drungen, erweicht und biegsamer gemacht würde, so hätten wir eine Veränderung, die derjenigen entspricht, welche in der Seele immer möglich ist, die niemals ei- ner solchen Wiederauflebung unfähig wird. Und nur andere Beziehungen auf äußere Gegenstände sind noth- wendig, um sie wirklich wieder aufzuleben.
Viertens, worinn aber auch die Unbiegsamkeit in der Seele bestehen mag, so kann sie den Graden nach nicht so groß seyn, als sie bey den materiellen Vorstel- lungen im Gehirn ist. "Denn so zeiget sich, daß je "mehr die Theile an dem menschlichen Körper so zu sa- "gen zu den äußern gehören, desto merklicher wird "die Verhärtung an ihnen, und desto eher stellet sie sich "ein." Der Mensch nach seiner thierischen Natur nimmt gewöhnlicher Weise, wenn nicht besondere Zu- fälle dazwischen kommen, schleuniger ab, und in größerm Verhältnisse, als an seinem innern Seelenwesen. Nach der Analogie wird also die Abnahme langsamer und ge- ringer seyn in der unkörperlichen Einheit, dem wahren Mittelpunkt seiner Natur, als in den Fibern des ihn umgebenden Organs.
Fünftens, dieselbige Bemerkung läßt sich bey der Abnahme an innerer Wirksamkeit wiederholen. Diese kann in dem Geiste nicht mit demselbigen Schritte fort- gehen, wie in dem Menschen, wie in dem körperlichen Werkzeuge und in dem gröbern Körper. Wie die Er- fahrung lehret, daß die Seele noch lange ihre Feuer- kraft behält, und solches im Wollen und Verlangen be- weiset, wenn schon der Körper zum Ausführen nicht mehr so brauchbar ist: so kann man nach der Analogie vermuthen, daß, wenn gleich allmälig die Flamme aus- löscht, der innere Funke im Mittelpunkte am längsten seinen Schein, seine Wärme und seine Thätigkeit behal- ten müsse.
Ohne
und Entwickelung des Menſchen.
drungen, erweicht und biegſamer gemacht wuͤrde, ſo haͤtten wir eine Veraͤnderung, die derjenigen entſpricht, welche in der Seele immer moͤglich iſt, die niemals ei- ner ſolchen Wiederauflebung unfaͤhig wird. Und nur andere Beziehungen auf aͤußere Gegenſtaͤnde ſind noth- wendig, um ſie wirklich wieder aufzuleben.
Viertens, worinn aber auch die Unbiegſamkeit in der Seele beſtehen mag, ſo kann ſie den Graden nach nicht ſo groß ſeyn, als ſie bey den materiellen Vorſtel- lungen im Gehirn iſt. „Denn ſo zeiget ſich, daß je „mehr die Theile an dem menſchlichen Koͤrper ſo zu ſa- „gen zu den aͤußern gehoͤren, deſto merklicher wird „die Verhaͤrtung an ihnen, und deſto eher ſtellet ſie ſich „ein.“ Der Menſch nach ſeiner thieriſchen Natur nimmt gewoͤhnlicher Weiſe, wenn nicht beſondere Zu- faͤlle dazwiſchen kommen, ſchleuniger ab, und in groͤßerm Verhaͤltniſſe, als an ſeinem innern Seelenweſen. Nach der Analogie wird alſo die Abnahme langſamer und ge- ringer ſeyn in der unkoͤrperlichen Einheit, dem wahren Mittelpunkt ſeiner Natur, als in den Fibern des ihn umgebenden Organs.
Fuͤnftens, dieſelbige Bemerkung laͤßt ſich bey der Abnahme an innerer Wirkſamkeit wiederholen. Dieſe kann in dem Geiſte nicht mit demſelbigen Schritte fort- gehen, wie in dem Menſchen, wie in dem koͤrperlichen Werkzeuge und in dem groͤbern Koͤrper. Wie die Er- fahrung lehret, daß die Seele noch lange ihre Feuer- kraft behaͤlt, und ſolches im Wollen und Verlangen be- weiſet, wenn ſchon der Koͤrper zum Ausfuͤhren nicht mehr ſo brauchbar iſt: ſo kann man nach der Analogie vermuthen, daß, wenn gleich allmaͤlig die Flamme aus- loͤſcht, der innere Funke im Mittelpunkte am laͤngſten ſeinen Schein, ſeine Waͤrme und ſeine Thaͤtigkeit behal- ten muͤſſe.
Ohne
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und Entwickelung des Menſchen.
drungen, erweicht und biegſamer gemacht wuͤrde, ſo
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welche in der Seele immer moͤglich iſt, die niemals ei-
ner ſolchen Wiederauflebung unfaͤhig wird. Und nur
andere Beziehungen auf aͤußere Gegenſtaͤnde ſind noth-
wendig, um ſie wirklich wieder aufzuleben.
Viertens, worinn aber auch die Unbiegſamkeit
in der Seele beſtehen mag, ſo kann ſie den Graden nach
nicht ſo groß ſeyn, als ſie bey den materiellen Vorſtel-
lungen im Gehirn iſt. „Denn ſo zeiget ſich, daß je
„mehr die Theile an dem menſchlichen Koͤrper ſo zu ſa-
„gen zu den aͤußern gehoͤren, deſto merklicher wird
„die Verhaͤrtung an ihnen, und deſto eher ſtellet ſie ſich
„ein.“ Der Menſch nach ſeiner thieriſchen Natur
nimmt gewoͤhnlicher Weiſe, wenn nicht beſondere Zu-
faͤlle dazwiſchen kommen, ſchleuniger ab, und in groͤßerm
Verhaͤltniſſe, als an ſeinem innern Seelenweſen. Nach
der Analogie wird alſo die Abnahme langſamer und ge-
ringer ſeyn in der unkoͤrperlichen Einheit, dem wahren
Mittelpunkt ſeiner Natur, als in den Fibern des ihn
umgebenden Organs.
Fuͤnftens, dieſelbige Bemerkung laͤßt ſich bey der
Abnahme an innerer Wirkſamkeit wiederholen. Dieſe
kann in dem Geiſte nicht mit demſelbigen Schritte fort-
gehen, wie in dem Menſchen, wie in dem koͤrperlichen
Werkzeuge und in dem groͤbern Koͤrper. Wie die Er-
fahrung lehret, daß die Seele noch lange ihre Feuer-
kraft behaͤlt, und ſolches im Wollen und Verlangen be-
weiſet, wenn ſchon der Koͤrper zum Ausfuͤhren nicht
mehr ſo brauchbar iſt: ſo kann man nach der Analogie
vermuthen, daß, wenn gleich allmaͤlig die Flamme aus-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/793>, abgerufen am 22.11.2024.
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