von größerer Wichtigkeit, als man gewöhnlich glaubt. So sehr man bei den Fa- briken auf die Verbesserung derselben Nachdenken und Mühe verwandt, und die Ar- beit dadurch unglaublich ersparet hat, so wenig hat man die Ackerwerkzeuge einer Verbesserung werth geachtet, welches leider der größern Indolenz der Landwirthe und dem wenigen Sinne für mechanische Kunst, vielleicht aber auch den Aeußerungen ge- wisser landwirthschaftlicher Schriftsteller beigemessen werden muß.
Diese haben nämlich die möglichste Sparsamkeit bei den Ackerwerkzeugen empfohlen, sie nicht nur auf die wohlfeilste Art zu verfertigen, sondern auch mög- lichst wenig zu vervielfältigen, angerathen. Die Erhaltung eines Pflugs, sagen sie, von der wohlfeilsten Art kostet jährlich ungefähr 5 Scheffel Rocken = 45 #. Wenn ich nun in einer Wirthschaft mit zehn Pflügen einerlei Art ausreichen konnte, und nun Pflüge von zwei- und dreierlei Art anschaffen soll, so muß ich deren wenig- stens zwanzig haben, und die Pflüge werden mir statt 50 Scheffel, 100 Scheffel Rocken jährlich kosten, welches mir, durch verminderten Kraftaufwand meines Ge- spanns, schwerlich ersetzt werden kann. Aber auch ohne Hinsicht auf die bessere Ar- beit ist diese Berechnung falsch. Denn es ist weniger Abgang an den Werkzeugen, die abwechselnd, als an denen, die beständig gebraucht werden. Und wenn sie nur beim Nichtgebrauche gehörig aufbewahrt und trocken gestellt werden, so wird sich das Holzwerk besser erhalten, wenn es zu Zeiten abtrocknet, als wenn es immer im feuch- ten Erdboden geht, und es möchte vielleicht rathsam seyn, auch von einerlei Arten von Pflügen mehrere zu haben, und sie abwechselnd zu gebrauchen. Es kann also den vervielfältigten Werkzeugen durchaus nicht weiter zur Last geschrieben werden, als die Zinsen eines höhern Anlagekapitals, und wenn nun eine Wirthschaft, die zehn Pflüge hält, zur Anschaffung besserer und vervielfältigter Werkzeuge 300 Schef- fel Rocken anlegt, so kann sie sich an jährlichen vermehrten Kosten nicht mehr als die Zinsen derselben oder 15 Scheffel berechnen, die sie sehr leicht bloß durch den vermin- derten Kraftaufwand erspart.
§. 179.
Die speziale Aufzählung, Berechnung und Beschreibung der Werkzeuge gehörtWerden auf die Kopfzahl des Zugviehes vertheilt. nicht an diesen Ort. Wir bemerken hier nur, um die Kosten der Arbeiten völlig zu bestimmen, daß nach allgemeinen Durchschnitten die Kosten des sämmtlichen Ge- schirrs, worin und womit es arbeitet, auf jedes Ackerpferd jährlich zu dem Werthe
Arbeit des Geſpanns.
von groͤßerer Wichtigkeit, als man gewoͤhnlich glaubt. So ſehr man bei den Fa- briken auf die Verbeſſerung derſelben Nachdenken und Muͤhe verwandt, und die Ar- beit dadurch unglaublich erſparet hat, ſo wenig hat man die Ackerwerkzeuge einer Verbeſſerung werth geachtet, welches leider der groͤßern Indolenz der Landwirthe und dem wenigen Sinne fuͤr mechaniſche Kunſt, vielleicht aber auch den Aeußerungen ge- wiſſer landwirthſchaftlicher Schriftſteller beigemeſſen werden muß.
Dieſe haben naͤmlich die moͤglichſte Sparſamkeit bei den Ackerwerkzeugen empfohlen, ſie nicht nur auf die wohlfeilſte Art zu verfertigen, ſondern auch moͤg- lichſt wenig zu vervielfaͤltigen, angerathen. Die Erhaltung eines Pflugs, ſagen ſie, von der wohlfeilſten Art koſtet jaͤhrlich ungefaͤhr 5 Scheffel Rocken = 45 #. Wenn ich nun in einer Wirthſchaft mit zehn Pfluͤgen einerlei Art ausreichen konnte, und nun Pfluͤge von zwei- und dreierlei Art anſchaffen ſoll, ſo muß ich deren wenig- ſtens zwanzig haben, und die Pfluͤge werden mir ſtatt 50 Scheffel, 100 Scheffel Rocken jaͤhrlich koſten, welches mir, durch verminderten Kraftaufwand meines Ge- ſpanns, ſchwerlich erſetzt werden kann. Aber auch ohne Hinſicht auf die beſſere Ar- beit iſt dieſe Berechnung falſch. Denn es iſt weniger Abgang an den Werkzeugen, die abwechſelnd, als an denen, die beſtaͤndig gebraucht werden. Und wenn ſie nur beim Nichtgebrauche gehoͤrig aufbewahrt und trocken geſtellt werden, ſo wird ſich das Holzwerk beſſer erhalten, wenn es zu Zeiten abtrocknet, als wenn es immer im feuch- ten Erdboden geht, und es moͤchte vielleicht rathſam ſeyn, auch von einerlei Arten von Pfluͤgen mehrere zu haben, und ſie abwechſelnd zu gebrauchen. Es kann alſo den vervielfaͤltigten Werkzeugen durchaus nicht weiter zur Laſt geſchrieben werden, als die Zinſen eines hoͤhern Anlagekapitals, und wenn nun eine Wirthſchaft, die zehn Pfluͤge haͤlt, zur Anſchaffung beſſerer und vervielfaͤltigter Werkzeuge 300 Schef- fel Rocken anlegt, ſo kann ſie ſich an jaͤhrlichen vermehrten Koſten nicht mehr als die Zinſen derſelben oder 15 Scheffel berechnen, die ſie ſehr leicht bloß durch den vermin- derten Kraftaufwand erſpart.
§. 179.
Die ſpeziale Aufzaͤhlung, Berechnung und Beſchreibung der Werkzeuge gehoͤrtWerden auf die Kopfzahl des Zugviehes vertheilt. nicht an dieſen Ort. Wir bemerken hier nur, um die Koſten der Arbeiten voͤllig zu beſtimmen, daß nach allgemeinen Durchſchnitten die Koſten des ſaͤmmtlichen Ge- ſchirrs, worin und womit es arbeitet, auf jedes Ackerpferd jaͤhrlich zu dem Werthe
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von groͤßerer Wichtigkeit, als man gewoͤhnlich glaubt. So ſehr man bei den Fa-
briken auf die Verbeſſerung derſelben Nachdenken und Muͤhe verwandt, und die Ar-
beit dadurch unglaublich erſparet hat, ſo wenig hat man die Ackerwerkzeuge einer
Verbeſſerung werth geachtet, welches leider der groͤßern Indolenz der Landwirthe und
dem wenigen Sinne fuͤr mechaniſche Kunſt, vielleicht aber auch den Aeußerungen ge-
wiſſer landwirthſchaftlicher Schriftſteller beigemeſſen werden muß.
Dieſe haben naͤmlich die moͤglichſte Sparſamkeit bei den Ackerwerkzeugen
empfohlen, ſie nicht nur auf die wohlfeilſte Art zu verfertigen, ſondern auch moͤg-
lichſt wenig zu vervielfaͤltigen, angerathen. Die Erhaltung eines Pflugs, ſagen ſie,
von der wohlfeilſten Art koſtet jaͤhrlich ungefaͤhr 5 Scheffel Rocken = 45 #.
Wenn ich nun in einer Wirthſchaft mit zehn Pfluͤgen einerlei Art ausreichen konnte,
und nun Pfluͤge von zwei- und dreierlei Art anſchaffen ſoll, ſo muß ich deren wenig-
ſtens zwanzig haben, und die Pfluͤge werden mir ſtatt 50 Scheffel, 100 Scheffel
Rocken jaͤhrlich koſten, welches mir, durch verminderten Kraftaufwand meines Ge-
ſpanns, ſchwerlich erſetzt werden kann. Aber auch ohne Hinſicht auf die beſſere Ar-
beit iſt dieſe Berechnung falſch. Denn es iſt weniger Abgang an den Werkzeugen,
die abwechſelnd, als an denen, die beſtaͤndig gebraucht werden. Und wenn ſie nur
beim Nichtgebrauche gehoͤrig aufbewahrt und trocken geſtellt werden, ſo wird ſich das
Holzwerk beſſer erhalten, wenn es zu Zeiten abtrocknet, als wenn es immer im feuch-
ten Erdboden geht, und es moͤchte vielleicht rathſam ſeyn, auch von einerlei Arten
von Pfluͤgen mehrere zu haben, und ſie abwechſelnd zu gebrauchen. Es kann alſo
den vervielfaͤltigten Werkzeugen durchaus nicht weiter zur Laſt geſchrieben werden,
als die Zinſen eines hoͤhern Anlagekapitals, und wenn nun eine Wirthſchaft, die
zehn Pfluͤge haͤlt, zur Anſchaffung beſſerer und vervielfaͤltigter Werkzeuge 300 Schef-
fel Rocken anlegt, ſo kann ſie ſich an jaͤhrlichen vermehrten Koſten nicht mehr als die
Zinſen derſelben oder 15 Scheffel berechnen, die ſie ſehr leicht bloß durch den vermin-
derten Kraftaufwand erſpart.
§. 179.
Die ſpeziale Aufzaͤhlung, Berechnung und Beſchreibung der Werkzeuge gehoͤrt
nicht an dieſen Ort. Wir bemerken hier nur, um die Koſten der Arbeiten voͤllig zu
beſtimmen, daß nach allgemeinen Durchſchnitten die Koſten des ſaͤmmtlichen Ge-
ſchirrs, worin und womit es arbeitet, auf jedes Ackerpferd jaͤhrlich zu dem Werthe
Werden auf
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/157>, abgerufen am 16.02.2025.
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