Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Das Feldersystem. Stillstand der übrigen Ackergeschäfte eintritt; weshalb man in großen Wirthschaf-ten ohne überflüßiges Gespann das Winterfeld nur dann zur Saat früh genug im Stande haben zu können glaubt, wenn es durch die Brache vorbereitet worden, sonst aber immer die so nachtheilige Verspätung derselben besorgt. §. 310. Wie Brache Indessen ist auch eine dreijährige Wiederholung der Brache nicht so nothwen- Das Felderſyſtem. Stillſtand der uͤbrigen Ackergeſchaͤfte eintritt; weshalb man in großen Wirthſchaf-ten ohne uͤberfluͤßiges Geſpann das Winterfeld nur dann zur Saat fruͤh genug im Stande haben zu koͤnnen glaubt, wenn es durch die Brache vorbereitet worden, ſonſt aber immer die ſo nachtheilige Verſpaͤtung derſelben beſorgt. §. 310. Wie Brache Indeſſen iſt auch eine dreijaͤhrige Wiederholung der Brache nicht ſo nothwen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0344" n="298"/><fw place="top" type="header">Das Felderſyſtem.</fw><lb/> Stillſtand der uͤbrigen Ackergeſchaͤfte eintritt; weshalb man in großen Wirthſchaf-<lb/> ten ohne uͤberfluͤßiges Geſpann das Winterfeld nur dann zur Saat fruͤh genug im<lb/> Stande haben zu koͤnnen glaubt, wenn es durch die Brache vorbereitet worden,<lb/> ſonſt aber immer die ſo nachtheilige Verſpaͤtung derſelben beſorgt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 310.</head><lb/> <p><note place="left">Wie Brache<lb/> nur entbehr-<lb/> lich werden<lb/> koͤnne.</note>Ungeachtet die Brache alſo durch die Aufopferung einer jaͤhrigen Benutzung<lb/> eines großen Theils des Bodens, zumal des guten, und durch die viele Bearbei-<lb/> tung ſehr koſtſpielig wird, ſo kann dennoch eine Wirthſchaft, die haͤufig nach ein-<lb/> ander Getreide baut, bei der gewoͤhnlichen und in den meiſten Faͤllen nur moͤgli-<lb/> chen Kultur, jener Vortheile wegen, ihrer nicht entbehren. Selbſt bei der ſtar-<lb/> ken Duͤngung, welche die Felder in ſtaͤdtiſchen Fluren zuweilen erhalten, hat die<lb/> Unterlaſſung derſelben allgemein den Erfolg gezeigt, daß das Getreide, des uͤppigen<lb/> Anſcheins im Fruͤhjahre ungeachtet, dennoch an Koͤrnern hoͤchſt geringe lohnte,<lb/> auch endlich das Unkraut ſo uͤberhand nahm, und der Boden eine ſo nachtheilige<lb/> Beſchaffenheit bekam, daß man zur Haltung der Brache genoͤthigt wurde. Da<lb/> aber auch dieſe in einem Jahre eine eingewurzelte Unart des Ackers nicht zu heben<lb/> vermoͤgend iſt, ſo hat man ſich mehrentheils genoͤthigt geſehen, ſolches Land eine<lb/> Reihe von Jahren dem wilden Graswuchſe zu uͤberlaſſen, und es, was wegen der<lb/> großen Dungkraft moͤglich war, zum Heuſchlage zu benutzen; worauf es dann erſt<lb/> nach ſorgfaltiger Bearbeitung zum lohnenden Koͤrnerbau wieder in Stand geſetzt<lb/> wird. Nur bei einer ungleich ſorgfaͤltigern Bearbeitung, wie ſie z. B. die Belgen<lb/> ihrem Acker geben, indem ſie die Erdkrume, nachdem ſie wohl durchgearbeitet,<lb/> nicht bloß mit dem Pfluge, ſondern auch mit der Egge, Walze und andern Werk-<lb/> zeuen aufs ſorgfaͤltigſte gepulvert iſt, in hohen ſchmalen Beeten zuſammenhaͤufen,<lb/> die Mitte derſelben nur beſaͤen, die Kanten aber ſorgfaͤltig aufgelockert der atmo-<lb/> ſphaͤriſchen Einwirkung ausſetzen, dann aber auch, zwar nicht nach den ſtrengſten<lb/> Regeln des Fruchtwechſels, aber doch haͤufig und ſo oft ſie es nuͤtzlich finden andere<lb/> Gewaͤchsarten bauen, und dann zugleich mit der Hand jede Frucht behacken und<lb/> jaͤten, — laͤßt ſich die Brache ohne Verwilderung entbehren.</p><lb/> <p>Indeſſen iſt auch eine dreijaͤhrige Wiederholung der Brache nicht ſo nothwen-<lb/> dig, wie man vormals annahm, und der Acker kann, unter gewiſſen Bedingun-<lb/> gen, durch die Benutzung derſelben mit verſchiedenen Gewaͤchſen, welche Futte-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0344]
Das Felderſyſtem.
Stillſtand der uͤbrigen Ackergeſchaͤfte eintritt; weshalb man in großen Wirthſchaf-
ten ohne uͤberfluͤßiges Geſpann das Winterfeld nur dann zur Saat fruͤh genug im
Stande haben zu koͤnnen glaubt, wenn es durch die Brache vorbereitet worden,
ſonſt aber immer die ſo nachtheilige Verſpaͤtung derſelben beſorgt.
§. 310.
Ungeachtet die Brache alſo durch die Aufopferung einer jaͤhrigen Benutzung
eines großen Theils des Bodens, zumal des guten, und durch die viele Bearbei-
tung ſehr koſtſpielig wird, ſo kann dennoch eine Wirthſchaft, die haͤufig nach ein-
ander Getreide baut, bei der gewoͤhnlichen und in den meiſten Faͤllen nur moͤgli-
chen Kultur, jener Vortheile wegen, ihrer nicht entbehren. Selbſt bei der ſtar-
ken Duͤngung, welche die Felder in ſtaͤdtiſchen Fluren zuweilen erhalten, hat die
Unterlaſſung derſelben allgemein den Erfolg gezeigt, daß das Getreide, des uͤppigen
Anſcheins im Fruͤhjahre ungeachtet, dennoch an Koͤrnern hoͤchſt geringe lohnte,
auch endlich das Unkraut ſo uͤberhand nahm, und der Boden eine ſo nachtheilige
Beſchaffenheit bekam, daß man zur Haltung der Brache genoͤthigt wurde. Da
aber auch dieſe in einem Jahre eine eingewurzelte Unart des Ackers nicht zu heben
vermoͤgend iſt, ſo hat man ſich mehrentheils genoͤthigt geſehen, ſolches Land eine
Reihe von Jahren dem wilden Graswuchſe zu uͤberlaſſen, und es, was wegen der
großen Dungkraft moͤglich war, zum Heuſchlage zu benutzen; worauf es dann erſt
nach ſorgfaltiger Bearbeitung zum lohnenden Koͤrnerbau wieder in Stand geſetzt
wird. Nur bei einer ungleich ſorgfaͤltigern Bearbeitung, wie ſie z. B. die Belgen
ihrem Acker geben, indem ſie die Erdkrume, nachdem ſie wohl durchgearbeitet,
nicht bloß mit dem Pfluge, ſondern auch mit der Egge, Walze und andern Werk-
zeuen aufs ſorgfaͤltigſte gepulvert iſt, in hohen ſchmalen Beeten zuſammenhaͤufen,
die Mitte derſelben nur beſaͤen, die Kanten aber ſorgfaͤltig aufgelockert der atmo-
ſphaͤriſchen Einwirkung ausſetzen, dann aber auch, zwar nicht nach den ſtrengſten
Regeln des Fruchtwechſels, aber doch haͤufig und ſo oft ſie es nuͤtzlich finden andere
Gewaͤchsarten bauen, und dann zugleich mit der Hand jede Frucht behacken und
jaͤten, — laͤßt ſich die Brache ohne Verwilderung entbehren.
Wie Brache
nur entbehr-
lich werden
koͤnne.
Indeſſen iſt auch eine dreijaͤhrige Wiederholung der Brache nicht ſo nothwen-
dig, wie man vormals annahm, und der Acker kann, unter gewiſſen Bedingun-
gen, durch die Benutzung derſelben mit verſchiedenen Gewaͤchſen, welche Futte-
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