Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Landwirthschaftliche Buchhaltung. Aufsätze in denselben Annalen sammt meinen Zusätzen gelesen haben, z. B. Bd. V.S. 553, 609; Bd. VI. S. 387, 413; Bd. VII. S. 121; werden diese wenigen Bemerkungen zureichen, und es würde also überflüssig seyn, diese Materie nochmals ganz zu behandeln, obwohl ich mir bewußt bin, daß ich in jener ersten Schrift nicht alles deutlich genug dargestellt hatte. Ich glaube aber, es kann mit der möglichst größten Deutlichkeit des Vortrages doch nicht vermieden werden, daß sich nicht eini- ger Anstoß finde, wenn man das Geschäft zuerst angreift. Man wird hierüber aber sehr leicht wegkommen, wenn man einige Uebung mit Nachdenken verbindet. Ich rathe deshalb jeden, der diese Buchhaltung einführen will, den Versuch damit in einem Jahre zu machen, aber seine vorherige Buchführung in diesem ersten Jahre dennoch beizubehalten, damit er bei einigen Irrthümern, die er vielleicht erst in der Folge entdeckte, nicht in Unordnung mit seinem Rechnungswesen komme. Wer sie einmal versucht und sich ganz in den Geist desselben hineingesetzt hat, wird sie sicher nie wieder aufgeben, noch die Beschwerde bereuen, die sie ihm zu Anfange machte. Die klare Uebersicht, welche sie über jeden einzelnen Theil der Wirthschaft nicht nur, sondern insbesondere über das Eingreisen des einen in den andern giebt, und die Ideen, welche sie über die Berichtigung der Verhältnisse erwecket, die genaue Kon- trolle, welche man aus seinem Zimmer und selbst abwesend über die wirthschaftlichen Arbeiten und Verwendungen führen kann, die Fingerzeige zur Richtung der Aufmerk- samkeit auf diesen oder jenen Punkt, werden die Mühsamkeit, welche sie nur im er- sten Jahre verursacht, überschwenglich belohnen. Das Schwierigste dabei und doch das unbedingt Nothwendige ist die richtige Führung und gute Einrichtung der Jour- nale; gar nicht an sich selbst, sondern auch nur in Ansehung der ersten Begriffe, die man denen, welche sie zu führen haben, beibringen muß. Verhältniß
Landwirthſchaftliche Buchhaltung. Aufſaͤtze in denſelben Annalen ſammt meinen Zuſaͤtzen geleſen haben, z. B. Bd. V.S. 553, 609; Bd. VI. S. 387, 413; Bd. VII. S. 121; werden dieſe wenigen Bemerkungen zureichen, und es wuͤrde alſo uͤberfluͤſſig ſeyn, dieſe Materie nochmals ganz zu behandeln, obwohl ich mir bewußt bin, daß ich in jener erſten Schrift nicht alles deutlich genug dargeſtellt hatte. Ich glaube aber, es kann mit der moͤglichſt groͤßten Deutlichkeit des Vortrages doch nicht vermieden werden, daß ſich nicht eini- ger Anſtoß finde, wenn man das Geſchaͤft zuerſt angreift. Man wird hieruͤber aber ſehr leicht wegkommen, wenn man einige Uebung mit Nachdenken verbindet. Ich rathe deshalb jeden, der dieſe Buchhaltung einfuͤhren will, den Verſuch damit in einem Jahre zu machen, aber ſeine vorherige Buchfuͤhrung in dieſem erſten Jahre dennoch beizubehalten, damit er bei einigen Irrthuͤmern, die er vielleicht erſt in der Folge entdeckte, nicht in Unordnung mit ſeinem Rechnungsweſen komme. Wer ſie einmal verſucht und ſich ganz in den Geiſt deſſelben hineingeſetzt hat, wird ſie ſicher nie wieder aufgeben, noch die Beſchwerde bereuen, die ſie ihm zu Anfange machte. Die klare Ueberſicht, welche ſie uͤber jeden einzelnen Theil der Wirthſchaft nicht nur, ſondern insbeſondere uͤber das Eingreiſen des einen in den andern giebt, und die Ideen, welche ſie uͤber die Berichtigung der Verhaͤltniſſe erwecket, die genaue Kon- trolle, welche man aus ſeinem Zimmer und ſelbſt abweſend uͤber die wirthſchaftlichen Arbeiten und Verwendungen fuͤhren kann, die Fingerzeige zur Richtung der Aufmerk- ſamkeit auf dieſen oder jenen Punkt, werden die Muͤhſamkeit, welche ſie nur im er- ſten Jahre verurſacht, uͤberſchwenglich belohnen. Das Schwierigſte dabei und doch das unbedingt Nothwendige iſt die richtige Fuͤhrung und gute Einrichtung der Jour- nale; gar nicht an ſich ſelbſt, ſondern auch nur in Anſehung der erſten Begriffe, die man denen, welche ſie zu fuͤhren haben, beibringen muß. Verhaͤltniß
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Landwirthſchaftliche Buchhaltung.
Aufſaͤtze in denſelben Annalen ſammt meinen Zuſaͤtzen geleſen haben, z. B. Bd. V.
S. 553, 609; Bd. VI. S. 387, 413; Bd. VII. S. 121; werden dieſe wenigen
Bemerkungen zureichen, und es wuͤrde alſo uͤberfluͤſſig ſeyn, dieſe Materie nochmals
ganz zu behandeln, obwohl ich mir bewußt bin, daß ich in jener erſten Schrift nicht
alles deutlich genug dargeſtellt hatte. Ich glaube aber, es kann mit der moͤglichſt
groͤßten Deutlichkeit des Vortrages doch nicht vermieden werden, daß ſich nicht eini-
ger Anſtoß finde, wenn man das Geſchaͤft zuerſt angreift. Man wird hieruͤber aber
ſehr leicht wegkommen, wenn man einige Uebung mit Nachdenken verbindet. Ich
rathe deshalb jeden, der dieſe Buchhaltung einfuͤhren will, den Verſuch damit in
einem Jahre zu machen, aber ſeine vorherige Buchfuͤhrung in dieſem erſten Jahre
dennoch beizubehalten, damit er bei einigen Irrthuͤmern, die er vielleicht erſt in der
Folge entdeckte, nicht in Unordnung mit ſeinem Rechnungsweſen komme. Wer ſie
einmal verſucht und ſich ganz in den Geiſt deſſelben hineingeſetzt hat, wird ſie ſicher
nie wieder aufgeben, noch die Beſchwerde bereuen, die ſie ihm zu Anfange machte.
Die klare Ueberſicht, welche ſie uͤber jeden einzelnen Theil der Wirthſchaft nicht nur,
ſondern insbeſondere uͤber das Eingreiſen des einen in den andern giebt, und die
Ideen, welche ſie uͤber die Berichtigung der Verhaͤltniſſe erwecket, die genaue Kon-
trolle, welche man aus ſeinem Zimmer und ſelbſt abweſend uͤber die wirthſchaftlichen
Arbeiten und Verwendungen fuͤhren kann, die Fingerzeige zur Richtung der Aufmerk-
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ſten Jahre verurſacht, uͤberſchwenglich belohnen. Das Schwierigſte dabei und doch
das unbedingt Nothwendige iſt die richtige Fuͤhrung und gute Einrichtung der Jour-
nale; gar nicht an ſich ſelbſt, ſondern auch nur in Anſehung der erſten Begriffe, die
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