13) Ob es der Analogie der Natur gemäß sey, die Jnsekten und andere unvollkommene Thiere für seelenlose Wesen zu halten? Von dem Uebergange von beseelten zu un- beseelten Wesen.
1.
Bey der thierischen Natur des Menschen, die ihm insofern zukommt, als er ein aus dem Seelen- wesen und aus einem organisirten Körper zusammenge- setztes Ganze ist (oben I.), sind freylich noch so manche Dunkelheiten zurück, daß, wenn wir aus der Analogie derselben mit der Natur des Seelenwesens uns die Einrichtung des letztern begreiflicher zu machen suchen, dieß anfangs den Schein haben kann, als wollte man in einer unergründlichen Tiefe einen festen Boden suchen, von dem man in eine andere Tiefe hinabsteigen könne. Wer kennt die Natur der organischen Kräfte in dem Körper, oder der Nervenkräfte, und ihre innige Verbindung mit der Seele, als dem vorstellenden und denkenden Wesen? Und da man diese nicht kennet: so scheint solche auch nicht gebraucht werden zu können, um die Art der Verbindung zwischen den beiden we- sentlichen Bestandtheilen des Seelenwesens sich vorstel- lig zu machen. Aber dennoch hat der Fleis der scharf- sinnigen Physiologen und Aerzte, (und ich habe schon vorhin gesagt, wie hoch ich besonders die Bemühun- gen des Hrn. D. Unzers schätze, die er in seiner klas- sischen Schrift, der Physiologie der thierischen Natur, angewendet hat;) etwas entdecket, das so be- schaffen ist, daß, wenn wir die beiden Seiten des See- lenwesens nur auf dieselbige Art zu beobachten Gelegen- heit| hätten, wir wenigstens über die vorgedachten Hy- pothesen von dem Sitze der Vorstellungen und der
Phan-
im Menſchen.
13) Ob es der Analogie der Natur gemaͤß ſey, die Jnſekten und andere unvollkommene Thiere fuͤr ſeelenloſe Weſen zu halten? Von dem Uebergange von beſeelten zu un- beſeelten Weſen.
1.
Bey der thieriſchen Natur des Menſchen, die ihm inſofern zukommt, als er ein aus dem Seelen- weſen und aus einem organiſirten Koͤrper zuſammenge- ſetztes Ganze iſt (oben I.), ſind freylich noch ſo manche Dunkelheiten zuruͤck, daß, wenn wir aus der Analogie derſelben mit der Natur des Seelenweſens uns die Einrichtung des letztern begreiflicher zu machen ſuchen, dieß anfangs den Schein haben kann, als wollte man in einer unergruͤndlichen Tiefe einen feſten Boden ſuchen, von dem man in eine andere Tiefe hinabſteigen koͤnne. Wer kennt die Natur der organiſchen Kraͤfte in dem Koͤrper, oder der Nervenkraͤfte, und ihre innige Verbindung mit der Seele, als dem vorſtellenden und denkenden Weſen? Und da man dieſe nicht kennet: ſo ſcheint ſolche auch nicht gebraucht werden zu koͤnnen, um die Art der Verbindung zwiſchen den beiden we- ſentlichen Beſtandtheilen des Seelenweſens ſich vorſtel- lig zu machen. Aber dennoch hat der Fleis der ſcharf- ſinnigen Phyſiologen und Aerzte, (und ich habe ſchon vorhin geſagt, wie hoch ich beſonders die Bemuͤhun- gen des Hrn. D. Unzers ſchaͤtze, die er in ſeiner klaſ- ſiſchen Schrift, der Phyſiologie der thieriſchen Natur, angewendet hat;) etwas entdecket, das ſo be- ſchaffen iſt, daß, wenn wir die beiden Seiten des See- lenweſens nur auf dieſelbige Art zu beobachten Gelegen- heit| haͤtten, wir wenigſtens uͤber die vorgedachten Hy- potheſen von dem Sitze der Vorſtellungen und der
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im Menſchen.
13) Ob es der Analogie der Natur gemaͤß ſey,
die Jnſekten und andere unvollkommene
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Von dem Uebergange von beſeelten zu un-
beſeelten Weſen.
1.
Bey der thieriſchen Natur des Menſchen, die ihm
inſofern zukommt, als er ein aus dem Seelen-
weſen und aus einem organiſirten Koͤrper zuſammenge-
ſetztes Ganze iſt (oben I.), ſind freylich noch ſo manche
Dunkelheiten zuruͤck, daß, wenn wir aus der Analogie
derſelben mit der Natur des Seelenweſens uns die
Einrichtung des letztern begreiflicher zu machen ſuchen,
dieß anfangs den Schein haben kann, als wollte man
in einer unergruͤndlichen Tiefe einen feſten Boden ſuchen,
von dem man in eine andere Tiefe hinabſteigen koͤnne.
Wer kennt die Natur der organiſchen Kraͤfte in dem
Koͤrper, oder der Nervenkraͤfte, und ihre innige
Verbindung mit der Seele, als dem vorſtellenden und
denkenden Weſen? Und da man dieſe nicht kennet:
ſo ſcheint ſolche auch nicht gebraucht werden zu koͤnnen,
um die Art der Verbindung zwiſchen den beiden we-
ſentlichen Beſtandtheilen des Seelenweſens ſich vorſtel-
lig zu machen. Aber dennoch hat der Fleis der ſcharf-
ſinnigen Phyſiologen und Aerzte, (und ich habe ſchon
vorhin geſagt, wie hoch ich beſonders die Bemuͤhun-
gen des Hrn. D. Unzers ſchaͤtze, die er in ſeiner klaſ-
ſiſchen Schrift, der Phyſiologie der thieriſchen
Natur, angewendet hat;) etwas entdecket, das ſo be-
ſchaffen iſt, daß, wenn wir die beiden Seiten des See-
lenweſens nur auf dieſelbige Art zu beobachten Gelegen-
heit| haͤtten, wir wenigſtens uͤber die vorgedachten Hy-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/331>, abgerufen am 22.11.2024.
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