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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.
und herunter übergangen, und somit entsteht das Brouillon der agronomischen Charte
schon während des Geschäfts.

Diese Charte kann nun auf verschiedene Weise ausgearbeitet werden. Am
besten ist es, die verschiedenen Bodenmischungen durch Farbenilluminationen anzu-
deuten, die scharfen oder allmäligen Uebergänge mit Nuancirungen anzugeben; die
Anhöhen und Vertiefungen nach der gewöhnlichen Art durch Striche anzudeuten; den
stärkeren Humusgehalt vielleicht durch schwarze Punkte, die man nach Verhältniß
dichter oder entfernter aufträgt, anzuzeigen, und sofort alles Bemerkenswerthe durch
bestimmte Zeichen. Mittelst einer solchen Charte wird man dann ein getreu darstellen-
des Gemälde von seiner Feldmark vor Augen haben, um in jeder Hinsicht die zweck-
mäßigsten Einrichtungen treffen zu können. Eine genauere schriftliche Beschreibung
wird dann aus dem Protokoll mit Bezug auf die Nummern der Charte entworfen.
Es ist nicht schwierig auf dieser Charte auch das Gefälle die Sinken und die Richtung
des Wasserlaufs anzudeuten. Will man dieses indessen genauer wissen, so ist natür-
lich eine Nivellirung nöthig, die man nach verschiedenen Richtungen der Feldmark
vornimmt, und eine Nivellementsprofil davon entwirft. Wenn sich der Untergrund
erheblich verändert, und man diesen zu untersuchen und zu bemerken nöthig findet, so
läßt sich solcher auf diesen Nivellirungsprofilen nach der Stärke der Schichten durch
Farben sehr gut angeben. Man muß alsdann bei der Nivellirung den Erdbohrer so
tief und so häufig, als nöthig scheint, gebrauchen; was ohne große Schwierigkeiten
geschehen kann.

Wenn nach den äußern Merkmalen die Bestandtheile des Bodens zweifelhaft
bleiben, oder wenn man überhaupt geneigt ist, sie bestimmter zu analysiren, so wer-
den sie einer mehr oder minder genauen chemischen Untersuchung unterworfen. Man
wird bei Gegeneinanderhaltung der mitgenommenen Erdproben in feuchtem und trock-
nen Zustande durch Gesicht und Gefühl sehr leicht entdecken können, welche gleichar-
tig und ungleichartig sind, und braucht deshalb nicht jede mitgebrachte Probe be-
sonders zu untersuchen.

Für jeden wissenschaftlichen Agronomen kann wohl keine Bemühung sich nützli-
cher und angenehmer belohnen, wie diese; indem er sich nun von manchen Erschei-
nungen, die ihm vorher räthselhaft waren, befriedigende Erklärungen wird geben, zu-
gleich aber manchen Uebeln auf die zweckmäßigste Art abhelfen können.



Die Bodenarten.
und herunter uͤbergangen, und ſomit entſteht das Brouillon der agronomiſchen Charte
ſchon waͤhrend des Geſchaͤfts.

Dieſe Charte kann nun auf verſchiedene Weiſe ausgearbeitet werden. Am
beſten iſt es, die verſchiedenen Bodenmiſchungen durch Farbenilluminationen anzu-
deuten, die ſcharfen oder allmaͤligen Uebergaͤnge mit Nuancirungen anzugeben; die
Anhoͤhen und Vertiefungen nach der gewoͤhnlichen Art durch Striche anzudeuten; den
ſtaͤrkeren Humusgehalt vielleicht durch ſchwarze Punkte, die man nach Verhaͤltniß
dichter oder entfernter auftraͤgt, anzuzeigen, und ſofort alles Bemerkenswerthe durch
beſtimmte Zeichen. Mittelſt einer ſolchen Charte wird man dann ein getreu darſtellen-
des Gemaͤlde von ſeiner Feldmark vor Augen haben, um in jeder Hinſicht die zweck-
maͤßigſten Einrichtungen treffen zu koͤnnen. Eine genauere ſchriftliche Beſchreibung
wird dann aus dem Protokoll mit Bezug auf die Nummern der Charte entworfen.
Es iſt nicht ſchwierig auf dieſer Charte auch das Gefaͤlle die Sinken und die Richtung
des Waſſerlaufs anzudeuten. Will man dieſes indeſſen genauer wiſſen, ſo iſt natuͤr-
lich eine Nivellirung noͤthig, die man nach verſchiedenen Richtungen der Feldmark
vornimmt, und eine Nivellementsprofil davon entwirft. Wenn ſich der Untergrund
erheblich veraͤndert, und man dieſen zu unterſuchen und zu bemerken noͤthig findet, ſo
laͤßt ſich ſolcher auf dieſen Nivellirungsprofilen nach der Staͤrke der Schichten durch
Farben ſehr gut angeben. Man muß alsdann bei der Nivellirung den Erdbohrer ſo
tief und ſo haͤufig, als noͤthig ſcheint, gebrauchen; was ohne große Schwierigkeiten
geſchehen kann.

Wenn nach den aͤußern Merkmalen die Beſtandtheile des Bodens zweifelhaft
bleiben, oder wenn man uͤberhaupt geneigt iſt, ſie beſtimmter zu analyſiren, ſo wer-
den ſie einer mehr oder minder genauen chemiſchen Unterſuchung unterworfen. Man
wird bei Gegeneinanderhaltung der mitgenommenen Erdproben in feuchtem und trock-
nen Zuſtande durch Geſicht und Gefuͤhl ſehr leicht entdecken koͤnnen, welche gleichar-
tig und ungleichartig ſind, und braucht deshalb nicht jede mitgebrachte Probe be-
ſonders zu unterſuchen.

Fuͤr jeden wiſſenſchaftlichen Agronomen kann wohl keine Bemuͤhung ſich nuͤtzli-
cher und angenehmer belohnen, wie dieſe; indem er ſich nun von manchen Erſchei-
nungen, die ihm vorher raͤthſelhaft waren, befriedigende Erklaͤrungen wird geben, zu-
gleich aber manchen Uebeln auf die zweckmaͤßigſte Art abhelfen koͤnnen.



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[170/0218] Die Bodenarten. und herunter uͤbergangen, und ſomit entſteht das Brouillon der agronomiſchen Charte ſchon waͤhrend des Geſchaͤfts. Dieſe Charte kann nun auf verſchiedene Weiſe ausgearbeitet werden. Am beſten iſt es, die verſchiedenen Bodenmiſchungen durch Farbenilluminationen anzu- deuten, die ſcharfen oder allmaͤligen Uebergaͤnge mit Nuancirungen anzugeben; die Anhoͤhen und Vertiefungen nach der gewoͤhnlichen Art durch Striche anzudeuten; den ſtaͤrkeren Humusgehalt vielleicht durch ſchwarze Punkte, die man nach Verhaͤltniß dichter oder entfernter auftraͤgt, anzuzeigen, und ſofort alles Bemerkenswerthe durch beſtimmte Zeichen. Mittelſt einer ſolchen Charte wird man dann ein getreu darſtellen- des Gemaͤlde von ſeiner Feldmark vor Augen haben, um in jeder Hinſicht die zweck- maͤßigſten Einrichtungen treffen zu koͤnnen. Eine genauere ſchriftliche Beſchreibung wird dann aus dem Protokoll mit Bezug auf die Nummern der Charte entworfen. Es iſt nicht ſchwierig auf dieſer Charte auch das Gefaͤlle die Sinken und die Richtung des Waſſerlaufs anzudeuten. Will man dieſes indeſſen genauer wiſſen, ſo iſt natuͤr- lich eine Nivellirung noͤthig, die man nach verſchiedenen Richtungen der Feldmark vornimmt, und eine Nivellementsprofil davon entwirft. Wenn ſich der Untergrund erheblich veraͤndert, und man dieſen zu unterſuchen und zu bemerken noͤthig findet, ſo laͤßt ſich ſolcher auf dieſen Nivellirungsprofilen nach der Staͤrke der Schichten durch Farben ſehr gut angeben. Man muß alsdann bei der Nivellirung den Erdbohrer ſo tief und ſo haͤufig, als noͤthig ſcheint, gebrauchen; was ohne große Schwierigkeiten geſchehen kann. Wenn nach den aͤußern Merkmalen die Beſtandtheile des Bodens zweifelhaft bleiben, oder wenn man uͤberhaupt geneigt iſt, ſie beſtimmter zu analyſiren, ſo wer- den ſie einer mehr oder minder genauen chemiſchen Unterſuchung unterworfen. Man wird bei Gegeneinanderhaltung der mitgenommenen Erdproben in feuchtem und trock- nen Zuſtande durch Geſicht und Gefuͤhl ſehr leicht entdecken koͤnnen, welche gleichar- tig und ungleichartig ſind, und braucht deshalb nicht jede mitgebrachte Probe be- ſonders zu unterſuchen. Fuͤr jeden wiſſenſchaftlichen Agronomen kann wohl keine Bemuͤhung ſich nuͤtzli- cher und angenehmer belohnen, wie dieſe; indem er ſich nun von manchen Erſchei- nungen, die ihm vorher raͤthſelhaft waren, befriedigende Erklaͤrungen wird geben, zu- gleich aber manchen Uebeln auf die zweckmaͤßigſte Art abhelfen koͤnnen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/218>, abgerufen am 21.11.2024.