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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Der Fruchtwechsel.
gleichsam einen Vorrath nahrhafter Stoffe zur Ernährung ihres Triebes im folgen-
den Jahre. Diese Wurzel ist gewissermaßen ein Magazin für diese, ihrer Natur
nach zweijährigen Pflanzen, woraus sie im künftigen Frühjahre ihren Blütetrieb
ernähren sollen. Blieben diese Wurzeln im Boden, so würden sie allerdings, wie
die Erfahrung und selbst praktische Versuche im Großen gelehrt haben, sehr kräf-
tig düngen. Herausgenommen entziehen sie dem Boden allerdings Nahrungsstoff,
ungeachtet sie ihn in anderer Hinsicht durch die zu ihren Anbau nöthige Bearbei-
tung mechanisch verbessern, und als Vorbereitung zu andern Früchten von großem
Nutzen sind. Wenn Gewächse dieser Art, zu welcher auch verschiedene Handels-
pflanzen zu rechnen, ihre Wurzeln, Stengel, Strünke und einen Theil ihres
Laubes dem Boden hinterlassen, so geben sie ihm einen Theil des Nahrungsstoffes
zurück.

§. 361.

Diejenigen Saaten, welche mit ihrem lockern aber dichtem Gefieder den
Boden bedecken, bringen auch auf der Oberfläche desselben eine chemische Verän-
derung oder Wechselwirkung mit den atmosphärischen Stoffen hervor. Unter der
dunklen Beschattung, die Erbsen und Wicken und gut stehender Klee geben, er-
eignen sich zwischen den Gasarten, welche die Pflanzen aushauchen und einsaugen,
und den Partikeln des Bodens mannigfaltige Verbindungen, denen wir zwar auf
die Spur gekommen sind, jedoch noch nicht bestimmt genug kennen gelernt haben.
Vom Vorhandenseyn einer mephitischen Luft unter der Decke dieser Gewächse
kann man sich schon durch den Geruch überzeugen. Der Wind entführt diese
Gase und Ausdünstungen nicht leicht, das Licht zersetzt sie nicht, und es erhält sich
eine gleichere Temperatur darunter. Daher findet man unmittelbar nach dem Ab-
mähen einer solchen dichten, blattreichen Saat auch den bindigsten Erdboden lok-
ker, porös und durch die innere Gährung aufgetrieben. Seine Oberfläche hat
eine schwärzere Farbe. Er ist frei von Unkraut und man sieht in den ersten Tagen
nichts darauf, wie Stoppel und Erde. Aber in sehr kurzer Zeit begrünt er, und
die äußerst lebhafte Vegetation der wilden Kräuter, welche darauf vorgeht, be-
wei't, daß er einen Reichthum nahrhafter und schnell in die Pflanzen übergehen-
der Stoffe angesogen habe; weshalb es so wichtig ist, ihn durch schnelles Umpflü-
gen rein zu erhalten, und die Lockerheit der Oberfläche zu benutzen. Ganz anders

verhält

Der Fruchtwechſel.
gleichſam einen Vorrath nahrhafter Stoffe zur Ernaͤhrung ihres Triebes im folgen-
den Jahre. Dieſe Wurzel iſt gewiſſermaßen ein Magazin fuͤr dieſe, ihrer Natur
nach zweijaͤhrigen Pflanzen, woraus ſie im kuͤnftigen Fruͤhjahre ihren Bluͤtetrieb
ernaͤhren ſollen. Blieben dieſe Wurzeln im Boden, ſo wuͤrden ſie allerdings, wie
die Erfahrung und ſelbſt praktiſche Verſuche im Großen gelehrt haben, ſehr kraͤf-
tig duͤngen. Herausgenommen entziehen ſie dem Boden allerdings Nahrungsſtoff,
ungeachtet ſie ihn in anderer Hinſicht durch die zu ihren Anbau noͤthige Bearbei-
tung mechaniſch verbeſſern, und als Vorbereitung zu andern Fruͤchten von großem
Nutzen ſind. Wenn Gewaͤchſe dieſer Art, zu welcher auch verſchiedene Handels-
pflanzen zu rechnen, ihre Wurzeln, Stengel, Struͤnke und einen Theil ihres
Laubes dem Boden hinterlaſſen, ſo geben ſie ihm einen Theil des Nahrungsſtoffes
zuruͤck.

§. 361.

Diejenigen Saaten, welche mit ihrem lockern aber dichtem Gefieder den
Boden bedecken, bringen auch auf der Oberflaͤche deſſelben eine chemiſche Veraͤn-
derung oder Wechſelwirkung mit den atmoſphaͤriſchen Stoffen hervor. Unter der
dunklen Beſchattung, die Erbſen und Wicken und gut ſtehender Klee geben, er-
eignen ſich zwiſchen den Gasarten, welche die Pflanzen aushauchen und einſaugen,
und den Partikeln des Bodens mannigfaltige Verbindungen, denen wir zwar auf
die Spur gekommen ſind, jedoch noch nicht beſtimmt genug kennen gelernt haben.
Vom Vorhandenſeyn einer mephitiſchen Luft unter der Decke dieſer Gewaͤchſe
kann man ſich ſchon durch den Geruch uͤberzeugen. Der Wind entfuͤhrt dieſe
Gaſe und Ausduͤnſtungen nicht leicht, das Licht zerſetzt ſie nicht, und es erhaͤlt ſich
eine gleichere Temperatur darunter. Daher findet man unmittelbar nach dem Ab-
maͤhen einer ſolchen dichten, blattreichen Saat auch den bindigſten Erdboden lok-
ker, poroͤs und durch die innere Gaͤhrung aufgetrieben. Seine Oberflaͤche hat
eine ſchwaͤrzere Farbe. Er iſt frei von Unkraut und man ſieht in den erſten Tagen
nichts darauf, wie Stoppel und Erde. Aber in ſehr kurzer Zeit begruͤnt er, und
die aͤußerſt lebhafte Vegetation der wilden Kraͤuter, welche darauf vorgeht, be-
wei’t, daß er einen Reichthum nahrhafter und ſchnell in die Pflanzen uͤbergehen-
der Stoffe angeſogen habe; weshalb es ſo wichtig iſt, ihn durch ſchnelles Umpfluͤ-
gen rein zu erhalten, und die Lockerheit der Oberflaͤche zu benutzen. Ganz anders

verhaͤlt
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[344/0390] Der Fruchtwechſel. gleichſam einen Vorrath nahrhafter Stoffe zur Ernaͤhrung ihres Triebes im folgen- den Jahre. Dieſe Wurzel iſt gewiſſermaßen ein Magazin fuͤr dieſe, ihrer Natur nach zweijaͤhrigen Pflanzen, woraus ſie im kuͤnftigen Fruͤhjahre ihren Bluͤtetrieb ernaͤhren ſollen. Blieben dieſe Wurzeln im Boden, ſo wuͤrden ſie allerdings, wie die Erfahrung und ſelbſt praktiſche Verſuche im Großen gelehrt haben, ſehr kraͤf- tig duͤngen. Herausgenommen entziehen ſie dem Boden allerdings Nahrungsſtoff, ungeachtet ſie ihn in anderer Hinſicht durch die zu ihren Anbau noͤthige Bearbei- tung mechaniſch verbeſſern, und als Vorbereitung zu andern Fruͤchten von großem Nutzen ſind. Wenn Gewaͤchſe dieſer Art, zu welcher auch verſchiedene Handels- pflanzen zu rechnen, ihre Wurzeln, Stengel, Struͤnke und einen Theil ihres Laubes dem Boden hinterlaſſen, ſo geben ſie ihm einen Theil des Nahrungsſtoffes zuruͤck. §. 361. Diejenigen Saaten, welche mit ihrem lockern aber dichtem Gefieder den Boden bedecken, bringen auch auf der Oberflaͤche deſſelben eine chemiſche Veraͤn- derung oder Wechſelwirkung mit den atmoſphaͤriſchen Stoffen hervor. Unter der dunklen Beſchattung, die Erbſen und Wicken und gut ſtehender Klee geben, er- eignen ſich zwiſchen den Gasarten, welche die Pflanzen aushauchen und einſaugen, und den Partikeln des Bodens mannigfaltige Verbindungen, denen wir zwar auf die Spur gekommen ſind, jedoch noch nicht beſtimmt genug kennen gelernt haben. Vom Vorhandenſeyn einer mephitiſchen Luft unter der Decke dieſer Gewaͤchſe kann man ſich ſchon durch den Geruch uͤberzeugen. Der Wind entfuͤhrt dieſe Gaſe und Ausduͤnſtungen nicht leicht, das Licht zerſetzt ſie nicht, und es erhaͤlt ſich eine gleichere Temperatur darunter. Daher findet man unmittelbar nach dem Ab- maͤhen einer ſolchen dichten, blattreichen Saat auch den bindigſten Erdboden lok- ker, poroͤs und durch die innere Gaͤhrung aufgetrieben. Seine Oberflaͤche hat eine ſchwaͤrzere Farbe. Er iſt frei von Unkraut und man ſieht in den erſten Tagen nichts darauf, wie Stoppel und Erde. Aber in ſehr kurzer Zeit begruͤnt er, und die aͤußerſt lebhafte Vegetation der wilden Kraͤuter, welche darauf vorgeht, be- wei’t, daß er einen Reichthum nahrhafter und ſchnell in die Pflanzen uͤbergehen- der Stoffe angeſogen habe; weshalb es ſo wichtig iſt, ihn durch ſchnelles Umpfluͤ- gen rein zu erhalten, und die Lockerheit der Oberflaͤche zu benutzen. Ganz anders verhaͤlt

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/390>, abgerufen am 26.11.2024.