da, wo sonsten nur Eine allein oder doch vornämlich zu wirken pfleget, zuweilen die andere jener ihrer Stelle in etwas ersetzen könne. Dieß ist es eben, was uns über die Art ihrer Verbindung etwas näheres sehen, und wovon sich der Aehnlichkeit wegen auf eine gleiche Be- ziehung der Seele auf ihr Organ in der Seelennatur, etwas wahrscheinliches folgern läßt.
2.
Wenn von äußern Gegenständen Eindrücke auf un- sern Körper, es sey unmittelbar auf die empfindlichen Nerven oder auf die reizbaren Muskeln gemacht wer- den; die Reizbarkeit mag von der Empfindlichkeit der Nerven ursprünglich abhangen, oder eine eigene hetero- gene Grundkraft seyn, wie sie in den Beobachtungen er- scheint: so erfolgen auf die von außen auffallenden Ein- drücke ganze Reihen von Veränderungen und Bewegun- gen, die innerhalb des Menschen vor sich gehen, und von denen hier besonders diejenigen in Betracht zu zie- hen sind, die sich mit einer körperlichen Bewegung en- digen, welche man als das letzte Glied in solchen Rei- hen ansehen kann. Jch sehe unvermuthet einen Stein vom Dach auf mich zufallen, und höre diesen Schall; ich fahre zusammen und springe aus dem Wege. Hier haben wir eine solche Reihe von Veränderungen, die mit einer Jmpression auf die Nerven des Gesichts und des Gehörs anfieng, und sich mit der Bewegung endigte, mit der ich wegsprang. Alsdenn besinne ich mich wieder, und es entstehet eine neue Reihe. Ferner: eine Arzney kommt in den Magen und wirket; und es erfolget eine Ausleerung. Dieß ist wiederum eine Reihe von Veränderungen, die sich von der Aktion ei- ner äußern Ursache auf den Körper anfängt, und da- von das letzte Glied, als ihr Ende, eine Bewegung in dem Körper ist.
Solche
XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
da, wo ſonſten nur Eine allein oder doch vornaͤmlich zu wirken pfleget, zuweilen die andere jener ihrer Stelle in etwas erſetzen koͤnne. Dieß iſt es eben, was uns uͤber die Art ihrer Verbindung etwas naͤheres ſehen, und wovon ſich der Aehnlichkeit wegen auf eine gleiche Be- ziehung der Seele auf ihr Organ in der Seelennatur, etwas wahrſcheinliches folgern laͤßt.
2.
Wenn von aͤußern Gegenſtaͤnden Eindruͤcke auf un- ſern Koͤrper, es ſey unmittelbar auf die empfindlichen Nerven oder auf die reizbaren Muskeln gemacht wer- den; die Reizbarkeit mag von der Empfindlichkeit der Nerven urſpruͤnglich abhangen, oder eine eigene hetero- gene Grundkraft ſeyn, wie ſie in den Beobachtungen er- ſcheint: ſo erfolgen auf die von außen auffallenden Ein- druͤcke ganze Reihen von Veraͤnderungen und Bewegun- gen, die innerhalb des Menſchen vor ſich gehen, und von denen hier beſonders diejenigen in Betracht zu zie- hen ſind, die ſich mit einer koͤrperlichen Bewegung en- digen, welche man als das letzte Glied in ſolchen Rei- hen anſehen kann. Jch ſehe unvermuthet einen Stein vom Dach auf mich zufallen, und hoͤre dieſen Schall; ich fahre zuſammen und ſpringe aus dem Wege. Hier haben wir eine ſolche Reihe von Veraͤnderungen, die mit einer Jmpreſſion auf die Nerven des Geſichts und des Gehoͤrs anfieng, und ſich mit der Bewegung endigte, mit der ich wegſprang. Alsdenn beſinne ich mich wieder, und es entſtehet eine neue Reihe. Ferner: eine Arzney kommt in den Magen und wirket; und es erfolget eine Ausleerung. Dieß iſt wiederum eine Reihe von Veraͤnderungen, die ſich von der Aktion ei- ner aͤußern Urſache auf den Koͤrper anfaͤngt, und da- von das letzte Glied, als ihr Ende, eine Bewegung in dem Koͤrper iſt.
Solche
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XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
da, wo ſonſten nur Eine allein oder doch vornaͤmlich
zu wirken pfleget, zuweilen die andere jener ihrer Stelle
in etwas erſetzen koͤnne. Dieß iſt es eben, was uns
uͤber die Art ihrer Verbindung etwas naͤheres ſehen, und
wovon ſich der Aehnlichkeit wegen auf eine gleiche Be-
ziehung der Seele auf ihr Organ in der Seelennatur,
etwas wahrſcheinliches folgern laͤßt.
2.
Wenn von aͤußern Gegenſtaͤnden Eindruͤcke auf un-
ſern Koͤrper, es ſey unmittelbar auf die empfindlichen
Nerven oder auf die reizbaren Muskeln gemacht wer-
den; die Reizbarkeit mag von der Empfindlichkeit der
Nerven urſpruͤnglich abhangen, oder eine eigene hetero-
gene Grundkraft ſeyn, wie ſie in den Beobachtungen er-
ſcheint: ſo erfolgen auf die von außen auffallenden Ein-
druͤcke ganze Reihen von Veraͤnderungen und Bewegun-
gen, die innerhalb des Menſchen vor ſich gehen, und
von denen hier beſonders diejenigen in Betracht zu zie-
hen ſind, die ſich mit einer koͤrperlichen Bewegung en-
digen, welche man als das letzte Glied in ſolchen Rei-
hen anſehen kann. Jch ſehe unvermuthet einen Stein
vom Dach auf mich zufallen, und hoͤre dieſen Schall;
ich fahre zuſammen und ſpringe aus dem Wege. Hier
haben wir eine ſolche Reihe von Veraͤnderungen, die
mit einer Jmpreſſion auf die Nerven des Geſichts
und des Gehoͤrs anfieng, und ſich mit der Bewegung
endigte, mit der ich wegſprang. Alsdenn beſinne ich
mich wieder, und es entſtehet eine neue Reihe. Ferner:
eine Arzney kommt in den Magen und wirket; und
es erfolget eine Ausleerung. Dieß iſt wiederum eine
Reihe von Veraͤnderungen, die ſich von der Aktion ei-
ner aͤußern Urſache auf den Koͤrper anfaͤngt, und da-
von das letzte Glied, als ihr Ende, eine Bewegung in
dem Koͤrper iſt.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/336>, abgerufen am 22.11.2024.
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