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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.

Der Kalkstein macht immer den besten steinigen Untergrund aus. Cr ist an der
Oberfläche mehrentheils rauh, verwittert und spaltig. Er nimmt Erde gleichsam in
sich auf, in welche die Pflanzenwurzeln eindringen. Ja einige Pflanzen scheinen den
Stein selbst anzugreifen, und vielleicht Nahrung aus seiner Kohlensäure zu ziehen:
am stärksten die Esparsette, jedoch auch die meisten Diadelphisten, wie auch Bäume
und Sträucher: so daß solche Kalk- und Gypsfelsen doch minder unfruchtbar und
unbrauchbar sind, wie andere Felsen.

Der Thonschiefer, flach mit Krume bedeckt, verwittert, wenn der Pflug etwas
abreibt oder Stückchen abspaltet, und man versichert, dadurch den Boden tiefer ge-
macht und verbessert zu haben. Der Granit schließt alle Vegetation aus, und flacher
darauf ruhender Boden nimmt keine Verbesserung an, es sey denn, daß man durch
Aufbringen von Erde die Krume vermehre.

Steingeschiebe machen zuweilen den Untergrund aus, und es kommt darauf an,
ob sie genugsam oder nur flach mit Erdkrume bedeckt sind. Im ersteren Falle scha-
den sie nicht, sondern können in thonigtem Boden sehr nützlich seyn, wenn sie der
überflüssigen Feuchtigkeit Abzug geben. Von einzelnen Steinen, die bis zur Ober-
fläche emportreten, wird noch die Rede seyn.

Der Ocher oder Eisenstein, welcher sich nicht selten unter der Oberfläche findet,
ist der Vegetation höchst nachtheilig, vergiftet sie gleichsam, wenn er anders nicht
so stark mit Erdkrume bedeckt ist, daß die Wurzeln ihn nicht erreichen. Ueber den-
selben pflegt schon eine braungefärbte rauhe Erde zu liegen, die einer Natur mit dem
Steine ist; diese wird immer härter, und geht so in Stein über. Die Bäume gehen
aus, sobald ihre Wurzeln darauf stoßen.

In Hinsicht der Feuchtigkeit unterscheiden wir hauptsächlich den durchlassenden
und undurchlassenden Untergrund. Jenes ist der sandige und mehrentheils der stei-
nige, indem letzterer selten ohne alle Spalten ist. Dieses der thonige und lehmige.
Je weniger Sand er enthält, desto undurchlassender ist er; es kann aber auch Lehm,
der vielen Sand enthält, undurchlassend werden, wenn er sich festgesetzt hat. So
erzeugt sich, wenn immer in gleicher Tiefe gepflügt wird, unter der Sohle der Furche
durch den Pferdetritt und den Druck des Pfluges eine solche Borke, die kein Wasser
durchläßt, und in harten Stücken bricht, wenn gleich darüber und darunter der Bo-
den ziemlich locker und durchlassend ist.


Die Bodenarten.

Der Kalkſtein macht immer den beſten ſteinigen Untergrund aus. Cr iſt an der
Oberflaͤche mehrentheils rauh, verwittert und ſpaltig. Er nimmt Erde gleichſam in
ſich auf, in welche die Pflanzenwurzeln eindringen. Ja einige Pflanzen ſcheinen den
Stein ſelbſt anzugreifen, und vielleicht Nahrung aus ſeiner Kohlenſaͤure zu ziehen:
am ſtaͤrkſten die Eſparſette, jedoch auch die meiſten Diadelphiſten, wie auch Baͤume
und Straͤucher: ſo daß ſolche Kalk- und Gypsfelſen doch minder unfruchtbar und
unbrauchbar ſind, wie andere Felſen.

Der Thonſchiefer, flach mit Krume bedeckt, verwittert, wenn der Pflug etwas
abreibt oder Stuͤckchen abſpaltet, und man verſichert, dadurch den Boden tiefer ge-
macht und verbeſſert zu haben. Der Granit ſchließt alle Vegetation aus, und flacher
darauf ruhender Boden nimmt keine Verbeſſerung an, es ſey denn, daß man durch
Aufbringen von Erde die Krume vermehre.

Steingeſchiebe machen zuweilen den Untergrund aus, und es kommt darauf an,
ob ſie genugſam oder nur flach mit Erdkrume bedeckt ſind. Im erſteren Falle ſcha-
den ſie nicht, ſondern koͤnnen in thonigtem Boden ſehr nuͤtzlich ſeyn, wenn ſie der
uͤberfluͤſſigen Feuchtigkeit Abzug geben. Von einzelnen Steinen, die bis zur Ober-
flaͤche emportreten, wird noch die Rede ſeyn.

Der Ocher oder Eiſenſtein, welcher ſich nicht ſelten unter der Oberflaͤche findet,
iſt der Vegetation hoͤchſt nachtheilig, vergiftet ſie gleichſam, wenn er anders nicht
ſo ſtark mit Erdkrume bedeckt iſt, daß die Wurzeln ihn nicht erreichen. Ueber den-
ſelben pflegt ſchon eine braungefaͤrbte rauhe Erde zu liegen, die einer Natur mit dem
Steine iſt; dieſe wird immer haͤrter, und geht ſo in Stein uͤber. Die Baͤume gehen
aus, ſobald ihre Wurzeln darauf ſtoßen.

In Hinſicht der Feuchtigkeit unterſcheiden wir hauptſaͤchlich den durchlaſſenden
und undurchlaſſenden Untergrund. Jenes iſt der ſandige und mehrentheils der ſtei-
nige, indem letzterer ſelten ohne alle Spalten iſt. Dieſes der thonige und lehmige.
Je weniger Sand er enthaͤlt, deſto undurchlaſſender iſt er; es kann aber auch Lehm,
der vielen Sand enthaͤlt, undurchlaſſend werden, wenn er ſich feſtgeſetzt hat. So
erzeugt ſich, wenn immer in gleicher Tiefe gepfluͤgt wird, unter der Sohle der Furche
durch den Pferdetritt und den Druck des Pfluges eine ſolche Borke, die kein Waſſer
durchlaͤßt, und in harten Stuͤcken bricht, wenn gleich daruͤber und darunter der Bo-
den ziemlich locker und durchlaſſend iſt.


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[148/0196] Die Bodenarten. Der Kalkſtein macht immer den beſten ſteinigen Untergrund aus. Cr iſt an der Oberflaͤche mehrentheils rauh, verwittert und ſpaltig. Er nimmt Erde gleichſam in ſich auf, in welche die Pflanzenwurzeln eindringen. Ja einige Pflanzen ſcheinen den Stein ſelbſt anzugreifen, und vielleicht Nahrung aus ſeiner Kohlenſaͤure zu ziehen: am ſtaͤrkſten die Eſparſette, jedoch auch die meiſten Diadelphiſten, wie auch Baͤume und Straͤucher: ſo daß ſolche Kalk- und Gypsfelſen doch minder unfruchtbar und unbrauchbar ſind, wie andere Felſen. Der Thonſchiefer, flach mit Krume bedeckt, verwittert, wenn der Pflug etwas abreibt oder Stuͤckchen abſpaltet, und man verſichert, dadurch den Boden tiefer ge- macht und verbeſſert zu haben. Der Granit ſchließt alle Vegetation aus, und flacher darauf ruhender Boden nimmt keine Verbeſſerung an, es ſey denn, daß man durch Aufbringen von Erde die Krume vermehre. Steingeſchiebe machen zuweilen den Untergrund aus, und es kommt darauf an, ob ſie genugſam oder nur flach mit Erdkrume bedeckt ſind. Im erſteren Falle ſcha- den ſie nicht, ſondern koͤnnen in thonigtem Boden ſehr nuͤtzlich ſeyn, wenn ſie der uͤberfluͤſſigen Feuchtigkeit Abzug geben. Von einzelnen Steinen, die bis zur Ober- flaͤche emportreten, wird noch die Rede ſeyn. Der Ocher oder Eiſenſtein, welcher ſich nicht ſelten unter der Oberflaͤche findet, iſt der Vegetation hoͤchſt nachtheilig, vergiftet ſie gleichſam, wenn er anders nicht ſo ſtark mit Erdkrume bedeckt iſt, daß die Wurzeln ihn nicht erreichen. Ueber den- ſelben pflegt ſchon eine braungefaͤrbte rauhe Erde zu liegen, die einer Natur mit dem Steine iſt; dieſe wird immer haͤrter, und geht ſo in Stein uͤber. Die Baͤume gehen aus, ſobald ihre Wurzeln darauf ſtoßen. In Hinſicht der Feuchtigkeit unterſcheiden wir hauptſaͤchlich den durchlaſſenden und undurchlaſſenden Untergrund. Jenes iſt der ſandige und mehrentheils der ſtei- nige, indem letzterer ſelten ohne alle Spalten iſt. Dieſes der thonige und lehmige. Je weniger Sand er enthaͤlt, deſto undurchlaſſender iſt er; es kann aber auch Lehm, der vielen Sand enthaͤlt, undurchlaſſend werden, wenn er ſich feſtgeſetzt hat. So erzeugt ſich, wenn immer in gleicher Tiefe gepfluͤgt wird, unter der Sohle der Furche durch den Pferdetritt und den Druck des Pfluges eine ſolche Borke, die kein Waſſer durchlaͤßt, und in harten Stuͤcken bricht, wenn gleich daruͤber und darunter der Bo- den ziemlich locker und durchlaſſend iſt.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/196>, abgerufen am 24.11.2024.