Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.Zähne sind weiß. Der Körper des Beduinen ist auffällig hager, Die Kleidung des Beduinen ist ein wollenes Hemd und ein Zähne sind weiß. Der Körper des Beduinen ist auffällig hager, Die Kleidung des Beduinen ist ein wollenes Hemd und ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="— 29 —" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN733267742/00000033"/> Zähne sind weiß. Der Körper des Beduinen ist auffällig hager,<lb/> sodaß Brust und Bauch kaum voneinander zu unterscheiden sind;<lb/> die Füße bestehen fast aus lauter Sehnen ohne Waden. Dieser<lb/> gänzliche Fettmangel ist allen Wüstenbewohnern eigen und macht<lb/> den Eindruck körperlicher Schwäche, die aber durch die Kraft und<lb/> Ausdauer in allen Leibesübungen widerlegt wird. Begründet ist<lb/> die Magerkeit in der trockenen Wüsten- und Bergluft mit ihrer<lb/> lebhaften Verdunstung und ihrem beschleunigten Stoffwechsel, in<lb/> der mangelhaften Ernährung und der rastlosen Lebensweise, zu der<lb/> die Dürftigkeit der heimatlichen Erde den armen Wüstenbewohner<lb/> zwingt. Aber der stete Kampf ums Dasein hat den Körper ge-<lb/> stählt und widerstandsfähig gemacht, und die damit zusammen-<lb/> hängende Lebensweise, wie nicht minder die reine Luft der Wüste<lb/> sind die Ursache, daß die Bewohner derselben sich eines ausge-<lb/> zeichneten Gesundheitszustandes erfreuen. Wie die Erdoberfläche<lb/> im allgemeinen, so zeigt die Wüste im besondern, wie der Mensch<lb/> von der ihn umgebenden Natur abhängig ist. Das erkennt man<lb/> namentlich in der Ausbildung der Sinneswerkzeuge, wie jeder<lb/> Reisende, der einmal die Wüste betreten hat, zu bekunden weiß.<lb/> Die majestätische Ruhe derselben, die grenzenlose Ausdehnung und<lb/> ihre Luftreinheit haben Gehörs- und Gesichtssinn der Wüstenbe-<lb/> wohner in einer Weise geschärft, die ans Wunderbare grenzt. Wo<lb/> der Europäer mit seinem Fernglase noch nichts deutlich erblickt,<lb/> da hat sein Führer mit bloßem Auge bereits die Lanzen entgegen-<lb/> kommender Reiter erkannt. Nichts am weiten Horizonte entgeht<lb/> seinem scharfen Auge; aber die Einwirkung des allzeit grellen<lb/> Lichtes, das durch keinen Schatten gedämpft wird, ist zugleich die<lb/> Ursache, daß der Wüstenbewohner trotz häufigen Gebrauchs von<lb/> Schleiern im Alter seine Sehkraft einbüßt und an vollständiger<lb/> oder einseitiger Blindheit leidet.</p><lb/> <p>Die Kleidung des Beduinen ist ein wollenes Hemd und ein<lb/> Mantel, der gewöhnlich durch einen Gürtel aus Leder oder Linnen<lb/> zusammengehalten wird. In diesem stecken Säbel und Dolch; zu<lb/> Pferde hat der Beduine auch die Lanze und gewöhnlich noch ein<lb/> sehr langes Schießgewehr. Die Tracht der Frauen ist im ganzen<lb/> der der Männer gleich, nur etwas weiter und länger und zeichnet<lb/> sich durch größere Auswahl des Stoffes aus. Sie gehen in der<lb/> Wüste mit unbedecktem Gesicht. Alle, Männer wie Frauen, tragen<lb/> einen dichten, meist blau gefärbten oder gestreiften baumwollenen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [— 29 —/0033]
Zähne sind weiß. Der Körper des Beduinen ist auffällig hager,
sodaß Brust und Bauch kaum voneinander zu unterscheiden sind;
die Füße bestehen fast aus lauter Sehnen ohne Waden. Dieser
gänzliche Fettmangel ist allen Wüstenbewohnern eigen und macht
den Eindruck körperlicher Schwäche, die aber durch die Kraft und
Ausdauer in allen Leibesübungen widerlegt wird. Begründet ist
die Magerkeit in der trockenen Wüsten- und Bergluft mit ihrer
lebhaften Verdunstung und ihrem beschleunigten Stoffwechsel, in
der mangelhaften Ernährung und der rastlosen Lebensweise, zu der
die Dürftigkeit der heimatlichen Erde den armen Wüstenbewohner
zwingt. Aber der stete Kampf ums Dasein hat den Körper ge-
stählt und widerstandsfähig gemacht, und die damit zusammen-
hängende Lebensweise, wie nicht minder die reine Luft der Wüste
sind die Ursache, daß die Bewohner derselben sich eines ausge-
zeichneten Gesundheitszustandes erfreuen. Wie die Erdoberfläche
im allgemeinen, so zeigt die Wüste im besondern, wie der Mensch
von der ihn umgebenden Natur abhängig ist. Das erkennt man
namentlich in der Ausbildung der Sinneswerkzeuge, wie jeder
Reisende, der einmal die Wüste betreten hat, zu bekunden weiß.
Die majestätische Ruhe derselben, die grenzenlose Ausdehnung und
ihre Luftreinheit haben Gehörs- und Gesichtssinn der Wüstenbe-
wohner in einer Weise geschärft, die ans Wunderbare grenzt. Wo
der Europäer mit seinem Fernglase noch nichts deutlich erblickt,
da hat sein Führer mit bloßem Auge bereits die Lanzen entgegen-
kommender Reiter erkannt. Nichts am weiten Horizonte entgeht
seinem scharfen Auge; aber die Einwirkung des allzeit grellen
Lichtes, das durch keinen Schatten gedämpft wird, ist zugleich die
Ursache, daß der Wüstenbewohner trotz häufigen Gebrauchs von
Schleiern im Alter seine Sehkraft einbüßt und an vollständiger
oder einseitiger Blindheit leidet.
Die Kleidung des Beduinen ist ein wollenes Hemd und ein
Mantel, der gewöhnlich durch einen Gürtel aus Leder oder Linnen
zusammengehalten wird. In diesem stecken Säbel und Dolch; zu
Pferde hat der Beduine auch die Lanze und gewöhnlich noch ein
sehr langes Schießgewehr. Die Tracht der Frauen ist im ganzen
der der Männer gleich, nur etwas weiter und länger und zeichnet
sich durch größere Auswahl des Stoffes aus. Sie gehen in der
Wüste mit unbedecktem Gesicht. Alle, Männer wie Frauen, tragen
einen dichten, meist blau gefärbten oder gestreiften baumwollenen
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