Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
Begriff der rationellen Landwirthschaft.
§. 1.

Die Landwirthschaft ist ein Gewerbe, welches zum Zweck hat, durch Production
(zuweilen auch durch fernere Bearbeitung) vegetabilischer und thierischer Substanzen
Gewinn zu erzeugen oder Geld zu erwerben.

§. 2.

Je höher dieser Gewinn nachhaltig ist, desto vollständiger wird dieser Zweck
erfüllt. Die vollkommenste Landwirthschaft ist also die, welche den möglich höch-
sten, nachhaltigen
Gewinn, nach Verhältniß des Vermögens, der Kräfte und
der Umstände, aus ihrem Betriebe zieht.

Nicht die möglich höchste Production, sondern der höchste reine Gewinn, nach
Abzug der Kosten -- welches beides in entgegengesetzten Verhältnissen stehen kann
-- ist Zweck des Landwirths, und muß es seyn, selbst in Hinsicht auf das allge-
meine Beste; den einzigen Fall ausgenommen, wo man der Wissenschaft wegen die
Möglichkeit hoher Production, obwohl unter den bestehenden Verhältnissen mit
geringerem Vortheil, zeigen wollte.

§. 3.

Die rationelle Lehre von der Landwirthschaft muß also zeigen, wie der möglich
höchste reine Gewinn unter allen Verhältnissen aus diesem Betriebe gezogen wer-
den könne.

§. 4.

Die Lehre des Ackerbaues kann dreierlei Art seyn, d. h. das Gewerbe kann auf
dreierlei Weise gelehrt und erlernt werden: erstlich handwerksmäßig, zweitens
kunstmäßig, drittens wissenschaftlich.


A 2
Begriff der rationellen Landwirthſchaft.
§. 1.

Die Landwirthſchaft iſt ein Gewerbe, welches zum Zweck hat, durch Production
(zuweilen auch durch fernere Bearbeitung) vegetabiliſcher und thieriſcher Subſtanzen
Gewinn zu erzeugen oder Geld zu erwerben.

§. 2.

Je hoͤher dieſer Gewinn nachhaltig iſt, deſto vollſtaͤndiger wird dieſer Zweck
erfuͤllt. Die vollkommenſte Landwirthſchaft iſt alſo die, welche den moͤglich hoͤch-
ſten, nachhaltigen
Gewinn, nach Verhaͤltniß des Vermoͤgens, der Kraͤfte und
der Umſtaͤnde, aus ihrem Betriebe zieht.

Nicht die moͤglich hoͤchſte Production, ſondern der hoͤchſte reine Gewinn, nach
Abzug der Koſten — welches beides in entgegengeſetzten Verhaͤltniſſen ſtehen kann
— iſt Zweck des Landwirths, und muß es ſeyn, ſelbſt in Hinſicht auf das allge-
meine Beſte; den einzigen Fall ausgenommen, wo man der Wiſſenſchaft wegen die
Moͤglichkeit hoher Production, obwohl unter den beſtehenden Verhaͤltniſſen mit
geringerem Vortheil, zeigen wollte.

§. 3.

Die rationelle Lehre von der Landwirthſchaft muß alſo zeigen, wie der moͤglich
hoͤchſte reine Gewinn unter allen Verhaͤltniſſen aus dieſem Betriebe gezogen wer-
den koͤnne.

§. 4.

Die Lehre des Ackerbaues kann dreierlei Art ſeyn, d. h. das Gewerbe kann auf
dreierlei Weiſe gelehrt und erlernt werden: erſtlich handwerksmaͤßig, zweitens
kunſtmaͤßig, drittens wiſſenſchaftlich.


A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0033" n="[3]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Begriff der rationellen Landwirth&#x017F;chaft.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Landwirth&#x017F;chaft i&#x017F;t ein Gewerbe, welches zum Zweck hat, durch Production<lb/>
(zuweilen auch durch fernere Bearbeitung) vegetabili&#x017F;cher und thieri&#x017F;cher Sub&#x017F;tanzen<lb/>
Gewinn zu erzeugen oder Geld zu erwerben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head><lb/>
            <p>Je ho&#x0364;her die&#x017F;er Gewinn nachhaltig i&#x017F;t, de&#x017F;to voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger wird die&#x017F;er Zweck<lb/>
erfu&#x0364;llt. Die vollkommen&#x017F;te Landwirth&#x017F;chaft i&#x017F;t al&#x017F;o die, welche den <hi rendition="#g">mo&#x0364;glich ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten, nachhaltigen</hi> Gewinn, nach Verha&#x0364;ltniß des Vermo&#x0364;gens, der Kra&#x0364;fte und<lb/>
der Um&#x017F;ta&#x0364;nde, aus ihrem Betriebe zieht.</p><lb/>
            <p>Nicht die mo&#x0364;glich ho&#x0364;ch&#x017F;te Production, &#x017F;ondern der ho&#x0364;ch&#x017F;te reine Gewinn, nach<lb/>
Abzug der Ko&#x017F;ten &#x2014; welches beides in entgegenge&#x017F;etzten Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tehen kann<lb/>
&#x2014; i&#x017F;t Zweck des Landwirths, und muß es &#x017F;eyn, &#x017F;elb&#x017F;t in Hin&#x017F;icht auf das allge-<lb/>
meine Be&#x017F;te; den einzigen Fall ausgenommen, wo man der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft wegen die<lb/>
Mo&#x0364;glichkeit hoher Production, obwohl unter den be&#x017F;tehenden Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en mit<lb/>
geringerem Vortheil, zeigen wollte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head><lb/>
            <p>Die rationelle Lehre von der Landwirth&#x017F;chaft muß al&#x017F;o zeigen, wie der mo&#x0364;glich<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te <hi rendition="#g">reine</hi> Gewinn unter allen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en aus die&#x017F;em Betriebe gezogen wer-<lb/>
den ko&#x0364;nne.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head><lb/>
            <p>Die Lehre des Ackerbaues kann dreierlei Art &#x017F;eyn, d. h. das Gewerbe kann auf<lb/>
dreierlei Wei&#x017F;e gelehrt und erlernt werden: er&#x017F;tlich <hi rendition="#g">handwerksma&#x0364;ßig</hi>, zweitens<lb/><hi rendition="#g">kun&#x017F;tma&#x0364;ßig</hi>, drittens <hi rendition="#g">wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlich</hi>.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A 2</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0033] Begriff der rationellen Landwirthſchaft. §. 1. Die Landwirthſchaft iſt ein Gewerbe, welches zum Zweck hat, durch Production (zuweilen auch durch fernere Bearbeitung) vegetabiliſcher und thieriſcher Subſtanzen Gewinn zu erzeugen oder Geld zu erwerben. §. 2. Je hoͤher dieſer Gewinn nachhaltig iſt, deſto vollſtaͤndiger wird dieſer Zweck erfuͤllt. Die vollkommenſte Landwirthſchaft iſt alſo die, welche den moͤglich hoͤch- ſten, nachhaltigen Gewinn, nach Verhaͤltniß des Vermoͤgens, der Kraͤfte und der Umſtaͤnde, aus ihrem Betriebe zieht. Nicht die moͤglich hoͤchſte Production, ſondern der hoͤchſte reine Gewinn, nach Abzug der Koſten — welches beides in entgegengeſetzten Verhaͤltniſſen ſtehen kann — iſt Zweck des Landwirths, und muß es ſeyn, ſelbſt in Hinſicht auf das allge- meine Beſte; den einzigen Fall ausgenommen, wo man der Wiſſenſchaft wegen die Moͤglichkeit hoher Production, obwohl unter den beſtehenden Verhaͤltniſſen mit geringerem Vortheil, zeigen wollte. §. 3. Die rationelle Lehre von der Landwirthſchaft muß alſo zeigen, wie der moͤglich hoͤchſte reine Gewinn unter allen Verhaͤltniſſen aus dieſem Betriebe gezogen wer- den koͤnne. §. 4. Die Lehre des Ackerbaues kann dreierlei Art ſeyn, d. h. das Gewerbe kann auf dreierlei Weiſe gelehrt und erlernt werden: erſtlich handwerksmaͤßig, zweitens kunſtmaͤßig, drittens wiſſenſchaftlich. A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/33
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/33>, abgerufen am 21.11.2024.