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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.
theils das weitere Eindringen der Feuchtigkeit verhindert, theils aber schwerlich
wieder zu Pulver zerfällt, sondern in Stücken zusammengeklebt bleibt.

Eine dritte Art, den Kalk zur Vertheilung auf den Acker vorzubereiten, ist
noch die: daß man ihn mit Rasen oder Rasenerde, da, wo man sie nahe beim Acker
haben kann, z. B. an den Rainen und Abhängen der Felder oder bei binsigen aus-
zustechenden Sinken in Mieten zusammenbringt, ihn darin zerfallen und den Ra-
sen zersetzen läßt. Diese Mieten werden dann einige Male umgestochen und wie-
der aufgesetzt. Hier kann sich der Kalk mit der Erde und dem Humus sehr wirksam
verbinden und zertheilen, und dieser oft leicht zu bereitende Kompost ist von treff-
licher Wirkung. So bringt man ihn auch zwischen moosigen Torf und mit unzer-
gangenen vegetabilischen Substanzen noch stark versetzten Modder. Von seinem
Gebrauche zu andern Kompostarten ist §. 32. geredet worden.

§. 56.

Behandlung
des ausge-
streuten Kalks.
Eine wesentliche Bedingung, wenn man von dem Kalk die erwünschte und
möglich höchste Wirkung haben will, ist die, daß er auf das allergenaueste und
innigste mit der Ackererde durchmengt werde, so daß jedes seiner feinsten Partikeln
mit jedem Partikel der Erde in Berührung und Wechselwirkung komme. Hierbei
ist also die größte Aufmerksamkeit nöthig. Wenn man ihn auf den gestürzten und
vorgeeggeten Acker ausgestreuet hat, so wird er bei trockenem Wetter nochmals
stark durchgeegget, und sodann so flach, wie immer möglich, untergepflügt. Am
besten bedient man sich hierzu des Exstirpators, der ihn mit der Erde durchwühlt.
Nun wird wieder geegget, und darauf um ein weniges tiefer gepflügt. So muß
er mit Einschluß der Saatfurche wenigstens vier Mal mit Pflug, Egge oder dem
genannten Werkzeuge durchgearbeitet werden, und zwar immer bei trockenem
Wetter. Die Kalkdüngung erfordert also nothwendig eine reine und vollkommene
Brache. Auf die Weise wird dann auch die gerühmte Wirkung des Kalks, daß er
das Land vom Unkraute reinige, völlig erreicht. Verfährt man dagegen hierin
nachläßig, so thut der Kalk wenige Wirkung. Von einer schwachen Kalkung ver-
spürt man gar keine, von einer starken oft eine nachtheilige, indem der Kalk zu
Mörtelstücken wird. Wo man den groben Fehler beging, ihn mit der ersten
Furche zur vollen Pflugtiefe unterzubringen, da hat sich eine Kalkborke unter der-
selben erzeugt, welche dem Pfluge so im Wege ist, daß der Boden dadurch ganz

Mineraliſche Duͤngungsmittel.
theils das weitere Eindringen der Feuchtigkeit verhindert, theils aber ſchwerlich
wieder zu Pulver zerfaͤllt, ſondern in Stuͤcken zuſammengeklebt bleibt.

Eine dritte Art, den Kalk zur Vertheilung auf den Acker vorzubereiten, iſt
noch die: daß man ihn mit Raſen oder Raſenerde, da, wo man ſie nahe beim Acker
haben kann, z. B. an den Rainen und Abhaͤngen der Felder oder bei binſigen aus-
zuſtechenden Sinken in Mieten zuſammenbringt, ihn darin zerfallen und den Ra-
ſen zerſetzen laͤßt. Dieſe Mieten werden dann einige Male umgeſtochen und wie-
der aufgeſetzt. Hier kann ſich der Kalk mit der Erde und dem Humus ſehr wirkſam
verbinden und zertheilen, und dieſer oft leicht zu bereitende Kompoſt iſt von treff-
licher Wirkung. So bringt man ihn auch zwiſchen mooſigen Torf und mit unzer-
gangenen vegetabiliſchen Subſtanzen noch ſtark verſetzten Modder. Von ſeinem
Gebrauche zu andern Kompoſtarten iſt §. 32. geredet worden.

§. 56.

Behandlung
des ausge-
ſtreuten Kalks.
Eine weſentliche Bedingung, wenn man von dem Kalk die erwuͤnſchte und
moͤglich hoͤchſte Wirkung haben will, iſt die, daß er auf das allergenaueſte und
innigſte mit der Ackererde durchmengt werde, ſo daß jedes ſeiner feinſten Partikeln
mit jedem Partikel der Erde in Beruͤhrung und Wechſelwirkung komme. Hierbei
iſt alſo die groͤßte Aufmerkſamkeit noͤthig. Wenn man ihn auf den geſtuͤrzten und
vorgeeggeten Acker ausgeſtreuet hat, ſo wird er bei trockenem Wetter nochmals
ſtark durchgeegget, und ſodann ſo flach, wie immer moͤglich, untergepfluͤgt. Am
beſten bedient man ſich hierzu des Exſtirpators, der ihn mit der Erde durchwuͤhlt.
Nun wird wieder geegget, und darauf um ein weniges tiefer gepfluͤgt. So muß
er mit Einſchluß der Saatfurche wenigſtens vier Mal mit Pflug, Egge oder dem
genannten Werkzeuge durchgearbeitet werden, und zwar immer bei trockenem
Wetter. Die Kalkduͤngung erfordert alſo nothwendig eine reine und vollkommene
Brache. Auf die Weiſe wird dann auch die geruͤhmte Wirkung des Kalks, daß er
das Land vom Unkraute reinige, voͤllig erreicht. Verfaͤhrt man dagegen hierin
nachlaͤßig, ſo thut der Kalk wenige Wirkung. Von einer ſchwachen Kalkung ver-
ſpuͤrt man gar keine, von einer ſtarken oft eine nachtheilige, indem der Kalk zu
Moͤrtelſtuͤcken wird. Wo man den groben Fehler beging, ihn mit der erſten
Furche zur vollen Pflugtiefe unterzubringen, da hat ſich eine Kalkborke unter der-
ſelben erzeugt, welche dem Pfluge ſo im Wege iſt, daß der Boden dadurch ganz

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[242/0290] Mineraliſche Duͤngungsmittel. theils das weitere Eindringen der Feuchtigkeit verhindert, theils aber ſchwerlich wieder zu Pulver zerfaͤllt, ſondern in Stuͤcken zuſammengeklebt bleibt. Eine dritte Art, den Kalk zur Vertheilung auf den Acker vorzubereiten, iſt noch die: daß man ihn mit Raſen oder Raſenerde, da, wo man ſie nahe beim Acker haben kann, z. B. an den Rainen und Abhaͤngen der Felder oder bei binſigen aus- zuſtechenden Sinken in Mieten zuſammenbringt, ihn darin zerfallen und den Ra- ſen zerſetzen laͤßt. Dieſe Mieten werden dann einige Male umgeſtochen und wie- der aufgeſetzt. Hier kann ſich der Kalk mit der Erde und dem Humus ſehr wirkſam verbinden und zertheilen, und dieſer oft leicht zu bereitende Kompoſt iſt von treff- licher Wirkung. So bringt man ihn auch zwiſchen mooſigen Torf und mit unzer- gangenen vegetabiliſchen Subſtanzen noch ſtark verſetzten Modder. Von ſeinem Gebrauche zu andern Kompoſtarten iſt §. 32. geredet worden. §. 56. Eine weſentliche Bedingung, wenn man von dem Kalk die erwuͤnſchte und moͤglich hoͤchſte Wirkung haben will, iſt die, daß er auf das allergenaueſte und innigſte mit der Ackererde durchmengt werde, ſo daß jedes ſeiner feinſten Partikeln mit jedem Partikel der Erde in Beruͤhrung und Wechſelwirkung komme. Hierbei iſt alſo die groͤßte Aufmerkſamkeit noͤthig. Wenn man ihn auf den geſtuͤrzten und vorgeeggeten Acker ausgeſtreuet hat, ſo wird er bei trockenem Wetter nochmals ſtark durchgeegget, und ſodann ſo flach, wie immer moͤglich, untergepfluͤgt. Am beſten bedient man ſich hierzu des Exſtirpators, der ihn mit der Erde durchwuͤhlt. Nun wird wieder geegget, und darauf um ein weniges tiefer gepfluͤgt. So muß er mit Einſchluß der Saatfurche wenigſtens vier Mal mit Pflug, Egge oder dem genannten Werkzeuge durchgearbeitet werden, und zwar immer bei trockenem Wetter. Die Kalkduͤngung erfordert alſo nothwendig eine reine und vollkommene Brache. Auf die Weiſe wird dann auch die geruͤhmte Wirkung des Kalks, daß er das Land vom Unkraute reinige, voͤllig erreicht. Verfaͤhrt man dagegen hierin nachlaͤßig, ſo thut der Kalk wenige Wirkung. Von einer ſchwachen Kalkung ver- ſpuͤrt man gar keine, von einer ſtarken oft eine nachtheilige, indem der Kalk zu Moͤrtelſtuͤcken wird. Wo man den groben Fehler beging, ihn mit der erſten Furche zur vollen Pflugtiefe unterzubringen, da hat ſich eine Kalkborke unter der- ſelben erzeugt, welche dem Pfluge ſo im Wege iſt, daß der Boden dadurch ganz Behandlung des ausge- ſtreuten Kalks.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/290>, abgerufen am 24.11.2024.