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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Die Koppelwirthschaft.
Verhältnisse mit allen seinen Nebenfolgen geht der mannigfaltige Unterschied dieser
Wirthschaftsart hervor.

Unterschied
zwischen der
Hollsteini-
schen und
Mecklenburgi-
schen.
Zuvörderst der Unterschied zwischen den, der größern Landüblichkeit wegen soge-
nannten Hollsteinischen und Mecklenburgischen Wirthschaften.

Bei ersterer überwiegt die Weide und Viehhaltung den Ackerbau, oder hat doch
einen merklich größern Antheil am Ertrage des Ganzen, wie bei der Mecklenburgi-
schen; der Hollsteiner beackert nicht nur weniger Land, sondern wendet auch weniger
Arbeit daran. Nach der ursprünglichen, zwar nicht mehr allgemeinen, aber doch
noch häufigen Nationalwirthschaft, wird keine vollständige Brache gehalten, und fin-
det kein Sommerpflügen statt. Man hat sich wenigstens lange gescheut, durch zu
starkes Pflügen die Grasnarbe und die Keime der Gräser zu zerstören, und den wil-
den Graswuchs für's künftige zu schwächen. Das Weideland wird daher nicht
mittelst einer Brache umgebrochen, sondern häufig gleich auf die erste Furche
Hafer gesäet, oder bei mehr sandiger Beschaffenheit Buchweizen. Diesen soge-
nannten Dreeschhafer haben auch diejenigen -- und wie ich glaube mit Grunde --
beibehalten, welche von der Nützlichkeit einer vollkommneren Bearbeitung über-
zeugt, Brache nach demselben halten. Auch bei dem Niederlegen des Landes
zur Weide vermeidet man gewöhnlich die zu starke Auflockerung und Krautzer-
störung, pflügt daher zu der letzten Frucht -- gewöhnlich Hafer -- absichtlich
nur einmal, und nennt diesen Hafer deshalb Hartlandshafer, weil das Land hart
dabei bleiben soll.

§. 328.

Die Hollstei-
nische.
Der Hollsteiner -- es versteht sich, daß hier immer von der Mehrheit die
Rede ist, indem man in Rücksicht auf Einzelne in Hollstein Wirthschaften an-
trifft, die völlig nach Mecklenburgischer Art gestaltet sind -- hat mehrere Schläge
und einen längern Umlauf (Roulirung, Turnus, Rotation). Er bauet gewöhn-
lich mehrere Getreidesaaten nacheinander, läßt dann aber den Acker um so län-
ger wieder zur Weide liegen.

Das gewöhnlichste Verhältniß ist in Hollstein, daß ein Fünftel Winterung,
ein Fünftel Sommerung und drei Fünftel Weide sind. Wird Brache gehal-

Die Koppelwirthſchaft.
Verhaͤltniſſe mit allen ſeinen Nebenfolgen geht der mannigfaltige Unterſchied dieſer
Wirthſchaftsart hervor.

Unterſchied
zwiſchen der
Hollſteini-
ſchen und
Mecklenburgi-
ſchen.
Zuvoͤrderſt der Unterſchied zwiſchen den, der groͤßern Landuͤblichkeit wegen ſoge-
nannten Hollſteiniſchen und Mecklenburgiſchen Wirthſchaften.

Bei erſterer uͤberwiegt die Weide und Viehhaltung den Ackerbau, oder hat doch
einen merklich groͤßern Antheil am Ertrage des Ganzen, wie bei der Mecklenburgi-
ſchen; der Hollſteiner beackert nicht nur weniger Land, ſondern wendet auch weniger
Arbeit daran. Nach der urſpruͤnglichen, zwar nicht mehr allgemeinen, aber doch
noch haͤufigen Nationalwirthſchaft, wird keine vollſtaͤndige Brache gehalten, und fin-
det kein Sommerpfluͤgen ſtatt. Man hat ſich wenigſtens lange geſcheut, durch zu
ſtarkes Pfluͤgen die Grasnarbe und die Keime der Graͤſer zu zerſtoͤren, und den wil-
den Graswuchs fuͤr’s kuͤnftige zu ſchwaͤchen. Das Weideland wird daher nicht
mittelſt einer Brache umgebrochen, ſondern haͤufig gleich auf die erſte Furche
Hafer geſaͤet, oder bei mehr ſandiger Beſchaffenheit Buchweizen. Dieſen ſoge-
nannten Dreeſchhafer haben auch diejenigen — und wie ich glaube mit Grunde —
beibehalten, welche von der Nuͤtzlichkeit einer vollkommneren Bearbeitung uͤber-
zeugt, Brache nach demſelben halten. Auch bei dem Niederlegen des Landes
zur Weide vermeidet man gewoͤhnlich die zu ſtarke Auflockerung und Krautzer-
ſtoͤrung, pfluͤgt daher zu der letzten Frucht — gewoͤhnlich Hafer — abſichtlich
nur einmal, und nennt dieſen Hafer deshalb Hartlandshafer, weil das Land hart
dabei bleiben ſoll.

§. 328.

Die Hollſtei-
niſche.
Der Hollſteiner — es verſteht ſich, daß hier immer von der Mehrheit die
Rede iſt, indem man in Ruͤckſicht auf Einzelne in Hollſtein Wirthſchaften an-
trifft, die voͤllig nach Mecklenburgiſcher Art geſtaltet ſind — hat mehrere Schlaͤge
und einen laͤngern Umlauf (Roulirung, Turnus, Rotation). Er bauet gewoͤhn-
lich mehrere Getreideſaaten nacheinander, laͤßt dann aber den Acker um ſo laͤn-
ger wieder zur Weide liegen.

Das gewoͤhnlichſte Verhaͤltniß iſt in Hollſtein, daß ein Fuͤnftel Winterung,
ein Fuͤnftel Sommerung und drei Fuͤnftel Weide ſind. Wird Brache gehal-

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[316/0362] Die Koppelwirthſchaft. Verhaͤltniſſe mit allen ſeinen Nebenfolgen geht der mannigfaltige Unterſchied dieſer Wirthſchaftsart hervor. Zuvoͤrderſt der Unterſchied zwiſchen den, der groͤßern Landuͤblichkeit wegen ſoge- nannten Hollſteiniſchen und Mecklenburgiſchen Wirthſchaften. Unterſchied zwiſchen der Hollſteini- ſchen und Mecklenburgi- ſchen. Bei erſterer uͤberwiegt die Weide und Viehhaltung den Ackerbau, oder hat doch einen merklich groͤßern Antheil am Ertrage des Ganzen, wie bei der Mecklenburgi- ſchen; der Hollſteiner beackert nicht nur weniger Land, ſondern wendet auch weniger Arbeit daran. Nach der urſpruͤnglichen, zwar nicht mehr allgemeinen, aber doch noch haͤufigen Nationalwirthſchaft, wird keine vollſtaͤndige Brache gehalten, und fin- det kein Sommerpfluͤgen ſtatt. Man hat ſich wenigſtens lange geſcheut, durch zu ſtarkes Pfluͤgen die Grasnarbe und die Keime der Graͤſer zu zerſtoͤren, und den wil- den Graswuchs fuͤr’s kuͤnftige zu ſchwaͤchen. Das Weideland wird daher nicht mittelſt einer Brache umgebrochen, ſondern haͤufig gleich auf die erſte Furche Hafer geſaͤet, oder bei mehr ſandiger Beſchaffenheit Buchweizen. Dieſen ſoge- nannten Dreeſchhafer haben auch diejenigen — und wie ich glaube mit Grunde — beibehalten, welche von der Nuͤtzlichkeit einer vollkommneren Bearbeitung uͤber- zeugt, Brache nach demſelben halten. Auch bei dem Niederlegen des Landes zur Weide vermeidet man gewoͤhnlich die zu ſtarke Auflockerung und Krautzer- ſtoͤrung, pfluͤgt daher zu der letzten Frucht — gewoͤhnlich Hafer — abſichtlich nur einmal, und nennt dieſen Hafer deshalb Hartlandshafer, weil das Land hart dabei bleiben ſoll. §. 328. Der Hollſteiner — es verſteht ſich, daß hier immer von der Mehrheit die Rede iſt, indem man in Ruͤckſicht auf Einzelne in Hollſtein Wirthſchaften an- trifft, die voͤllig nach Mecklenburgiſcher Art geſtaltet ſind — hat mehrere Schlaͤge und einen laͤngern Umlauf (Roulirung, Turnus, Rotation). Er bauet gewoͤhn- lich mehrere Getreideſaaten nacheinander, laͤßt dann aber den Acker um ſo laͤn- ger wieder zur Weide liegen. Die Hollſtei- niſche. Das gewoͤhnlichſte Verhaͤltniß iſt in Hollſtein, daß ein Fuͤnftel Winterung, ein Fuͤnftel Sommerung und drei Fuͤnftel Weide ſind. Wird Brache gehal-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/362>, abgerufen am 23.11.2024.