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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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XIV. Vers. Ueber die Perfektibilität
die angeborne Konstitution der Seele bestimmt sind so
und nicht anders hervorzugehen: so gehören sie zu den
abgeleiteten zwar, aber doch zu den natürlichen.

Es entscheidet also nunmehr die Analogie über den
Punkt, der oben (erster Abschnitt IV. 3-6.) bis hieher
ausgesetzet worden ist: nämlich ob man abgeleitete Ver-
mögen in der Seele zugeben müsse, wozu weiter keine
besondern Anlagen in der angebornen Natur vorhanden
sind, als höchstens nur die Receptivität dazu? Auch
die Empfänglichkeit zu einem gewissen Vermögen kann
erzeuget seyn, wie sie in Hinsicht solcher entferntern Ver-
mögen ist, wozu der Mensch nur alsdenn erst aufgelegt
wird, wenn er andere vorher empfangen hat. Es be-
stehet folglich nicht alle Ausbildung der Seele in einer
Entwickelung schon vorhandener Formen.



Vierter

XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
die angeborne Konſtitution der Seele beſtimmt ſind ſo
und nicht anders hervorzugehen: ſo gehoͤren ſie zu den
abgeleiteten zwar, aber doch zu den natuͤrlichen.

Es entſcheidet alſo nunmehr die Analogie uͤber den
Punkt, der oben (erſter Abſchnitt IV. 3-6.) bis hieher
ausgeſetzet worden iſt: naͤmlich ob man abgeleitete Ver-
moͤgen in der Seele zugeben muͤſſe, wozu weiter keine
beſondern Anlagen in der angebornen Natur vorhanden
ſind, als hoͤchſtens nur die Receptivitaͤt dazu? Auch
die Empfaͤnglichkeit zu einem gewiſſen Vermoͤgen kann
erzeuget ſeyn, wie ſie in Hinſicht ſolcher entferntern Ver-
moͤgen iſt, wozu der Menſch nur alsdenn erſt aufgelegt
wird, wenn er andere vorher empfangen hat. Es be-
ſtehet folglich nicht alle Ausbildung der Seele in einer
Entwickelung ſchon vorhandener Formen.



Vierter
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[554/0584] XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt die angeborne Konſtitution der Seele beſtimmt ſind ſo und nicht anders hervorzugehen: ſo gehoͤren ſie zu den abgeleiteten zwar, aber doch zu den natuͤrlichen. Es entſcheidet alſo nunmehr die Analogie uͤber den Punkt, der oben (erſter Abſchnitt IV. 3-6.) bis hieher ausgeſetzet worden iſt: naͤmlich ob man abgeleitete Ver- moͤgen in der Seele zugeben muͤſſe, wozu weiter keine beſondern Anlagen in der angebornen Natur vorhanden ſind, als hoͤchſtens nur die Receptivitaͤt dazu? Auch die Empfaͤnglichkeit zu einem gewiſſen Vermoͤgen kann erzeuget ſeyn, wie ſie in Hinſicht ſolcher entferntern Ver- moͤgen iſt, wozu der Menſch nur alsdenn erſt aufgelegt wird, wenn er andere vorher empfangen hat. Es be- ſtehet folglich nicht alle Ausbildung der Seele in einer Entwickelung ſchon vorhandener Formen. Vierter

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/584>, abgerufen am 22.11.2024.