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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Verhältniß der Düngung,
theilt sich nicht nur gleichmäßiger, sondern scheint auch minder zu verstieben, sich
mehr mit dem Boden zu verbinden und schneller auf die Vegetation zu wirken. Wer-
den sie von der Weide des Nachts in Horden gelegt, oder auch in den Stall gebracht,
so beträgt dieser nächtliche Dünger mehr als der vom Rindvieh, wenn man nämlich
beiden einen gleichen Weideraum zumißt. Daher hat man in England auffallend be-
merkt, daß Schafweiden, worauf man das Vieh, nach dortiger Gewohnheit, auch
des Nachts läßt, sich von Jahr zu Jahr verbessert haben, jährlich mehrere Schafe
ernähren können, und dann umgebrochen an Kraft weit mehr als Kuhweiden gewon-
nen hatten, wogegen letztere, auf wärmerem und trocknerem Boden, nach dem drit-
ten oder vierten Jahre im Graswuchse mehr ab- als zunehmen.

Beim Horden oder Pferchen der Schafe nimmt man an, daß 1200 Schafe in
einer Nacht eine schwache Düngung, die einer schwachen halben Stallmistdüngung
gleich kommt, 1800 Schafe eine mäßige Düngung, 2400 Schafe eine starke, nur
bei besonderen Früchten anwendbare per Morgen geben. Wenn 10 Schafe auf der
Weide einer Kuh gleich geachtet werden, und eine Kuh in einer Nacht 15 Pfund
Dünger giebt, so werden 180 Kühe nur 2700 Pfund, 240 Kühe 3600 Pfund Mist
geben, wodurch kein Morgen bedüngt werden konnte. Dagegen bleibt aber die
Düngkraft länger im Acker.

§. 285.

Vergleichung
mit anderen
Annahmen.
Um den Versuch zu machen, wie diese Berechnung des Mistes, unmittelbar auf
die Futter- und Strohkonsumtion gegründet, mit denen Berechnungen zusammen-
stimme, die nach der Kopfzahl des Viehes gemacht worden, wollen wir einige der
letztern, die auf große Erfahrungsdurchschnitte, aber freilich zu wenig bestimmt, ge-
gründet sind, damit vergleichen.

Die dem §. 223. beigefügte Düngungstabelle bezieht sich zunächst auf die in der
Kur- und Neumark bei Veranschlagungen angenommenen Futterungsprinzipien.
Nach diesen wird folgendes auf die verschiedenen Vieharten gerechnet. (Eine Man-
del Winterung zu 200 Pfund, und eine Mandel Sömmerung zu 140 Pfund, bei
dem hier üblichen starken Bande, angenommen.)


Verhaͤltniß der Duͤngung,
theilt ſich nicht nur gleichmaͤßiger, ſondern ſcheint auch minder zu verſtieben, ſich
mehr mit dem Boden zu verbinden und ſchneller auf die Vegetation zu wirken. Wer-
den ſie von der Weide des Nachts in Horden gelegt, oder auch in den Stall gebracht,
ſo betraͤgt dieſer naͤchtliche Duͤnger mehr als der vom Rindvieh, wenn man naͤmlich
beiden einen gleichen Weideraum zumißt. Daher hat man in England auffallend be-
merkt, daß Schafweiden, worauf man das Vieh, nach dortiger Gewohnheit, auch
des Nachts laͤßt, ſich von Jahr zu Jahr verbeſſert haben, jaͤhrlich mehrere Schafe
ernaͤhren koͤnnen, und dann umgebrochen an Kraft weit mehr als Kuhweiden gewon-
nen hatten, wogegen letztere, auf waͤrmerem und trocknerem Boden, nach dem drit-
ten oder vierten Jahre im Graswuchſe mehr ab- als zunehmen.

Beim Horden oder Pferchen der Schafe nimmt man an, daß 1200 Schafe in
einer Nacht eine ſchwache Duͤngung, die einer ſchwachen halben Stallmiſtduͤngung
gleich kommt, 1800 Schafe eine maͤßige Duͤngung, 2400 Schafe eine ſtarke, nur
bei beſonderen Fruͤchten anwendbare per Morgen geben. Wenn 10 Schafe auf der
Weide einer Kuh gleich geachtet werden, und eine Kuh in einer Nacht 15 Pfund
Duͤnger giebt, ſo werden 180 Kuͤhe nur 2700 Pfund, 240 Kuͤhe 3600 Pfund Miſt
geben, wodurch kein Morgen beduͤngt werden konnte. Dagegen bleibt aber die
Duͤngkraft laͤnger im Acker.

§. 285.

Vergleichung
mit anderen
Annahmen.
Um den Verſuch zu machen, wie dieſe Berechnung des Miſtes, unmittelbar auf
die Futter- und Strohkonſumtion gegruͤndet, mit denen Berechnungen zuſammen-
ſtimme, die nach der Kopfzahl des Viehes gemacht worden, wollen wir einige der
letztern, die auf große Erfahrungsdurchſchnitte, aber freilich zu wenig beſtimmt, ge-
gruͤndet ſind, damit vergleichen.

Die dem §. 223. beigefuͤgte Duͤngungstabelle bezieht ſich zunaͤchſt auf die in der
Kur- und Neumark bei Veranſchlagungen angenommenen Futterungsprinzipien.
Nach dieſen wird folgendes auf die verſchiedenen Vieharten gerechnet. (Eine Man-
del Winterung zu 200 Pfund, und eine Mandel Soͤmmerung zu 140 Pfund, bei
dem hier uͤblichen ſtarken Bande, angenommen.)


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[274/0318] Verhaͤltniß der Duͤngung, theilt ſich nicht nur gleichmaͤßiger, ſondern ſcheint auch minder zu verſtieben, ſich mehr mit dem Boden zu verbinden und ſchneller auf die Vegetation zu wirken. Wer- den ſie von der Weide des Nachts in Horden gelegt, oder auch in den Stall gebracht, ſo betraͤgt dieſer naͤchtliche Duͤnger mehr als der vom Rindvieh, wenn man naͤmlich beiden einen gleichen Weideraum zumißt. Daher hat man in England auffallend be- merkt, daß Schafweiden, worauf man das Vieh, nach dortiger Gewohnheit, auch des Nachts laͤßt, ſich von Jahr zu Jahr verbeſſert haben, jaͤhrlich mehrere Schafe ernaͤhren koͤnnen, und dann umgebrochen an Kraft weit mehr als Kuhweiden gewon- nen hatten, wogegen letztere, auf waͤrmerem und trocknerem Boden, nach dem drit- ten oder vierten Jahre im Graswuchſe mehr ab- als zunehmen. Beim Horden oder Pferchen der Schafe nimmt man an, daß 1200 Schafe in einer Nacht eine ſchwache Duͤngung, die einer ſchwachen halben Stallmiſtduͤngung gleich kommt, 1800 Schafe eine maͤßige Duͤngung, 2400 Schafe eine ſtarke, nur bei beſonderen Fruͤchten anwendbare per Morgen geben. Wenn 10 Schafe auf der Weide einer Kuh gleich geachtet werden, und eine Kuh in einer Nacht 15 Pfund Duͤnger giebt, ſo werden 180 Kuͤhe nur 2700 Pfund, 240 Kuͤhe 3600 Pfund Miſt geben, wodurch kein Morgen beduͤngt werden konnte. Dagegen bleibt aber die Duͤngkraft laͤnger im Acker. §. 285. Um den Verſuch zu machen, wie dieſe Berechnung des Miſtes, unmittelbar auf die Futter- und Strohkonſumtion gegruͤndet, mit denen Berechnungen zuſammen- ſtimme, die nach der Kopfzahl des Viehes gemacht worden, wollen wir einige der letztern, die auf große Erfahrungsdurchſchnitte, aber freilich zu wenig beſtimmt, ge- gruͤndet ſind, damit vergleichen. Vergleichung mit anderen Annahmen. Die dem §. 223. beigefuͤgte Duͤngungstabelle bezieht ſich zunaͤchſt auf die in der Kur- und Neumark bei Veranſchlagungen angenommenen Futterungsprinzipien. Nach dieſen wird folgendes auf die verſchiedenen Vieharten gerechnet. (Eine Man- del Winterung zu 200 Pfund, und eine Mandel Soͤmmerung zu 140 Pfund, bei dem hier uͤblichen ſtarken Bande, angenommen.)

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/318>, abgerufen am 21.11.2024.