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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Die Koppelwirthschaft.
schlechtere, mehrentheils sandigere Boden leichter zu bearbeiten ist, so wird auch der
Unterschied der Arbeit nicht merklich. Und weil man auch der Güte des Bodens nach
die Einsaat zu vermehren und zu vermindern pflegte, so war auch darin die von ältern
Oekonomen so hoch geschäßtzte Gleichheit. Allein an Dünger fehlte es nun um so mehr,
da dieser schwächer auf den Acker einer größereu Koppel gestreut werden kann, un-
geachtet der schlechtere Boden desselben um so stärker bedarf, wenn er gleichmäßig tra-
gen soll. Man hat sich daher mehrmals genöthigt gesehen, von diesen größern
Schlägen den schlechtern Theil anders zu behandeln, ihn länger zu Grase liegen zu
lassen, weniger Früchte davon zu nehmen, und ihn nur bei einigen Saaten als Sup-
plement zu gebrauchen. Oder aber man hat sich vermittelst der Nebenkoppeln gehol-
fen, und in dem Jahre, wo dieser größere und schlechtere Schlag zur Düngung kam,
keine Nebenkoppel gedüngt, um desto mehr auf jenen verwenden zu können.

§. 335.

Wenn sonst der Boden verschieden ist, und man ihn dennoch in eine Rota-
tion nehmen will, so richtet man es so viel möglich so ein, daß jeder Schlag einen
fast gleichen Theil von jeder Art des Bodens erhalte. Dies macht oft viele Schwie-
rigkeit, und nöthigt, den Koppeln andere Formen zu geben, wie man es in geome-
trischer Rücksicht thun würde. Einen kleinern Fleck schlechten Bodens, den man der
Oertlichkeit wegen mit in einem Hauptschlag nehmen muß, sucht man durch stär-
kere Düngung, oder besser durch Befahren mit einer fruchtbaren Erdart, zu
verbessern.

Zuweilen hat man es nöthig gesunden, einen Schlag von durchaus schlech-
terer Beschaffenheit doch mit in die Rotation zu nehmen, ihn aber zu schonen,
und wie man es nennt derouliren zu lassen. Man läßt ihn nämlich ein Jahr
länger zur Weide liegen, und greift dagegen einen andern, der es ertragen kann,
vor. Ersterer trägt dann in der Rotation eine Ernte weniger; letzterer aber hat
eine kürzere Ruhe und trägt eine Ernte mehr, wodurch denn natürlich jenem
aufgeholfen, dieser aber geschwächt wird. Es ist ein Nothbehelf, der nur mit
großer Voraussicht angewandt werden darf, gemißbraucht aber die ganze Wirth-
schaft auf mehrere Rotationen in Unordnung bringen kann. Man hat besonders
darauf zu achten, daß Pächter, denen dieser Kunstgriff ungemein vortheilhaft seyn

Die Koppelwirthſchaft.
ſchlechtere, mehrentheils ſandigere Boden leichter zu bearbeiten iſt, ſo wird auch der
Unterſchied der Arbeit nicht merklich. Und weil man auch der Guͤte des Bodens nach
die Einſaat zu vermehren und zu vermindern pflegte, ſo war auch darin die von aͤltern
Oekonomen ſo hoch geſchaͤßtzte Gleichheit. Allein an Duͤnger fehlte es nun um ſo mehr,
da dieſer ſchwaͤcher auf den Acker einer groͤßereu Koppel geſtreut werden kann, un-
geachtet der ſchlechtere Boden deſſelben um ſo ſtaͤrker bedarf, wenn er gleichmaͤßig tra-
gen ſoll. Man hat ſich daher mehrmals genoͤthigt geſehen, von dieſen groͤßern
Schlaͤgen den ſchlechtern Theil anders zu behandeln, ihn laͤnger zu Graſe liegen zu
laſſen, weniger Fruͤchte davon zu nehmen, und ihn nur bei einigen Saaten als Sup-
plement zu gebrauchen. Oder aber man hat ſich vermittelſt der Nebenkoppeln gehol-
fen, und in dem Jahre, wo dieſer groͤßere und ſchlechtere Schlag zur Duͤngung kam,
keine Nebenkoppel geduͤngt, um deſto mehr auf jenen verwenden zu koͤnnen.

§. 335.

Wenn ſonſt der Boden verſchieden iſt, und man ihn dennoch in eine Rota-
tion nehmen will, ſo richtet man es ſo viel moͤglich ſo ein, daß jeder Schlag einen
faſt gleichen Theil von jeder Art des Bodens erhalte. Dies macht oft viele Schwie-
rigkeit, und noͤthigt, den Koppeln andere Formen zu geben, wie man es in geome-
triſcher Ruͤckſicht thun wuͤrde. Einen kleinern Fleck ſchlechten Bodens, den man der
Oertlichkeit wegen mit in einem Hauptſchlag nehmen muß, ſucht man durch ſtaͤr-
kere Duͤngung, oder beſſer durch Befahren mit einer fruchtbaren Erdart, zu
verbeſſern.

Zuweilen hat man es noͤthig geſunden, einen Schlag von durchaus ſchlech-
terer Beſchaffenheit doch mit in die Rotation zu nehmen, ihn aber zu ſchonen,
und wie man es nennt derouliren zu laſſen. Man laͤßt ihn naͤmlich ein Jahr
laͤnger zur Weide liegen, und greift dagegen einen andern, der es ertragen kann,
vor. Erſterer traͤgt dann in der Rotation eine Ernte weniger; letzterer aber hat
eine kuͤrzere Ruhe und traͤgt eine Ernte mehr, wodurch denn natuͤrlich jenem
aufgeholfen, dieſer aber geſchwaͤcht wird. Es iſt ein Nothbehelf, der nur mit
großer Vorausſicht angewandt werden darf, gemißbraucht aber die ganze Wirth-
ſchaft auf mehrere Rotationen in Unordnung bringen kann. Man hat beſonders
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[322/0368] Die Koppelwirthſchaft. ſchlechtere, mehrentheils ſandigere Boden leichter zu bearbeiten iſt, ſo wird auch der Unterſchied der Arbeit nicht merklich. Und weil man auch der Guͤte des Bodens nach die Einſaat zu vermehren und zu vermindern pflegte, ſo war auch darin die von aͤltern Oekonomen ſo hoch geſchaͤßtzte Gleichheit. Allein an Duͤnger fehlte es nun um ſo mehr, da dieſer ſchwaͤcher auf den Acker einer groͤßereu Koppel geſtreut werden kann, un- geachtet der ſchlechtere Boden deſſelben um ſo ſtaͤrker bedarf, wenn er gleichmaͤßig tra- gen ſoll. Man hat ſich daher mehrmals genoͤthigt geſehen, von dieſen groͤßern Schlaͤgen den ſchlechtern Theil anders zu behandeln, ihn laͤnger zu Graſe liegen zu laſſen, weniger Fruͤchte davon zu nehmen, und ihn nur bei einigen Saaten als Sup- plement zu gebrauchen. Oder aber man hat ſich vermittelſt der Nebenkoppeln gehol- fen, und in dem Jahre, wo dieſer groͤßere und ſchlechtere Schlag zur Duͤngung kam, keine Nebenkoppel geduͤngt, um deſto mehr auf jenen verwenden zu koͤnnen. §. 335. Wenn ſonſt der Boden verſchieden iſt, und man ihn dennoch in eine Rota- tion nehmen will, ſo richtet man es ſo viel moͤglich ſo ein, daß jeder Schlag einen faſt gleichen Theil von jeder Art des Bodens erhalte. Dies macht oft viele Schwie- rigkeit, und noͤthigt, den Koppeln andere Formen zu geben, wie man es in geome- triſcher Ruͤckſicht thun wuͤrde. Einen kleinern Fleck ſchlechten Bodens, den man der Oertlichkeit wegen mit in einem Hauptſchlag nehmen muß, ſucht man durch ſtaͤr- kere Duͤngung, oder beſſer durch Befahren mit einer fruchtbaren Erdart, zu verbeſſern. Zuweilen hat man es noͤthig geſunden, einen Schlag von durchaus ſchlech- terer Beſchaffenheit doch mit in die Rotation zu nehmen, ihn aber zu ſchonen, und wie man es nennt derouliren zu laſſen. Man laͤßt ihn naͤmlich ein Jahr laͤnger zur Weide liegen, und greift dagegen einen andern, der es ertragen kann, vor. Erſterer traͤgt dann in der Rotation eine Ernte weniger; letzterer aber hat eine kuͤrzere Ruhe und traͤgt eine Ernte mehr, wodurch denn natuͤrlich jenem aufgeholfen, dieſer aber geſchwaͤcht wird. Es iſt ein Nothbehelf, der nur mit großer Vorausſicht angewandt werden darf, gemißbraucht aber die ganze Wirth- ſchaft auf mehrere Rotationen in Unordnung bringen kann. Man hat beſonders darauf zu achten, daß Paͤchter, denen dieſer Kunſtgriff ungemein vortheilhaft ſeyn

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/368>, abgerufen am 24.11.2024.