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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Stallfutterungssystem.
so ganz geht er auf der Dreeschweide der Koppelwirthschaft verloren. Indessen wird
doch der bei weitem größte Theil davon verschwendet, und der Acker erhält von selbi-
gem nicht diejenige Kraft, die er erhalten würde, wenn ihm derselbe Mist gehörig
vorbereitet beigemischt wäre. Da er einzeln zerstreut nicht in eine solche Gährung
gehen kann, woraus eine konsistente Masse erfolgt; so verflüchtigt sich der größte
Theil gasförmig, der Rest zerstäuber, und wird von Insekten verzehrt. Der Ver-
lust wird um so größer, je länger der Acker zur Weide liegt; wogegen derjenige besser
benutzt wird, welcher bald zum Unterpflügen kommt. Auf keinen Fall aber kommt
der Mist so zu Nutzen, als wenn er mit der Streu genau vermischt, verbunden und
diese selbst dadurch zu einem wirksamen Dünger gemacht wird. Nur durch die Stall-
futterung fängt man die sämmtlichen Auswürfe des Viehes auf, läßt diese mit der
Streu verbunden den gerechten Zeitpunkt ihrer Gährung erreichen, verhütet das zu
frühe Auflösen und das zu starke Verdunsten. Man hat es endlich in seiner Gewalt,
diesen Mist in dem gerechten Zeitpunkte seiner Gährung in denjenigen Acker und auf
denjenigen Fleck zu bringen, wo er den größten Nutzen stiftet, und wo man ihn zum
Vortheil des ganzen Wirthschaftsbetriebes am nöthiasten gebraucht.

§. 377.

3) Die Stallfutterungswirthschaft kann mit dem Lande, was sie zur Viehfut-
terung und zum Fruchtbau gebraucht, schneller wechseln, und folglich alle Vortheile
der Wechselung um so mehr erreichen. Sie kann die Futterungsmittel in der Ord-
nung und Folge bauen, daß dem Anbau verkäuflicher Früchte, besonders des Ge-
treides, der möglich mindeste Abbruch auch in dieser Hinsicht geschiehet, indem sie die
Futterernten nur als Vorbereitung zum Getreide nimmt, und den Acker dadurch in
völliger Reinheit, Lockerheit und Kraft erhält; mithin die Brache um so unnöthiger
macht, und ihre Wirkungen reichlich ersetzt.

§. 378.

4) Sie kann dem Viehe alle Jahreszeiten hindurch eine gleich starke, kräftige
und wohlschmeckende Nahrung geben, -- wenn sie nämlich das Verhältniß und die
Folge ihrer angebauten Futtergewächse gehörig einrichtet -- es folglich immer
bei gleichen Kräften, Gesundheit, mithin höherer Nutzung erhalten. Die Weide-
wirthschaft kann dieses, ohne ein großes Uebermaaß von Weide zu haben, wegen der
Ungleichheit der Jahresfruchtbarkeit nicht.


Stallfutterungsſyſtem.
ſo ganz geht er auf der Dreeſchweide der Koppelwirthſchaft verloren. Indeſſen wird
doch der bei weitem groͤßte Theil davon verſchwendet, und der Acker erhaͤlt von ſelbi-
gem nicht diejenige Kraft, die er erhalten wuͤrde, wenn ihm derſelbe Miſt gehoͤrig
vorbereitet beigemiſcht waͤre. Da er einzeln zerſtreut nicht in eine ſolche Gaͤhrung
gehen kann, woraus eine konſiſtente Maſſe erfolgt; ſo verfluͤchtigt ſich der groͤßte
Theil gasfoͤrmig, der Reſt zerſtaͤuber, und wird von Inſekten verzehrt. Der Ver-
luſt wird um ſo groͤßer, je laͤnger der Acker zur Weide liegt; wogegen derjenige beſſer
benutzt wird, welcher bald zum Unterpfluͤgen kommt. Auf keinen Fall aber kommt
der Miſt ſo zu Nutzen, als wenn er mit der Streu genau vermiſcht, verbunden und
dieſe ſelbſt dadurch zu einem wirkſamen Duͤnger gemacht wird. Nur durch die Stall-
futterung faͤngt man die ſaͤmmtlichen Auswuͤrfe des Viehes auf, laͤßt dieſe mit der
Streu verbunden den gerechten Zeitpunkt ihrer Gaͤhrung erreichen, verhuͤtet das zu
fruͤhe Aufloͤſen und das zu ſtarke Verdunſten. Man hat es endlich in ſeiner Gewalt,
dieſen Miſt in dem gerechten Zeitpunkte ſeiner Gaͤhrung in denjenigen Acker und auf
denjenigen Fleck zu bringen, wo er den groͤßten Nutzen ſtiftet, und wo man ihn zum
Vortheil des ganzen Wirthſchaftsbetriebes am noͤthiaſten gebraucht.

§. 377.

3) Die Stallfutterungswirthſchaft kann mit dem Lande, was ſie zur Viehfut-
terung und zum Fruchtbau gebraucht, ſchneller wechſeln, und folglich alle Vortheile
der Wechſelung um ſo mehr erreichen. Sie kann die Futterungsmittel in der Ord-
nung und Folge bauen, daß dem Anbau verkaͤuflicher Fruͤchte, beſonders des Ge-
treides, der moͤglich mindeſte Abbruch auch in dieſer Hinſicht geſchiehet, indem ſie die
Futterernten nur als Vorbereitung zum Getreide nimmt, und den Acker dadurch in
voͤlliger Reinheit, Lockerheit und Kraft erhaͤlt; mithin die Brache um ſo unnoͤthiger
macht, und ihre Wirkungen reichlich erſetzt.

§. 378.

4) Sie kann dem Viehe alle Jahreszeiten hindurch eine gleich ſtarke, kraͤftige
und wohlſchmeckende Nahrung geben, — wenn ſie naͤmlich das Verhaͤltniß und die
Folge ihrer angebauten Futtergewaͤchſe gehoͤrig einrichtet — es folglich immer
bei gleichen Kraͤften, Geſundheit, mithin hoͤherer Nutzung erhalten. Die Weide-
wirthſchaft kann dieſes, ohne ein großes Uebermaaß von Weide zu haben, wegen der
Ungleichheit der Jahresfruchtbarkeit nicht.


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[366/0412] Stallfutterungsſyſtem. ſo ganz geht er auf der Dreeſchweide der Koppelwirthſchaft verloren. Indeſſen wird doch der bei weitem groͤßte Theil davon verſchwendet, und der Acker erhaͤlt von ſelbi- gem nicht diejenige Kraft, die er erhalten wuͤrde, wenn ihm derſelbe Miſt gehoͤrig vorbereitet beigemiſcht waͤre. Da er einzeln zerſtreut nicht in eine ſolche Gaͤhrung gehen kann, woraus eine konſiſtente Maſſe erfolgt; ſo verfluͤchtigt ſich der groͤßte Theil gasfoͤrmig, der Reſt zerſtaͤuber, und wird von Inſekten verzehrt. Der Ver- luſt wird um ſo groͤßer, je laͤnger der Acker zur Weide liegt; wogegen derjenige beſſer benutzt wird, welcher bald zum Unterpfluͤgen kommt. Auf keinen Fall aber kommt der Miſt ſo zu Nutzen, als wenn er mit der Streu genau vermiſcht, verbunden und dieſe ſelbſt dadurch zu einem wirkſamen Duͤnger gemacht wird. Nur durch die Stall- futterung faͤngt man die ſaͤmmtlichen Auswuͤrfe des Viehes auf, laͤßt dieſe mit der Streu verbunden den gerechten Zeitpunkt ihrer Gaͤhrung erreichen, verhuͤtet das zu fruͤhe Aufloͤſen und das zu ſtarke Verdunſten. Man hat es endlich in ſeiner Gewalt, dieſen Miſt in dem gerechten Zeitpunkte ſeiner Gaͤhrung in denjenigen Acker und auf denjenigen Fleck zu bringen, wo er den groͤßten Nutzen ſtiftet, und wo man ihn zum Vortheil des ganzen Wirthſchaftsbetriebes am noͤthiaſten gebraucht. §. 377. 3) Die Stallfutterungswirthſchaft kann mit dem Lande, was ſie zur Viehfut- terung und zum Fruchtbau gebraucht, ſchneller wechſeln, und folglich alle Vortheile der Wechſelung um ſo mehr erreichen. Sie kann die Futterungsmittel in der Ord- nung und Folge bauen, daß dem Anbau verkaͤuflicher Fruͤchte, beſonders des Ge- treides, der moͤglich mindeſte Abbruch auch in dieſer Hinſicht geſchiehet, indem ſie die Futterernten nur als Vorbereitung zum Getreide nimmt, und den Acker dadurch in voͤlliger Reinheit, Lockerheit und Kraft erhaͤlt; mithin die Brache um ſo unnoͤthiger macht, und ihre Wirkungen reichlich erſetzt. §. 378. 4) Sie kann dem Viehe alle Jahreszeiten hindurch eine gleich ſtarke, kraͤftige und wohlſchmeckende Nahrung geben, — wenn ſie naͤmlich das Verhaͤltniß und die Folge ihrer angebauten Futtergewaͤchſe gehoͤrig einrichtet — es folglich immer bei gleichen Kraͤften, Geſundheit, mithin hoͤherer Nutzung erhalten. Die Weide- wirthſchaft kann dieſes, ohne ein großes Uebermaaß von Weide zu haben, wegen der Ungleichheit der Jahresfruchtbarkeit nicht.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/412>, abgerufen am 23.11.2024.