schmeidiges und der Seele unterworfenes Organ ist, oh- ne daß es für sich allein die materiellen Jdeen anreihe. Und da es solche Jdeen nicht in sich haben soll, so kann es auch zu den Reproduktionen nicht einmal so viel bey- tragen, als die Organisation des Körpers zu den Kunst- fertigkeiten, bey welchen uns die Erfahrung lehret, daß doch in dem Körper selbst gewisse Leichtigkeiten zu den Bewegungen durch die Uebung erzeugt werden. Wel- che von diesen beyden Hypothesen man also wählen mag, so muß man eingestehen, daß die Analogie zwischen der aus Erfahrungen etwas bekannten thierischen Natur und der Seelennatur in dem Menschen wegfalle.
Es ist die dritte Mittelidee von der Beschaffen- heit des Seelenwesens, die ich oben (VIII. 4.) vorge- tragen habe, welche, wenn sie die richtige wäre, diese Analogie in ihrem ganzen Umfange bestätigen würde, und welche wiederum aus der letztern bewiesen seyn würde, wenn man diese voraussetzet. Ohne noch zu bestimmen, wie weit die Wahrscheinlichkeit einer solchen Analogie überhaupt wohl gehe, wollen wir die Folgen betrachten, die aus ihr gezogen werden können.
1) Es giebt in dem Körper des lebenden Men- schen pur mechanische Bewegungen, woran das Seelenwesen entweder gar keinen oder doch keinen an- dern Antheil nimmt, als in so fern es den Körper und dessen Kräfte belebet. Und hierunter giebt es einige, die die Seele nicht einmal fühlet, wenigstens nicht deut- lich empfindet, und die sie also auch sich nicht mit Be- wußtseyn vorstellen und wollen kann. Aber solche gehö- ren auch nicht zu den thierischen Bewegungen.
Eben so gehen in dem innern Seelen-Organ Be- wegungen vor sich, die es als einen Theil des Körpers ausbilden, ernähren und erhalten, die aber nicht zu den sinnlichen Bewegungen gehören, und nicht em- pfunden noch vorgestellet werden. Die Seele hat an
ihnen
XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
ſchmeidiges und der Seele unterworfenes Organ iſt, oh- ne daß es fuͤr ſich allein die materiellen Jdeen anreihe. Und da es ſolche Jdeen nicht in ſich haben ſoll, ſo kann es auch zu den Reproduktionen nicht einmal ſo viel bey- tragen, als die Organiſation des Koͤrpers zu den Kunſt- fertigkeiten, bey welchen uns die Erfahrung lehret, daß doch in dem Koͤrper ſelbſt gewiſſe Leichtigkeiten zu den Bewegungen durch die Uebung erzeugt werden. Wel- che von dieſen beyden Hypotheſen man alſo waͤhlen mag, ſo muß man eingeſtehen, daß die Analogie zwiſchen der aus Erfahrungen etwas bekannten thieriſchen Natur und der Seelennatur in dem Menſchen wegfalle.
Es iſt die dritte Mittelidee von der Beſchaffen- heit des Seelenweſens, die ich oben (VIII. 4.) vorge- tragen habe, welche, wenn ſie die richtige waͤre, dieſe Analogie in ihrem ganzen Umfange beſtaͤtigen wuͤrde, und welche wiederum aus der letztern bewieſen ſeyn wuͤrde, wenn man dieſe vorausſetzet. Ohne noch zu beſtimmen, wie weit die Wahrſcheinlichkeit einer ſolchen Analogie uͤberhaupt wohl gehe, wollen wir die Folgen betrachten, die aus ihr gezogen werden koͤnnen.
1) Es giebt in dem Koͤrper des lebenden Men- ſchen pur mechaniſche Bewegungen, woran das Seelenweſen entweder gar keinen oder doch keinen an- dern Antheil nimmt, als in ſo fern es den Koͤrper und deſſen Kraͤfte belebet. Und hierunter giebt es einige, die die Seele nicht einmal fuͤhlet, wenigſtens nicht deut- lich empfindet, und die ſie alſo auch ſich nicht mit Be- wußtſeyn vorſtellen und wollen kann. Aber ſolche gehoͤ- ren auch nicht zu den thieriſchen Bewegungen.
Eben ſo gehen in dem innern Seelen-Organ Be- wegungen vor ſich, die es als einen Theil des Koͤrpers ausbilden, ernaͤhren und erhalten, die aber nicht zu den ſinnlichen Bewegungen gehoͤren, und nicht em- pfunden noch vorgeſtellet werden. Die Seele hat an
ihnen
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XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
ſchmeidiges und der Seele unterworfenes Organ iſt, oh-
ne daß es fuͤr ſich allein die materiellen Jdeen anreihe.
Und da es ſolche Jdeen nicht in ſich haben ſoll, ſo kann
es auch zu den Reproduktionen nicht einmal ſo viel bey-
tragen, als die Organiſation des Koͤrpers zu den Kunſt-
fertigkeiten, bey welchen uns die Erfahrung lehret, daß
doch in dem Koͤrper ſelbſt gewiſſe Leichtigkeiten zu den
Bewegungen durch die Uebung erzeugt werden. Wel-
che von dieſen beyden Hypotheſen man alſo waͤhlen mag,
ſo muß man eingeſtehen, daß die Analogie zwiſchen der
aus Erfahrungen etwas bekannten thieriſchen Natur
und der Seelennatur in dem Menſchen wegfalle.
Es iſt die dritte Mittelidee von der Beſchaffen-
heit des Seelenweſens, die ich oben (VIII. 4.) vorge-
tragen habe, welche, wenn ſie die richtige waͤre, dieſe
Analogie in ihrem ganzen Umfange beſtaͤtigen wuͤrde,
und welche wiederum aus der letztern bewieſen ſeyn
wuͤrde, wenn man dieſe vorausſetzet. Ohne noch zu
beſtimmen, wie weit die Wahrſcheinlichkeit einer ſolchen
Analogie uͤberhaupt wohl gehe, wollen wir die Folgen
betrachten, die aus ihr gezogen werden koͤnnen.
1) Es giebt in dem Koͤrper des lebenden Men-
ſchen pur mechaniſche Bewegungen, woran das
Seelenweſen entweder gar keinen oder doch keinen an-
dern Antheil nimmt, als in ſo fern es den Koͤrper und
deſſen Kraͤfte belebet. Und hierunter giebt es einige,
die die Seele nicht einmal fuͤhlet, wenigſtens nicht deut-
lich empfindet, und die ſie alſo auch ſich nicht mit Be-
wußtſeyn vorſtellen und wollen kann. Aber ſolche gehoͤ-
ren auch nicht zu den thieriſchen Bewegungen.
Eben ſo gehen in dem innern Seelen-Organ Be-
wegungen vor ſich, die es als einen Theil des Koͤrpers
ausbilden, ernaͤhren und erhalten, die aber nicht zu den
ſinnlichen Bewegungen gehoͤren, und nicht em-
pfunden noch vorgeſtellet werden. Die Seele hat an
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/388>, abgerufen am 22.11.2024.
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