selbst, das ist, die Erhebung der schwachen Anfänge zur vollen Handlung, enthält eine Fortsetzung und er- weiterte Anstrengung des nämlichen Bestrebens, und setzet auch in dem Körper einen Uebergang der Bewe- gung aus den innern Fiebern des Gehirns in die äußern Organe voraus, welche zu der Aktion gebraucht werden, wenn diese zu den äußern Handlungen gehöret. Dieß ist es aber, was sich auch derjenige leicht zu machen su- chet, der sich Fertigkeiten aus seiner Uebung verschaf- fen will, und mehr zu diesem Zwecke, als zu einem an- dern die Verstandskräfte in den Wissenschaften anwen- det. Hiezu werden nicht bloß leichter erweckbare Spu- ren der Handlungen erfodert, sondern auch vollere, tie- ser eingehende und intensiv stärkere, solche nämlich, wel- che leicht in Empfindungen übergehen.
Die Erfahrung lehret, daß von diesen verschiedenen Folgen und Wirkungen, die aus der Anwendung unse- rer Vermögen entstehen, bald die eine Art bald die andere vorzüglich vorhanden ist, und bestätiget also zu- gleich ihre reelle Verschiedenheit. Uebrigens kann keine von ihnen gänzlich fehlen, wo die übrigen sind. Jede Uebung des Verstandes gewähret Einsichten in die Na- tur der Sachen, die man durchdenket, giebt Kenntnisse von der Art des Verfahrens, und hinterläßt eine Fer- tigkeit in den Kräften. Die Verschiedenheit ist in dem Mehr und Weniger.
Wiederum, wenn auch diese verschiedenen Leichtigkei- ten von einander so abhangen, daß im Fall Eine von ihnen sich gänzlich verloren hätte, die übrigen auf keine Weise sich weiter zeigen könnten, gesetzt auch daß sie wirklich der Kraft noch ankleben: so ist es doch gleich- falls Erfahrung, daß Eine von ihnen vieles von ihrer Stärke oder Stufe verlieren kann, ohne daß eine Schwächung in den übrigen bemerkt werde. Die Lehr- sätze der Geometrie können vergessen werden; allein der
Hang
und Entwickelung des Menſchen.
ſelbſt, das iſt, die Erhebung der ſchwachen Anfaͤnge zur vollen Handlung, enthaͤlt eine Fortſetzung und er- weiterte Anſtrengung des naͤmlichen Beſtrebens, und ſetzet auch in dem Koͤrper einen Uebergang der Bewe- gung aus den innern Fiebern des Gehirns in die aͤußern Organe voraus, welche zu der Aktion gebraucht werden, wenn dieſe zu den aͤußern Handlungen gehoͤret. Dieß iſt es aber, was ſich auch derjenige leicht zu machen ſu- chet, der ſich Fertigkeiten aus ſeiner Uebung verſchaf- fen will, und mehr zu dieſem Zwecke, als zu einem an- dern die Verſtandskraͤfte in den Wiſſenſchaften anwen- det. Hiezu werden nicht bloß leichter erweckbare Spu- ren der Handlungen erfodert, ſondern auch vollere, tie- ſer eingehende und intenſiv ſtaͤrkere, ſolche naͤmlich, wel- che leicht in Empfindungen uͤbergehen.
Die Erfahrung lehret, daß von dieſen verſchiedenen Folgen und Wirkungen, die aus der Anwendung unſe- rer Vermoͤgen entſtehen, bald die eine Art bald die andere vorzuͤglich vorhanden iſt, und beſtaͤtiget alſo zu- gleich ihre reelle Verſchiedenheit. Uebrigens kann keine von ihnen gaͤnzlich fehlen, wo die uͤbrigen ſind. Jede Uebung des Verſtandes gewaͤhret Einſichten in die Na- tur der Sachen, die man durchdenket, giebt Kenntniſſe von der Art des Verfahrens, und hinterlaͤßt eine Fer- tigkeit in den Kraͤften. Die Verſchiedenheit iſt in dem Mehr und Weniger.
Wiederum, wenn auch dieſe verſchiedenen Leichtigkei- ten von einander ſo abhangen, daß im Fall Eine von ihnen ſich gaͤnzlich verloren haͤtte, die uͤbrigen auf keine Weiſe ſich weiter zeigen koͤnnten, geſetzt auch daß ſie wirklich der Kraft noch ankleben: ſo iſt es doch gleich- falls Erfahrung, daß Eine von ihnen vieles von ihrer Staͤrke oder Stufe verlieren kann, ohne daß eine Schwaͤchung in den uͤbrigen bemerkt werde. Die Lehr- ſaͤtze der Geometrie koͤnnen vergeſſen werden; allein der
Hang
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und Entwickelung des Menſchen.
ſelbſt, das iſt, die Erhebung der ſchwachen Anfaͤnge
zur vollen Handlung, enthaͤlt eine Fortſetzung und er-
weiterte Anſtrengung des naͤmlichen Beſtrebens, und
ſetzet auch in dem Koͤrper einen Uebergang der Bewe-
gung aus den innern Fiebern des Gehirns in die aͤußern
Organe voraus, welche zu der Aktion gebraucht werden,
wenn dieſe zu den aͤußern Handlungen gehoͤret. Dieß
iſt es aber, was ſich auch derjenige leicht zu machen ſu-
chet, der ſich Fertigkeiten aus ſeiner Uebung verſchaf-
fen will, und mehr zu dieſem Zwecke, als zu einem an-
dern die Verſtandskraͤfte in den Wiſſenſchaften anwen-
det. Hiezu werden nicht bloß leichter erweckbare Spu-
ren der Handlungen erfodert, ſondern auch vollere, tie-
ſer eingehende und intenſiv ſtaͤrkere, ſolche naͤmlich, wel-
che leicht in Empfindungen uͤbergehen.
Die Erfahrung lehret, daß von dieſen verſchiedenen
Folgen und Wirkungen, die aus der Anwendung unſe-
rer Vermoͤgen entſtehen, bald die eine Art bald die
andere vorzuͤglich vorhanden iſt, und beſtaͤtiget alſo zu-
gleich ihre reelle Verſchiedenheit. Uebrigens kann keine
von ihnen gaͤnzlich fehlen, wo die uͤbrigen ſind. Jede
Uebung des Verſtandes gewaͤhret Einſichten in die Na-
tur der Sachen, die man durchdenket, giebt Kenntniſſe
von der Art des Verfahrens, und hinterlaͤßt eine Fer-
tigkeit in den Kraͤften. Die Verſchiedenheit iſt in dem
Mehr und Weniger.
Wiederum, wenn auch dieſe verſchiedenen Leichtigkei-
ten von einander ſo abhangen, daß im Fall Eine von
ihnen ſich gaͤnzlich verloren haͤtte, die uͤbrigen auf keine
Weiſe ſich weiter zeigen koͤnnten, geſetzt auch daß ſie
wirklich der Kraft noch ankleben: ſo iſt es doch gleich-
falls Erfahrung, daß Eine von ihnen vieles von ihrer
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/429>, abgerufen am 22.11.2024.
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