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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Thon.
größerer oder geringerer Menge vermengt, den man bald durch das Abwaschen
erkennen kann. Er heißt dann Lehm, und wir werden davon in der Folge
mehr sagen.

Humus ist sehr oft in dem Thone vorhanden, und scheint darin mehr einge-
mischt, als bloß eingemengt zu seyn. Aller an der Oberfläche oder nicht tief im
Untergrunde liegender Thon ist mehr oder weniger damit versehen, und wir ha-
ben ihn sogar im Thone, der fünf Klafter tief herausgeholt war, merklich
angetroffen.

Kalk ist ein häufiger Begleiter des Thons, und in Gegenden, die reich an
Kalk sind, findet man öfterer Thon mit als ohne Kalk. Zuweilen ist der Kalk
in kleinen Stückchen ihm beigemengt, und dann ist er leicht durch das Ansehen
zu unterscheiden. Zuweilen ist er ihm aber inniger beigemischt, und dann entdeckt
man ihn nur durch chemische Untersuchung. In einigen Fällen ist der Kalk mit
Schwefelsäure verbunden als Gyps gegenwärtig. Wenn er auf ein gewisses
Verhältniß im Thone steigt, so heißt diese Verbindung Mergel, welche wir in der
Folge genauer betrachten werden.

§. 49.

Die physischen Eigenschaften des Thons, seine wasserhaltende Kraft und
Dehnbarkeit können durch jene Beimischungen sehr modifizirt werden. Diese ver-
ringern nämlich dieselben um desto mehr, je größer ihre Quantität ist. Thon mit
grobkörniger Kieselerde, Sand, Humus und Kalk versetzt, zerfällt leichter in
Wasser, hält davon nicht so viel zurück, trocknet leichter aus, und wird nicht
so hart. Feucht ist er weniger schlüpfrig und dehnbar, wie der reine Thon.

Die Quantitäten, in welchen sich diese Materien dem Thone beimischen,
sind mannigfaltig verschieden, und daraus ergiebt sich, daß es auch die Eigen-
schaften des Thons seyn müssen. Dazu kommt aber, daß auch die Verhältnisse
der Grundbestandtheile des Thons, der Kieselerde, Thonerde und des Eisenoxyds
auf seine physische Beschaffenheit Einfluß haben, und daß man folglich unzählig
verschiedene Arten selbst von Thon, den man in diesem Sinne als rein annehmen
kann, antreffen müsse. Eine bestimmte Klassifikation und Unterscheidung der
Thonarten ist also unmöglich, weil sich die Grenzen der einen und der andern Art
nicht bestimmen lassen, und der magerste Thon durch unzählige Abstufungen zu

Der Thon.
groͤßerer oder geringerer Menge vermengt, den man bald durch das Abwaſchen
erkennen kann. Er heißt dann Lehm, und wir werden davon in der Folge
mehr ſagen.

Humus iſt ſehr oft in dem Thone vorhanden, und ſcheint darin mehr einge-
miſcht, als bloß eingemengt zu ſeyn. Aller an der Oberflaͤche oder nicht tief im
Untergrunde liegender Thon iſt mehr oder weniger damit verſehen, und wir ha-
ben ihn ſogar im Thone, der fuͤnf Klafter tief herausgeholt war, merklich
angetroffen.

Kalk iſt ein haͤufiger Begleiter des Thons, und in Gegenden, die reich an
Kalk ſind, findet man oͤfterer Thon mit als ohne Kalk. Zuweilen iſt der Kalk
in kleinen Stuͤckchen ihm beigemengt, und dann iſt er leicht durch das Anſehen
zu unterſcheiden. Zuweilen iſt er ihm aber inniger beigemiſcht, und dann entdeckt
man ihn nur durch chemiſche Unterſuchung. In einigen Faͤllen iſt der Kalk mit
Schwefelſaͤure verbunden als Gyps gegenwaͤrtig. Wenn er auf ein gewiſſes
Verhaͤltniß im Thone ſteigt, ſo heißt dieſe Verbindung Mergel, welche wir in der
Folge genauer betrachten werden.

§. 49.

Die phyſiſchen Eigenſchaften des Thons, ſeine waſſerhaltende Kraft und
Dehnbarkeit koͤnnen durch jene Beimiſchungen ſehr modifizirt werden. Dieſe ver-
ringern naͤmlich dieſelben um deſto mehr, je groͤßer ihre Quantitaͤt iſt. Thon mit
grobkoͤrniger Kieſelerde, Sand, Humus und Kalk verſetzt, zerfaͤllt leichter in
Waſſer, haͤlt davon nicht ſo viel zuruͤck, trocknet leichter aus, und wird nicht
ſo hart. Feucht iſt er weniger ſchluͤpfrig und dehnbar, wie der reine Thon.

Die Quantitaͤten, in welchen ſich dieſe Materien dem Thone beimiſchen,
ſind mannigfaltig verſchieden, und daraus ergiebt ſich, daß es auch die Eigen-
ſchaften des Thons ſeyn muͤſſen. Dazu kommt aber, daß auch die Verhaͤltniſſe
der Grundbeſtandtheile des Thons, der Kieſelerde, Thonerde und des Eiſenoxyds
auf ſeine phyſiſche Beſchaffenheit Einfluß haben, und daß man folglich unzaͤhlig
verſchiedene Arten ſelbſt von Thon, den man in dieſem Sinne als rein annehmen
kann, antreffen muͤſſe. Eine beſtimmte Klaſſifikation und Unterſcheidung der
Thonarten iſt alſo unmoͤglich, weil ſich die Grenzen der einen und der andern Art
nicht beſtimmen laſſen, und der magerſte Thon durch unzaͤhlige Abſtufungen zu

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[74/0118] Der Thon. groͤßerer oder geringerer Menge vermengt, den man bald durch das Abwaſchen erkennen kann. Er heißt dann Lehm, und wir werden davon in der Folge mehr ſagen. Humus iſt ſehr oft in dem Thone vorhanden, und ſcheint darin mehr einge- miſcht, als bloß eingemengt zu ſeyn. Aller an der Oberflaͤche oder nicht tief im Untergrunde liegender Thon iſt mehr oder weniger damit verſehen, und wir ha- ben ihn ſogar im Thone, der fuͤnf Klafter tief herausgeholt war, merklich angetroffen. Kalk iſt ein haͤufiger Begleiter des Thons, und in Gegenden, die reich an Kalk ſind, findet man oͤfterer Thon mit als ohne Kalk. Zuweilen iſt der Kalk in kleinen Stuͤckchen ihm beigemengt, und dann iſt er leicht durch das Anſehen zu unterſcheiden. Zuweilen iſt er ihm aber inniger beigemiſcht, und dann entdeckt man ihn nur durch chemiſche Unterſuchung. In einigen Faͤllen iſt der Kalk mit Schwefelſaͤure verbunden als Gyps gegenwaͤrtig. Wenn er auf ein gewiſſes Verhaͤltniß im Thone ſteigt, ſo heißt dieſe Verbindung Mergel, welche wir in der Folge genauer betrachten werden. §. 49. Die phyſiſchen Eigenſchaften des Thons, ſeine waſſerhaltende Kraft und Dehnbarkeit koͤnnen durch jene Beimiſchungen ſehr modifizirt werden. Dieſe ver- ringern naͤmlich dieſelben um deſto mehr, je groͤßer ihre Quantitaͤt iſt. Thon mit grobkoͤrniger Kieſelerde, Sand, Humus und Kalk verſetzt, zerfaͤllt leichter in Waſſer, haͤlt davon nicht ſo viel zuruͤck, trocknet leichter aus, und wird nicht ſo hart. Feucht iſt er weniger ſchluͤpfrig und dehnbar, wie der reine Thon. Die Quantitaͤten, in welchen ſich dieſe Materien dem Thone beimiſchen, ſind mannigfaltig verſchieden, und daraus ergiebt ſich, daß es auch die Eigen- ſchaften des Thons ſeyn muͤſſen. Dazu kommt aber, daß auch die Verhaͤltniſſe der Grundbeſtandtheile des Thons, der Kieſelerde, Thonerde und des Eiſenoxyds auf ſeine phyſiſche Beſchaffenheit Einfluß haben, und daß man folglich unzaͤhlig verſchiedene Arten ſelbſt von Thon, den man in dieſem Sinne als rein annehmen kann, antreffen muͤſſe. Eine beſtimmte Klaſſifikation und Unterſcheidung der Thonarten iſt alſo unmoͤglich, weil ſich die Grenzen der einen und der andern Art nicht beſtimmen laſſen, und der magerſte Thon durch unzaͤhlige Abſtufungen zu

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/118>, abgerufen am 21.11.2024.