein hoͤherer Grad in dem Vermoͤgen ſelbſt, womit man handelt.
Aber das Vermoͤgen der Seele, womit ſie wirket, wenn ſie thaͤtig iſt, kann kein anderes als daſſelbige ſeyn, welches auf eine aͤhnliche obgleich ſchwache Art wirket, wenn nur die erſten Anfaͤnge der Aktion vorhanden ſind. Die Fertigkeit eine Handlung ſich vorzuſtellen iſt alſo ein Beſtandtheil von der Fertigkeit, die Handlung ſelbſt vorzunehmen. Jene iſt eine Leich- tigkeit ſie anzufangen, dieſe eine Leichtigkeit ſie weiter fort- zuſetzen. Die letztere kann fehlen, wo die erſtere vor- handen iſt, aber wo die letztere, die Fertigkeit zu ver- richten, vorhanden iſt, da muß die Fertigkeit ſie anzufan- gen nothwendig zugleich ſeyn.
Jndeſſen iſt es doch zu bemerken, daß dieß eigent- lich nur von Seelenhandlungen gelte, und zunaͤchſt nur von Fertigkeiten, die durch Uebung erlanget werden, und bey welchen wir die vorhergehende Vorſtellung von der zu verrichtenden Handlung von der wirklichen Ausrich- tung derſelben unterſcheiden koͤnnen. Von ſolchen Aktio- nen, die wir der Seele zwar zuſchreiben, welche ihr aber nur zum Theil zukommen, und wenigſtens außer ihr noch gewiſſe organiſche Kraͤfte im Koͤrper erfodern, ohne deren Beywirkung ſie nicht erfolgen koͤnnen, iſt nicht die Rede, wenigſtens nicht weiter, als in ſo ferne ſie Fer- tigkeiten und Handlungen in der Seele ſind. Was hilft dem Virtuoſen alle innere Anſtrengung, wenn die Gicht ſeine Finger oder Fuͤße laͤhmt?
Bey den Seelenhandlungen hingegen iſt es ſo, daß eine Fertigkeit, ſie hervorzubringen, eine Fertigkeit iſt, welche in dem Vermoͤgen zur Handlung ihren Sitz hat,
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der Vorſtellungskraft ⁊c.
Die Leichtigkeit, die Vorſtellung von einer Aktion
in ihrem Jnnern zu erneuern, iſt alſo ein hoͤherer Grad
des innern Vermoͤgens, die erſten Anfaͤnge der Aktion
anzunehmen. Die Fertigkeit, die Handlung ſelbſt zu
wiederholen, oder die eigentliche Fertigkeit iſt ein hoͤherer
Grad in dem Vermoͤgen ſelbſt, womit man handelt.
Aber das Vermoͤgen der Seele, womit ſie wirket,
wenn ſie thaͤtig iſt, kann kein anderes als daſſelbige ſeyn,
welches auf eine aͤhnliche obgleich ſchwache Art wirket,
wenn nur die erſten Anfaͤnge der Aktion vorhanden ſind.
Die Fertigkeit eine Handlung ſich vorzuſtellen iſt
alſo ein Beſtandtheil von der Fertigkeit, die
Handlung ſelbſt vorzunehmen. Jene iſt eine Leich-
tigkeit ſie anzufangen, dieſe eine Leichtigkeit ſie weiter fort-
zuſetzen. Die letztere kann fehlen, wo die erſtere vor-
handen iſt, aber wo die letztere, die Fertigkeit zu ver-
richten, vorhanden iſt, da muß die Fertigkeit ſie anzufan-
gen nothwendig zugleich ſeyn.
Jndeſſen iſt es doch zu bemerken, daß dieß eigent-
lich nur von Seelenhandlungen gelte, und zunaͤchſt nur
von Fertigkeiten, die durch Uebung erlanget werden, und
bey welchen wir die vorhergehende Vorſtellung von der
zu verrichtenden Handlung von der wirklichen Ausrich-
tung derſelben unterſcheiden koͤnnen. Von ſolchen Aktio-
nen, die wir der Seele zwar zuſchreiben, welche ihr aber
nur zum Theil zukommen, und wenigſtens außer ihr
noch gewiſſe organiſche Kraͤfte im Koͤrper erfodern, ohne
deren Beywirkung ſie nicht erfolgen koͤnnen, iſt nicht die
Rede, wenigſtens nicht weiter, als in ſo ferne ſie Fer-
tigkeiten und Handlungen in der Seele ſind. Was hilft
dem Virtuoſen alle innere Anſtrengung, wenn die Gicht
ſeine Finger oder Fuͤße laͤhmt?
Bey den Seelenhandlungen hingegen iſt es ſo, daß
eine Fertigkeit, ſie hervorzubringen, eine Fertigkeit iſt,
welche in dem Vermoͤgen zur Handlung ihren Sitz hat,
und
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/715>, abgerufen am 22.12.2024.
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