Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Stallfutterungssystem. langjährigen Gebrauche mit Luzerne oder Esparcette angesäet hat, oder künstlicheWiesen mit Gräsern. In dem bei guter Kultur kaum möglichen Falle des Auswin- terns des Klees können sogleich theilweise Wicken in dieses Feld eingesäet werden, von deren Saat um so leichter ein Vorrath zu halten ist, da sie sich zehn und mehrere Jahre konserviren. §. 387. 8) Nach den Erfahrungen, die man besonders in Hollstein gemacht hat, ist die Antwort: Bei den wenigen Versuchen, die man in Hollstein mit der Stall- Stallfutterungsſyſtem. langjaͤhrigen Gebrauche mit Luzerne oder Eſparcette angeſaͤet hat, oder kuͤnſtlicheWieſen mit Graͤſern. In dem bei guter Kultur kaum moͤglichen Falle des Auswin- terns des Klees koͤnnen ſogleich theilweiſe Wicken in dieſes Feld eingeſaͤet werden, von deren Saat um ſo leichter ein Vorrath zu halten iſt, da ſie ſich zehn und mehrere Jahre konſerviren. §. 387. 8) Nach den Erfahrungen, die man beſonders in Hollſtein gemacht hat, iſt die Antwort: Bei den wenigen Verſuchen, die man in Hollſtein mit der Stall- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0418" n="372"/><fw place="top" type="header">Stallfutterungsſyſtem.</fw><lb/> langjaͤhrigen Gebrauche mit Luzerne oder Eſparcette angeſaͤet hat, oder kuͤnſtliche<lb/> Wieſen mit Graͤſern. In dem bei guter Kultur kaum moͤglichen Falle des Auswin-<lb/> terns des Klees koͤnnen ſogleich theilweiſe Wicken in dieſes Feld eingeſaͤet werden,<lb/> von deren Saat um ſo leichter ein Vorrath zu halten iſt, da ſie ſich zehn und mehrere<lb/> Jahre konſerviren.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 387.</head><lb/> <p>8) Nach den Erfahrungen, die man beſonders in <placeName>Hollſtein</placeName> gemacht hat, iſt die<lb/> Butter von dem auf dem Stalle gefutterten Viehe nicht von der Guͤte und Dauerhaf-<lb/> tigkeit, wie die vom weidenden. Und da es dem Landwirthe bei einer ſtarken Vieh-<lb/> haltung ſo wichtig iſt, ſeine Butter in gutem Rufe zu erhalten, und uͤber deren Ab-<lb/> ſatz nicht verlegen zu ſeyn, ſo iſt dies ſchon ein zureichender Grund gegen die<lb/> Stallfutterung.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Antwort</hi>: Bei den wenigen Verſuchen, die man in <placeName>Hollſtein</placeName> mit der Stall-<lb/> futterung im Großen gemacht hat, iſt dies wirklich der Fall geweſen. Allein bei<lb/> einer der bekannteſten iſt es notoriſch, daß man bei der Molkerei nicht diejenige Rein-<lb/> lichkeit beobachtete, wodurch ſich ſonſt die hollſteiniſchen Molkereien auszeichnen.<lb/> Auch war die Futterung, welche das Vieh erhielt, ſchlecht, und beſtand, der uͤbel<lb/> gewaͤhlten Fruchtfolge wegen, mehr aus Hederich und andern Unkraͤutern, als aus<lb/> Klee. Nun iſt es richtig, daß die Reinhaltung des Euters der Kuͤhe bei der Stall-<lb/> futterung ſchwieriger, wie bei der Weide ſey, und daß deshalb um ſo mehrere<lb/> Vorkehrungen gegen die Verunreinigung der Milch getroffen werden muͤſſen,<lb/> welches man freilich von Leuten, <hi rendition="#g">die der Sache abgeneigt ſind</hi>, ohne die<lb/> ſtrengſte Aufſicht nicht erwarten kann. Geſchiehet dies aber, ſo hat Milch und<lb/> Butter bei der Sommerſtallfutterung einen voͤllig ſo aromatiſchen Geſchmack,<lb/> wie bei der Weide, dieſelbe Fettigkeit und alle andere Qualitaͤten, ſo daß es ge-<lb/> wiß zu erwarten ſteht, es werde ſich eine ſolche Butter, mit Hollſteiniſcher<lb/> Sorgfalt bereitet, eben ſo gut wie die dortige Weidebutter erhalten, obwohl<lb/> mir davon noch kein beſtimmtes Beiſpiel vorgekommen iſt; weil da, wo groͤ-<lb/> ßere Stallfutterungen betrieben werden, die Butter vortheilhafter im Sommer<lb/> gleich verkauft wird.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [372/0418]
Stallfutterungsſyſtem.
langjaͤhrigen Gebrauche mit Luzerne oder Eſparcette angeſaͤet hat, oder kuͤnſtliche
Wieſen mit Graͤſern. In dem bei guter Kultur kaum moͤglichen Falle des Auswin-
terns des Klees koͤnnen ſogleich theilweiſe Wicken in dieſes Feld eingeſaͤet werden,
von deren Saat um ſo leichter ein Vorrath zu halten iſt, da ſie ſich zehn und mehrere
Jahre konſerviren.
§. 387.
8) Nach den Erfahrungen, die man beſonders in Hollſtein gemacht hat, iſt die
Butter von dem auf dem Stalle gefutterten Viehe nicht von der Guͤte und Dauerhaf-
tigkeit, wie die vom weidenden. Und da es dem Landwirthe bei einer ſtarken Vieh-
haltung ſo wichtig iſt, ſeine Butter in gutem Rufe zu erhalten, und uͤber deren Ab-
ſatz nicht verlegen zu ſeyn, ſo iſt dies ſchon ein zureichender Grund gegen die
Stallfutterung.
Antwort: Bei den wenigen Verſuchen, die man in Hollſtein mit der Stall-
futterung im Großen gemacht hat, iſt dies wirklich der Fall geweſen. Allein bei
einer der bekannteſten iſt es notoriſch, daß man bei der Molkerei nicht diejenige Rein-
lichkeit beobachtete, wodurch ſich ſonſt die hollſteiniſchen Molkereien auszeichnen.
Auch war die Futterung, welche das Vieh erhielt, ſchlecht, und beſtand, der uͤbel
gewaͤhlten Fruchtfolge wegen, mehr aus Hederich und andern Unkraͤutern, als aus
Klee. Nun iſt es richtig, daß die Reinhaltung des Euters der Kuͤhe bei der Stall-
futterung ſchwieriger, wie bei der Weide ſey, und daß deshalb um ſo mehrere
Vorkehrungen gegen die Verunreinigung der Milch getroffen werden muͤſſen,
welches man freilich von Leuten, die der Sache abgeneigt ſind, ohne die
ſtrengſte Aufſicht nicht erwarten kann. Geſchiehet dies aber, ſo hat Milch und
Butter bei der Sommerſtallfutterung einen voͤllig ſo aromatiſchen Geſchmack,
wie bei der Weide, dieſelbe Fettigkeit und alle andere Qualitaͤten, ſo daß es ge-
wiß zu erwarten ſteht, es werde ſich eine ſolche Butter, mit Hollſteiniſcher
Sorgfalt bereitet, eben ſo gut wie die dortige Weidebutter erhalten, obwohl
mir davon noch kein beſtimmtes Beiſpiel vorgekommen iſt; weil da, wo groͤ-
ßere Stallfutterungen betrieben werden, die Butter vortheilhafter im Sommer
gleich verkauft wird.
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