Ferner ist der Buchweizen oder das Haidekorn dazu gebraucht worden, wel- ches in grünem Zustande aber ebenfalls ein sehr nahrhaftes Viehfutter giebt.
Auch Wasserrüben hat man, wie schon Friedrich der Große erzählt, hauptsächlich zu diesem Zwecke ausgesäet, und endlich empfiehlt mein verehrungs- würdiger Freund Hermbstädt, der verschiedene darüber angestellte Versuche er- zählt, die Runkelrüben, um mit verschiedenen Zusätzen einen wirksamen Dünger daraus zu bereiten. Vergl. dessen Archiv der Agrikulturchemie, Bd. I. S. 79 u. s. f.
Eine Methode, welche da, wo sie bekannt war, sich so ununterbrochen er- halten hat, verdient keinesweges vergessen, sondern mit mehrerer Aufmerksam- keit, wie bisher bei uns geschehen ist, versucht zu werden. Es scheint beim ersten Anblicke Verschwendung, eine grüne Saat, die man abmähen und auf dem Stalle mit dem Viehe verfuttern könnte, so niederwalzen oder niedertreten zu lassen- Man glaubt der Dünger könne dem Acker wieder zu gut kommen, wenn man sie erst für das Vieh benutzt habe, und man hat Recht. Allein man kann ja immer mehr aussäen, als man mit dem mehrentheils festgesetzten Viehstande benutzen, und mit seinen Arbeitern einernten kann. Und dann scheint es nach den Bemer- kungen der Italiener einigen Bodenarten vortheilhafter, wenn sie zu Zeiten eine bloß vegetabilische, und wie man es dort nicht ganz unrichtig nennt, abkühlende Düngung erhalte.
Manche haben diese Methode nur für entferntere, neu aufgebrochene oder erschöpfte Ländereien empfohlen. Aber auf den ganz außer Kraft gekommenen wird sie wenig bewirken, weil die als Dünger ausgesäeten Gewächse zu kümmer- lich daselbst aufkommen. Der Acker, der Dungkraft erzeugen soll, muß hier wie überall noch Dungkraft haben. Diese Düngungsart ist also mehr zur Erhaltung der Fruchtbarkeit im Acker, als zur ersten Begründung derselben anwendbar, und daher ist sie wahrscheinlich bei uns bisher so wenig in Gebrauch gekommen. Es läßt sich übrigens beinahe fühlen, was sie bewirken kann, wenn man ein dicht bekrautetes Hülsenfrucht-Feld ansiehet, und sich denkt, daß diese grüne Masse nun untergepflügt werde.
§. 48.
Jeder vegetabilische Abfall und sogenannte Unrath kann, wenn er zusammen-Vegetabilische Abfälle. gehalten, in Verwesung gesetzt, und zu dem Ende mit etwas thierischem oder mit
Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
Ferner iſt der Buchweizen oder das Haidekorn dazu gebraucht worden, wel- ches in gruͤnem Zuſtande aber ebenfalls ein ſehr nahrhaftes Viehfutter giebt.
Auch Waſſerruͤben hat man, wie ſchon Friedrich der Große erzaͤhlt, hauptſaͤchlich zu dieſem Zwecke ausgeſaͤet, und endlich empfiehlt mein verehrungs- wuͤrdiger Freund Hermbſtaͤdt, der verſchiedene daruͤber angeſtellte Verſuche er- zaͤhlt, die Runkelruͤben, um mit verſchiedenen Zuſaͤtzen einen wirkſamen Duͤnger daraus zu bereiten. Vergl. deſſen Archiv der Agrikulturchemie, Bd. I. S. 79 u. ſ. f.
Eine Methode, welche da, wo ſie bekannt war, ſich ſo ununterbrochen er- halten hat, verdient keinesweges vergeſſen, ſondern mit mehrerer Aufmerkſam- keit, wie bisher bei uns geſchehen iſt, verſucht zu werden. Es ſcheint beim erſten Anblicke Verſchwendung, eine gruͤne Saat, die man abmaͤhen und auf dem Stalle mit dem Viehe verfuttern koͤnnte, ſo niederwalzen oder niedertreten zu laſſen- Man glaubt der Duͤnger koͤnne dem Acker wieder zu gut kommen, wenn man ſie erſt fuͤr das Vieh benutzt habe, und man hat Recht. Allein man kann ja immer mehr ausſaͤen, als man mit dem mehrentheils feſtgeſetzten Viehſtande benutzen, und mit ſeinen Arbeitern einernten kann. Und dann ſcheint es nach den Bemer- kungen der Italiener einigen Bodenarten vortheilhafter, wenn ſie zu Zeiten eine bloß vegetabiliſche, und wie man es dort nicht ganz unrichtig nennt, abkuͤhlende Duͤngung erhalte.
Manche haben dieſe Methode nur fuͤr entferntere, neu aufgebrochene oder erſchoͤpfte Laͤndereien empfohlen. Aber auf den ganz außer Kraft gekommenen wird ſie wenig bewirken, weil die als Duͤnger ausgeſaͤeten Gewaͤchſe zu kuͤmmer- lich daſelbſt aufkommen. Der Acker, der Dungkraft erzeugen ſoll, muß hier wie uͤberall noch Dungkraft haben. Dieſe Duͤngungsart iſt alſo mehr zur Erhaltung der Fruchtbarkeit im Acker, als zur erſten Begruͤndung derſelben anwendbar, und daher iſt ſie wahrſcheinlich bei uns bisher ſo wenig in Gebrauch gekommen. Es laͤßt ſich uͤbrigens beinahe fuͤhlen, was ſie bewirken kann, wenn man ein dicht bekrautetes Huͤlſenfrucht-Feld anſiehet, und ſich denkt, daß dieſe gruͤne Maſſe nun untergepfluͤgt werde.
§. 48.
Jeder vegetabiliſche Abfall und ſogenannte Unrath kann, wenn er zuſammen-Vegetabiliſche Abfaͤlle. gehalten, in Verweſung geſetzt, und zu dem Ende mit etwas thieriſchem oder mit
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Vegetabiliſche Duͤngungsmittel.
Ferner iſt der Buchweizen oder das Haidekorn dazu gebraucht worden, wel-
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Auch Waſſerruͤben hat man, wie ſchon Friedrich der Große erzaͤhlt,
hauptſaͤchlich zu dieſem Zwecke ausgeſaͤet, und endlich empfiehlt mein verehrungs-
wuͤrdiger Freund Hermbſtaͤdt, der verſchiedene daruͤber angeſtellte Verſuche er-
zaͤhlt, die Runkelruͤben, um mit verſchiedenen Zuſaͤtzen einen wirkſamen Duͤnger
daraus zu bereiten. Vergl. deſſen Archiv der Agrikulturchemie, Bd. I. S. 79 u. ſ. f.
Eine Methode, welche da, wo ſie bekannt war, ſich ſo ununterbrochen er-
halten hat, verdient keinesweges vergeſſen, ſondern mit mehrerer Aufmerkſam-
keit, wie bisher bei uns geſchehen iſt, verſucht zu werden. Es ſcheint beim erſten
Anblicke Verſchwendung, eine gruͤne Saat, die man abmaͤhen und auf dem Stalle
mit dem Viehe verfuttern koͤnnte, ſo niederwalzen oder niedertreten zu laſſen-
Man glaubt der Duͤnger koͤnne dem Acker wieder zu gut kommen, wenn man ſie
erſt fuͤr das Vieh benutzt habe, und man hat Recht. Allein man kann ja immer
mehr ausſaͤen, als man mit dem mehrentheils feſtgeſetzten Viehſtande benutzen,
und mit ſeinen Arbeitern einernten kann. Und dann ſcheint es nach den Bemer-
kungen der Italiener einigen Bodenarten vortheilhafter, wenn ſie zu Zeiten eine
bloß vegetabiliſche, und wie man es dort nicht ganz unrichtig nennt, abkuͤhlende
Duͤngung erhalte.
Manche haben dieſe Methode nur fuͤr entferntere, neu aufgebrochene oder
erſchoͤpfte Laͤndereien empfohlen. Aber auf den ganz außer Kraft gekommenen
wird ſie wenig bewirken, weil die als Duͤnger ausgeſaͤeten Gewaͤchſe zu kuͤmmer-
lich daſelbſt aufkommen. Der Acker, der Dungkraft erzeugen ſoll, muß hier wie
uͤberall noch Dungkraft haben. Dieſe Duͤngungsart iſt alſo mehr zur Erhaltung
der Fruchtbarkeit im Acker, als zur erſten Begruͤndung derſelben anwendbar, und
daher iſt ſie wahrſcheinlich bei uns bisher ſo wenig in Gebrauch gekommen. Es
laͤßt ſich uͤbrigens beinahe fuͤhlen, was ſie bewirken kann, wenn man ein dicht
bekrautetes Huͤlſenfrucht-Feld anſiehet, und ſich denkt, daß dieſe gruͤne Maſſe
nun untergepfluͤgt werde.
§. 48.
Jeder vegetabiliſche Abfall und ſogenannte Unrath kann, wenn er zuſammen-
gehalten, in Verweſung geſetzt, und zu dem Ende mit etwas thieriſchem oder mit
Vegetabiliſche
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/277>, abgerufen am 16.06.2024.
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