in dem Ersten Versuch (XVI. 6.) darüber gesagt ist. Für den, der jenes begriffen hat, ist hier nichts mehr nöthig hinzu zu setzen.
2.
Nach der Leibnitz-Wolfischen Psychologie er- klärt man die Seele durch eine vorstellende Kraft. Wenn dieß nur so viel heißen sollte, als das Vermögen, Vorstellungen zu machen, und sie zu bearbeiten, sey ein Unterscheidungsmerkmal der Seele, das sie vor allen nicht vorstellenden Wesen, das ist vor solchen, die blos Veränderungen annehmen ohne Gefühl, und vor solchen, die nur fühlen und wirken, voraus habe, so hätte ich nichts weiter dabey zu erinnern, als daß man nur diese Charakterisirung etwas näher zu bestimmen habe. Aber diese Philosophen haben in ihr noch mehr gesucht. Siehet man ihre Erklärungen von den Begierden und Handlungen der Seele an, so sind alle Kraftäußerungen nichts anders als Operationen der Vorstellungskraft; alles Wollen ist ein Bestreben zu neuen Vorstellungen, und alles Thun besteht darinn, daß Vorstellungen her- vorgebracht, gegenwärtig erhalten, verbunden und ver- mischet, und lebhafter und stärker bis zu Empfindungen ausgedruckt und bearbeitet werden. Jch will etwas. Was ist dieß anders, sagen sie, als, ich will es als ei- ne wirkliche Sache mir vorstellen, ich will es empfin- den. Das Bestreben etwas hervorzubringen, wenn ich eine vorhergehende Vorstellung habe, ist also ein Be- streben zu einer Empfindung, oder ein Bestreben, jene Vorstellung zu einer vollen Empfindung zu machen. Sollen diese Behauptungen mit philosophischer Gerech- tigkeit geprüft werden, so muß man auch auf den weiten Umfang des Begriffs, der in diesem System mit dem Wort, Vorstellung, verbunden wird, Rücksicht nehmen. Wenn jemand saget, Etwas wirklich machen und em-
pfinden
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der Vorſtellungskraft ⁊c.
in dem Erſten Verſuch (XVI. 6.) daruͤber geſagt iſt. Fuͤr den, der jenes begriffen hat, iſt hier nichts mehr noͤthig hinzu zu ſetzen.
2.
Nach der Leibnitz-Wolfiſchen Pſychologie er- klaͤrt man die Seele durch eine vorſtellende Kraft. Wenn dieß nur ſo viel heißen ſollte, als das Vermoͤgen, Vorſtellungen zu machen, und ſie zu bearbeiten, ſey ein Unterſcheidungsmerkmal der Seele, das ſie vor allen nicht vorſtellenden Weſen, das iſt vor ſolchen, die blos Veraͤnderungen annehmen ohne Gefuͤhl, und vor ſolchen, die nur fuͤhlen und wirken, voraus habe, ſo haͤtte ich nichts weiter dabey zu erinnern, als daß man nur dieſe Charakteriſirung etwas naͤher zu beſtimmen habe. Aber dieſe Philoſophen haben in ihr noch mehr geſucht. Siehet man ihre Erklaͤrungen von den Begierden und Handlungen der Seele an, ſo ſind alle Kraftaͤußerungen nichts anders als Operationen der Vorſtellungskraft; alles Wollen iſt ein Beſtreben zu neuen Vorſtellungen, und alles Thun beſteht darinn, daß Vorſtellungen her- vorgebracht, gegenwaͤrtig erhalten, verbunden und ver- miſchet, und lebhafter und ſtaͤrker bis zu Empfindungen ausgedruckt und bearbeitet werden. Jch will etwas. Was iſt dieß anders, ſagen ſie, als, ich will es als ei- ne wirkliche Sache mir vorſtellen, ich will es empfin- den. Das Beſtreben etwas hervorzubringen, wenn ich eine vorhergehende Vorſtellung habe, iſt alſo ein Be- ſtreben zu einer Empfindung, oder ein Beſtreben, jene Vorſtellung zu einer vollen Empfindung zu machen. Sollen dieſe Behauptungen mit philoſophiſcher Gerech- tigkeit gepruͤft werden, ſo muß man auch auf den weiten Umfang des Begriffs, der in dieſem Syſtem mit dem Wort, Vorſtellung, verbunden wird, Ruͤckſicht nehmen. Wenn jemand ſaget, Etwas wirklich machen und em-
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der Vorſtellungskraft ⁊c.
in dem Erſten Verſuch (XVI. 6.) daruͤber geſagt iſt.
Fuͤr den, der jenes begriffen hat, iſt hier nichts mehr
noͤthig hinzu zu ſetzen.
2.
Nach der Leibnitz-Wolfiſchen Pſychologie er-
klaͤrt man die Seele durch eine vorſtellende Kraft.
Wenn dieß nur ſo viel heißen ſollte, als das Vermoͤgen,
Vorſtellungen zu machen, und ſie zu bearbeiten, ſey ein
Unterſcheidungsmerkmal der Seele, das ſie vor allen
nicht vorſtellenden Weſen, das iſt vor ſolchen, die blos
Veraͤnderungen annehmen ohne Gefuͤhl, und vor ſolchen,
die nur fuͤhlen und wirken, voraus habe, ſo haͤtte ich
nichts weiter dabey zu erinnern, als daß man nur dieſe
Charakteriſirung etwas naͤher zu beſtimmen habe. Aber
dieſe Philoſophen haben in ihr noch mehr geſucht.
Siehet man ihre Erklaͤrungen von den Begierden und
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Was iſt dieß anders, ſagen ſie, als, ich will es als ei-
ne wirkliche Sache mir vorſtellen, ich will es empfin-
den. Das Beſtreben etwas hervorzubringen, wenn ich
eine vorhergehende Vorſtellung habe, iſt alſo ein Be-
ſtreben zu einer Empfindung, oder ein Beſtreben, jene
Vorſtellung zu einer vollen Empfindung zu machen.
Sollen dieſe Behauptungen mit philoſophiſcher Gerech-
tigkeit gepruͤft werden, ſo muß man auch auf den weiten
Umfang des Begriffs, der in dieſem Syſtem mit dem
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/751>, abgerufen am 22.12.2024.
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