löst alles in Körperveränderungen auf, die eine Folge der innern Organisation sind; die mecha- nischen Psychologen unterscheiden zwar die un- körperliche Seele, das Jch, von dem körperlichen Organ, und lassen auch jener ihren eigenen An- theil an den Seelenäußerungen, der von dem An- theil, den das Organ daran hat, verschieden ist; aber es geht doch bey ihren Analysen eben sowohl, als bey den Erklärungen der erstern alles dahin, zu zeigen, wie weit Fühlen, Vorstellen, Bewußt- seyn, Denken, Lust, Unlust, Wollen, Thun, nicht nur von der Organisation des Gehirns ab- hängen, sondern selbst in Veränderungen und Be- schaffenheiten desselben bestehen. Und was nun in dem körperlichen Organ seinen Sitz nicht haben kann, das hat ihn denn in der immateriellen See- le bey denen, die eine solche annehmen. Das Denkorgan ist eine Maschine, wozu die Seele die bewegende Kraft ist. Was der Seele im ge- wöhnlichen Verstande oder dem Seelenwesen zugeschrieben wird, ist etwas in diesem beseelten Organ, als in seinem Subjekt. Es kömmt also bey diesen analytischen Erklärungen der Seelen- veränderungen darauf an, genauer die Art zu be- stimmen, wie sie es sind. Diese Auflösungen soll- ten billig die metaphysischen heißen. Sie lie- gen ganz außer den Gränzen der Beobachtung, und bestehen am Ende in einer Reduktion dessen, was man bey der Seele beobachtet, auf Modifi- kationen des Gehirns, woran aber ein immate- rielles Jch, als wirkende und bewegende Kraft
Antheil
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Vorrede.
loͤſt alles in Koͤrperveraͤnderungen auf, die eine Folge der innern Organiſation ſind; die mecha- niſchen Pſychologen unterſcheiden zwar die un- koͤrperliche Seele, das Jch, von dem koͤrperlichen Organ, und laſſen auch jener ihren eigenen An- theil an den Seelenaͤußerungen, der von dem An- theil, den das Organ daran hat, verſchieden iſt; aber es geht doch bey ihren Analyſen eben ſowohl, als bey den Erklaͤrungen der erſtern alles dahin, zu zeigen, wie weit Fuͤhlen, Vorſtellen, Bewußt- ſeyn, Denken, Luſt, Unluſt, Wollen, Thun, nicht nur von der Organiſation des Gehirns ab- haͤngen, ſondern ſelbſt in Veraͤnderungen und Be- ſchaffenheiten deſſelben beſtehen. Und was nun in dem koͤrperlichen Organ ſeinen Sitz nicht haben kann, das hat ihn denn in der immateriellen See- le bey denen, die eine ſolche annehmen. Das Denkorgan iſt eine Maſchine, wozu die Seele die bewegende Kraft iſt. Was der Seele im ge- woͤhnlichen Verſtande oder dem Seelenweſen zugeſchrieben wird, iſt etwas in dieſem beſeelten Organ, als in ſeinem Subjekt. Es koͤmmt alſo bey dieſen analytiſchen Erklaͤrungen der Seelen- veraͤnderungen darauf an, genauer die Art zu be- ſtimmen, wie ſie es ſind. Dieſe Aufloͤſungen ſoll- ten billig die metaphyſiſchen heißen. Sie lie- gen ganz außer den Graͤnzen der Beobachtung, und beſtehen am Ende in einer Reduktion deſſen, was man bey der Seele beobachtet, auf Modifi- kationen des Gehirns, woran aber ein immate- rielles Jch, als wirkende und bewegende Kraft
Antheil
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[V/0009]
Vorrede.
loͤſt alles in Koͤrperveraͤnderungen auf, die eine
Folge der innern Organiſation ſind; die mecha-
niſchen Pſychologen unterſcheiden zwar die un-
koͤrperliche Seele, das Jch, von dem koͤrperlichen
Organ, und laſſen auch jener ihren eigenen An-
theil an den Seelenaͤußerungen, der von dem An-
theil, den das Organ daran hat, verſchieden iſt;
aber es geht doch bey ihren Analyſen eben ſowohl,
als bey den Erklaͤrungen der erſtern alles dahin,
zu zeigen, wie weit Fuͤhlen, Vorſtellen, Bewußt-
ſeyn, Denken, Luſt, Unluſt, Wollen, Thun,
nicht nur von der Organiſation des Gehirns ab-
haͤngen, ſondern ſelbſt in Veraͤnderungen und Be-
ſchaffenheiten deſſelben beſtehen. Und was nun
in dem koͤrperlichen Organ ſeinen Sitz nicht haben
kann, das hat ihn denn in der immateriellen See-
le bey denen, die eine ſolche annehmen. Das
Denkorgan iſt eine Maſchine, wozu die Seele die
bewegende Kraft iſt. Was der Seele im ge-
woͤhnlichen Verſtande oder dem Seelenweſen
zugeſchrieben wird, iſt etwas in dieſem beſeelten
Organ, als in ſeinem Subjekt. Es koͤmmt alſo
bey dieſen analytiſchen Erklaͤrungen der Seelen-
veraͤnderungen darauf an, genauer die Art zu be-
ſtimmen, wie ſie es ſind. Dieſe Aufloͤſungen ſoll-
ten billig die metaphyſiſchen heißen. Sie lie-
gen ganz außer den Graͤnzen der Beobachtung,
und beſtehen am Ende in einer Reduktion deſſen,
was man bey der Seele beobachtet, auf Modifi-
kationen des Gehirns, woran aber ein immate-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/9>, abgerufen am 22.12.2024.
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